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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dufay - Dufour
sterium; er siel mit Thiers 24. Mai 1873, über-
nahm jedoch wieder dasselbe Portefeuille im Mini-
sterium Vusfet, 11. März 1875, und verteidigte bei
der Beratung des Gesetzes über die Abgeordueten-
wahlen die Arrondissementsabstimmung gegenüber
der von der Linken (Gambetta) verlangten Listen-
wahl. Am 12. Aug. 1876 wurde er vom Senat selbst
an Casimir Poliers Stelle zum lebenslänglichen
Mitglied erwählt. In dem Kabinett vom 9. März
1876 übernahm er die Ministerpräsidentschaft, die
Justiz und den Kultus, bekämpfte die Anträge auf
Erteilung einer allgemeinen Amnestie, war aber der
Abgeordnetenkammer zu klerikal, weshalb er 2. Dez.
seine Entlassung gab. Jedoch schon 14. Sept. 1877
wurde er aufs neue zur Bildung eines Ministeriums
berufen, worin er die Präsidentschaft und die Justiz
übernahm. Da der Präsident Mac - Mahon nicht
in die Absetzung mehrerer bonapartistisch gesinn-
ter Generale willigen wollte, bot D. seine Entlas-
sung an. Jener aber kam ihm zuvor und kündigte
30. Jan. 1879 seinen Rücktritt von dem Posten
eines Präsidenten der Republik an, worauf auch
D. 1. Febr. sein Amt niederlegte. Sein Klerikalis-
mus ließ ihn März 1880 im Senat die Ferryschen
Unterrichtsgesetze mit Entschiedenheit bekämpsen.
Er starb 28. Juni 1881 zu Paris. - Vgl. Picot,
Nwä68 ä'di8wil6 pHi'i6ni6Mair6 N. v.) 83. V16
6t 863 äi350ur8 (Par. 1883).
Tmfay (spr. düfäh), Guillaume (Willem), Mu-
siker, geb. gegen 1400 zu Cambrai, nach andern zu
Chimay (Hennegau), gest. 27. Nov. 1474 zu Cam-
brai, das Haupt der ersten niederländ. Tonschule, ist
der erste Komponist, in dessen Werken eine voll-
ständig ausgebildete Kunst hervortritt, der Vater
/mserer mehrstimmigen Musik. - Vgl. F. Haberl,
Bausteine für Musikgeschichte, Heft 1 (Lpz. 1886).
Duffek, Nikolaus, Lustspieldichter, Pseudonym
Julius Rosen, geb. 8. Okt. 1833 zu Prag, stu-
dierte daselbst die Rechte, wandte sich aber bald
ganz der Bühnenschriftstellerei zu. Er war 1860-66
in Prag Beamter im Prehbureau bei der Polizei,
nahm dann seinen Abschied und wurde am Carl-
Theater in Wien erst Dramaturg, dann Regisseur;
seit 1874 leitete er mit Iosefine Gallmeyer das sog.
Strampser-Theater in Wien, gab es infolge des gro-
ßen Börsenkrachs auf und ward Regisseur am Ber-
liner Wallner-Theater. Dann wirkte erlä'ngereJahre
als eine Hauptstütze des Wiener Stadttheaters unter
Heinrich Laube, wurde 1888 Oberregisseur des Tha-
liatheaters zu Hamburg und starb 4. Jan. 1892 zu
Görz. Von seinen Lustspielen, die durch gesunde,
oft derbe Komik wirken, waren erfolgreich i "Nullen",
"O diefe Männer", "Das Schwert des Damokles",
"Schwere Zeiten", "Größenwahn", "Zitronen",
"Kanonenfutter", "Ein Knopf", "Falbsche Tage".
Seine nicht vollständigen "Gesammelten dramat.
Werke" erschienen in Berlin (14 Bde., 1870-88).
Für Wiener Blätter schrieb D. Feuilleton-Romane.
Düffcl, auch Sibirienne genannt, ein dem
Friee ähnliches tuchartiges Gewebe.
Dufferin und'Awa (spr.döff-), FrederickTemple
Hamilton Vlackwood, Marquis von, engl. Diplo-
mat, einziger Sohn des vierten Lord D., geb. 21. Juni
1826 in Florenz, ward in Eton erzogen, folgte, noch
minderjährig (Juli 1841), seinem Vater in der iri-
schen Baronie und setzte dann seine Studien in Ox-
ford sort. Während des Hungerjahres 1846-47
bereiste er Irland und veröffentlichte seine Erfah-
rungen in dcr Schrift "^arl2.tiv6 ok 3^0111-116^ krom
Oxfoi-ä to 3kidd6i-66ii, äuriuF t!i6 ^ar ok tiis
Iii8d fHinin6" (Oxford 1847). Die Verleihung der
engl. Peerswürde 1850 eröffnete ihm mit einem Sitz
im Hause der Lords den Weg zu polit. Auszeich-
nung. 1855 begleitete er Lord John Russell auf
dessm Sendung nach Wien, 1859 unternahm er in
seiner Jacht eine Reise nach Island und Spitzbergen,
die er in den "1^6N6i'3 kioin iii^i Iatiwä68" (8. Aufl.
