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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dollar (Stadt) - Döllinger (Ignaz)
nicht für den einheimischen Umlauf bestimmt les
überragt an Silberinhalt den Standard D. um 1^/n
Proz., da 55 Trade D. ebensoviel Silber enthalten,
wie 56 Standard D.), es wurde für Private an-
gefertigt und sollte in Ostasien den alten span. und
den mexik. Piaster verdrängen. Diesen Zweck hat es
jedoch nur vorübergehend und nur in geringem Maße
erreicht. DieimInland gebliebenen oder dahin zurück-
gekommenen Trade D. wurden umgeprägt; sie waren
hier immer unbeliebt gewesen, obgleich sie bis Juli
1876 als Zahlungsmittel den Silberscheidemünzen
gleichgestellt waren und daher für jede Zahlung bis
zu 5 D. einschließlich gesetzlichen Umlauf hatten.
Sie erlitten im Frühjahr 1879 in Ncuyork 3 Proz.
Verlust gegen Goldmünze. Von dem Metalldollar
der Vereinigten Staaten muß der Papierdollar
(Dollar (^ni'i'6n<^) unterschieden werden. Tiefer ist
teils Bundes-(Unions-) Papiergeld (welches wegen
der grünen Rückseite der Scheine "ttreendlrckL", s. d.,
genannt wird), teils besteht er in den Noten der sehr
zahlreichen Banken. Die Noten der Nationalbanken
<s. Banknoten, Bd. 2, S.376K) werden insolge ihrer
Sicherstellung dem Unionspapiergeld gleichgehalten
und bilden bei Zahlungen an die Vundeskassen und
von denselben (nur die Entrichtung der Zölle und der
Zinsen für die Vundesschuld ausgenommen) sowie
im Verkehr der Nationalbanken unter sich ein gesetz-
liches Zahlungsmittel. Das seit 1862 ausgegebene
Unionspapiergeld war im allgemeinen Verkehr, nur
Kalifornien ausgenommen, wo die reine Goldwäh-
rung beibehalten wurde, bis zum 2. Jan. 1879 die
alleinige Währung; nur mußten die Einfuhrzölle in
Metallgeld entrichtet werden, und auch die Zinfen
der Nationalschuld wurden und werden noch jetzt in
Goldwährung bezahlt. Seit der 1862 verfügten Auf-
hebung der Einlösung trat dieses Papiergeld in Ver-
lust gegenüber dem Metallgeld, welcher Verlust
11. Juli 1864 seinen Höhepunkt mit 185 Proz. er-
reichte (100 D. Gold -^ 285 D. Papiergeld). Die
Wiederaufnahme der Barzahlungen, d. i. die Var-
cmlösung des Unionspapiergeldcs, ist 2. Jan. 1879
erfolgt. (S. auch Carolus-Dollar.)
Dollar (fpr. doll'r), Stadt in der scbott. Graf-
schaft Clackmannan, 9 km im NNO. von Alloa,
nahe beim Devon und am Fuße dcr Ochilberge,
bat (1891) 1807 E., eine 1818 gegründete Tollar-
Academy (800 Knaben und Mädchen), Ruinen
des 1645 von Montrofe verbrannten Eampbell-
Schlosfes; Flachsspinnerei, Bleicherei und Kohlen-
gruben. In der Nähe die Rumbling-Bridge (tofende
Brücke) über eine Schlucht des Devon.
Dollart, Mündungsbufen der Ems zwischen der
bolländ. Provinz Groningen und der preuß. Pro-
vinz Hannover gelegen, ist erst im 13. Jahrh. (1277
und 1287) durch Zerstörung von 385 <i1<in des frucbt-
darsten Landes mit 50 Ortschaften entstanden. In
den letzten 200 Jahren hat man aber befonders
von dem Holland. Ufer aus große strecken des Lan-
des wieder gewonnen. Der D. ist gegen 20 km lang
und 6-12 Km breit.
Dollbord, die oberste starke Planke eines Bootes,
auf die zum Auflegen dcr Riemen entweder eiferne
Dollen (Pflocke) oder Ricmengabeln eingesetzt wer-
den, oder bei den leichtern Booten, Kuttern und
Jollen Runzeln eingcschnitten sind <s. Ricmcn).
Dollen, s. Tollbord und Dübel.
Dollfus, Jean, Industrieller, geb. 25. Sept.