1887; deutsch Braunschw. 1860), einem ebenso geist-
reichen als unterhaltenden Buche, schilderte. Das
Jahr darauf fchickte Lord Palmerston ihn als engl.
Kommissar nach Syrien, wo er an den Verhand-
lungen wegen der dort vorgekommenen Christen-
metzeleien hervorragenden Anteil nahm. 1864-66
war er unter Lord Palmerston und Lord Russell zu-
erst Unterstaatssekretär für Indien, dann im Kriegs-
ministerium. Nachdem er sich an der Irischen Frage
durch die Schriften "(^oMridationg to au iiiHnil^
inw tli6 8tat6 ok Ii'6lanä" (1866), "Iri^i 6iQigrati0ii
3.nä tQ6 t6imi'6 ol lanä in Ii'llianä" (1868) und "Nr.
NiII'8 plan loi' tii6 paciüclUion ol lrelanä 6xamm6ä"
(1868) beteiligt hatte, wurde er unter Gladstone Dez.
1868KanzlcrfürdasHerzogtumLancaster und, nach-
dem er Nov. 1871 zum Viscount Clandeboye und
Grafen D. erhoben war, April 1872 Generalgouver-
neur von Canada. D.s dortige Verwaltung wurde
von entschiedenem Erfolge gekrönt, sodah er auch un-
ter Disraeli (Beaconsfield) im Amt blieb, der ihn
1879 als außerordentlichen. Gesandten und bevoll-
mächtigten Minister nach Petersburg schickte. Auch
dort bewährte er sich vortrefflich, und von noch grö-
ßerm Erfolg war seine Thätigkeit als Botschafter in
Konstantinopcl 1881-84 während der ägypt. Wir-
ren; Nov. 1882 bis April 1883 weilte er in Ägypten
selbst, um die Neuordnung dcr Verwaltung zu unter-
stützen. 1884 kam er als Vicckönig nach Indien, wo
ihm die Lösung der afghan. Grenzfrage mit Ruhland
und die Expedition gegen Virma zufiel. 1888 ver-
taufchte er diefen Posten mit dem des Botschafters in
Rom und wurde zum Grafen Awa und Marquis von
D. und Awa erhoben. Im Nov. 1891 wurde ihm nach
dem Tode des Lordschatzmeisters Smith die Würde
eines I^orä V^aräLn oft1i6 (^inHue?oi't3 übertragen,
Dezember desselben Jahres wurde er zum Botschaf-
ter in Paris ernannt. Eine Sammlung feiner
"3P66CÜ68 Hud ^ääi-68868" erschien London 1882,
seine "3p66CQ68 ä6iiv6l6ä in I^onäon 1884-88"
ebd. 1890. Seine Gattin schrieb "Onr vic6l6FHl
1il6 iu ludia" (Lond. 1889) und veröffentlichte "^7
^U3.äiau ^oui-uai 1872-78" (cbd. 1892).
Dufour (spr. düfuhr), Jean Marie Leon, franz.
Entomolog, geb. 1782 in St. <^ever (Depart.
Landes), gest. 18. April 1865 als praktischer Arzt
daselbst, hat sich besonders durch zahlreiche anatom.
Untersuchungen über Spinnen und Inselten sowie
durch Beobachtungen über die Metamorphosen der
letztern bekannt gemacht und von 1811 bis 1861
zahlreiche Abhandlungen in den "^linal68 ä68
861611068 natui'61168" und "^NNkl68 ä6 la 8oci6t6
6nwlli0l()Fitiii6 ä6 ^1'HI1C6" publiziert. Er entdeckte
die parasitischen Gregarinen und veröffentlichte u. a.
"I^,6o1i6rl)1i68 8ur 168 k6mipt6i-68" (Par. 1833).
Dufour (spr. düfuhr), Wilh. Heinr., schweiz.
General, geb. 15. Sept. 1787 zu Konstanz, widmete
sich zu Genf, dem Heimatsorte seiner Eltern, mathem.
und jurist. Studien. 1807 trat er in die Polytech-
nische Schule zu Paris, wurde 1809 Genieoffizier,
leitete als solcher in Korfu den Festungsbau, machte
die letzten Feldzüge Napoleons mit und zeichnete