1800 in Mülhauscn im Elsaß, übernahm mit seinen
Brüdern die vom Vater hinterlassene Kattundrucke-
rci (gegründet 1746) und gab ihr eine große Aus-
dehnung. Auch gründete er die dortigen Arbeiter-
quartiere, schrieb mehrere freihändlerische Schriften,
z. B. "?w8 ä6 prokidition" (1853) und war der
letzte Maire von Mülhausen. Seit 1877 war er
während dreier Legislaturperioden Abgeordneter
des zweiten elfaß-lothr. Wahlkreises (Mülhausen) für
den deutfchen Reichstag und gehörte zu den Pro-
testlern. Er starb 21. Mai 1887 in Mülhausen.
Sein Sohn, Charles D., geb. 27. Juli 1827 in
Mülhausen, war anfangs Advokat, später philos.
Schriststeller und Redacteur der "Nevus ^ei-ma-
nihue". Er schrieb: "NoclitaUo^ pkii080pkiliu68"
(Par. 1865), "^Wä6 3iir i'^IIemaFue" (ebd. 1864),
"I^H rovlmcke äs 8aäo^H" (1872) u. a. - Von
den Brüdern Jean D.' und Teilhabern am Geschäft
machte sich D aniel D., genanntD ollfus Ausset,
geb. 1797 in Mülhausen, gest. daselbst 21. Juli
1870, durch Gletscherforschungen bekannt. Er schrieb:
"^iNteriaux rMir I'otuäe ä63 ^Hciei'3" (13 Bde.
mit Atlas, Par. 1864-73), "Nat6i'iaiix pour 1a
coloi-Htiou (163 6wif68" (2 Bde., ebd. 1862) und
"?3.83ot6mp8 6(in68ti-6" (Straßb. 1865). Ein zwei-
ter Bruder, Charles Emile D., geb. 10. April
1805, gest. 27. Aug. 1858, war Maire von Mül-
hausen und wiederholt Mitglied der Deputiertcn-
kammer in Paris.
Die D.schen Fabriken gingen 1890 an die "Aktien-
gesellschaft für Textilindustrie, vormals Dollfus-
Mieg <^ Cie." in Mülhausen, Belfort und Paris
über. Siebestehen aus Baumwollspinnereien (50000
Spindeln) und Woll-, Baumwoll-, .Halbseidenwebe-
reien. Der Hauptzweig der Fabrikation sind Näh-
fäden, Vordiergarne u. a. (alle fog. Elfässer Fäden
! unter der Marke V5I0) in Baumwolle, Wolle,
Seide, Ramie u. s. w. Daneben besteht Bleicherei,
Färberei und Appreturanstalt. Die Gesamtproduk-
tion beträgt etwa 20 Mill. Frs. jährlich, das Aktien-
kapital 10 Mill. M. mit 6 Mill. M. Obligationen,
die Dividende für1890-91 9Proz. An Wohlthätig-
keitseinrichtungen bestehen: ein Arbeiterreservcfonds
von iMill.Frs., eine Alterskasse von 600000 Frs.,
eine Kinderbewahranstalt, zwei Arbeiterküchen,
Waschbaus', ferner Arbeitersparkasse, eine Kollektiv-
z Mobiliar-Feuerversicherung und Kollektiv-Lebens-
versicherung sür die Arbeiter. Anderwärts Ver-
sicherten wird ein Veitrag von 50 Proz. zur Prämie
gewährt. An Ruhegehalten wird jährlich gezahlt
etwa 27 000 M., an Wöchnerinnen 5000 M. u.s.w.
Dollieren, Ausschlichten oder Falzen, eine
Operation der Lederfabrikation, durch welche eine
Egalisierung der gegerbten Häute bezweckt wird.
Mittels eines eigenen Instruments, des Dollier-
eifens oder des Falzes, werden dabei alle hervor-
ragenden Teile sorgfältig fortgeschnitten, um dem
Leder an allen Stellen genau gleiche Dicke zu geben.
Döllinger, Ignaz, Anatom und Physiolog,
geb. 24. Mai 1770 zu Bamberg, wo sein Vater
Leibarzt des Fürstbischofs und Professor der Me-
dizin war, widmete sich erst in seiner Vaterstadt,
dann zu Würzburg, zuletzt in Wien und Pavia
mediz. Studien. 1793 nach Vamberg zurückgekehrt,
erhielt er hier eine Professur und ging 1803 als
Profellor der Anatomie nach Würzburg, wo er zu
Schelling in freundschaftliche Beziehungen trat und
eine neue anatom.-philos. Schule begründete. Er
siedelte 1823 nach Landshut und 1826 mit der dor-
tigen Universität nach München über, wo er 1837
zum Obermcdizinalrat ernannt ward und 14. Jan.