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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Eichstätt; Eichthal; Eichw.; Eichwald; Eicocon; Eid; Eidschwur

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Eichstätt (Fürst von) - Eid (juristisch)

einsetzte. Durch die Wallfahrten zu den 870 hierher gebrachten Gebeinen der heil. Walpurgis und zum Grabe des heil. Wilibald hob sich der neue Bischofssitz und erhielt schon 908 Stadtrecht, Zoll-, Münz- und Marktrecht. Im Dreißigjährigen Kriege wurde E. 1632 von Gustav Adolf, 1634 vom Landgrafen Johann von Hessen gebrandschatzt, ebenso später (1703, 1800, 1805) von den Franzosen.

Das Bistum E. hatte 1305 bei dem Aussterben der Grafen von Hirschberg deren ausgedehnte Besitzungen geerbt und sich nach und nach zu einem der reichsten Hochstifte Deutschlands emporgeschwungen. Es umfaßte 1785 ein Gebiet von 1100 qkm mit 57000 E. in 8 Städtchen, 14 Marktflecken, 200 Dörfern u. s. w., hatte 250000 Fl. Einkünfte und wurde 1802 säkularisiert und der Krone Bayern eingeräumt, kam jedoch noch in demselben Jahre an den Großherzog Ferdinand von Toscana, der es 1805 wieder an Bayern abtrat. 1817 ward die Stadt mit einem Teile des Fürstentums als freie Standesherrschaft an Eugen Beauharnais überwiesen, der davon als Schwiegersohn des Königs von Bayern den Titel eines Fürsten von E. und von der Landgrafschaft Leuchtenberg (s. d.) den Namen Herzog von Leuchtenberg erhielt. Doch verkaufte das Haus Leuchtenberg 1855 das Fürstentum an Bayern. Das Bistum, welches zur Kirchenprovinz Bamberg gehört und dem Erzbistum Bamberg untergeordnet ist, wurde gemäß dem 1817 zwischen Bayern und dem Papste abgeschlossenen Konkordat und der Cirkumskriptionsbulle von 1821 neu errichtet. Es hat 204 Pfarreien und Pfarrkuratien, 368 Welt- und 26 Ordenspriester, 2 Diöcesananstalten und 17 Dekanate. - Vgl. Lefflad, Regesten der Bischöfe von E. (2 Bde., Eichstätt 1871-74); Sax, Die Bischöfe und Reichsfürsten von E. 745-1806 (2 Bde., Landshut 1884-85).

Eichstätt, Fürst von, s. Leuchtenberg.

Eichthal, Gustave d', franz. Schriftsteller, geb. 22. März 1804 zu Nancy, aus einer israel. Bankierfamilie, schloß sich mit Eifer dem Saint-Simonismus (s. d.) an und begann als Publizist seine Laufbahn mit Artikeln im "Globe" und "Organisateur". Nach Auflösung der Sekte begab sich E. nach Griechenland, kehrte jedoch bald nach Paris zurück, wo er "Lettres sur la race noire et la race blanche" (mit J. Urbain, 1839) und verschiedene Abhandlungen über die Menschenrassen in den "Mémoires" der von ihm mitbegründeten Société ethnologique veröffentlichte. In seinem Hauptwerk "Examen critique et comparatif des trois premiers évangiles" (2 Bde., Par. 1863) sucht er den Nachweis zu bringen, daß das Christentum eine Weiterentwicklung des Judentums unter Einwirkung der griech. und röm. Bildung sei. Denselben Gedanken behandelt er in "Les trois grands peuples méditerranées et le christianism" (Par. 1864). Spätere Arbeiten sind: "La sortie d'Égypte d'après les récits combinés du Pentateuque et de Manéthon" (ebd. 1873), "Mémoire sur le texte primitif du premier récit de la création" (1875), "Socrate et notre temps" (1881). Er starb 9. April 1886 in Paris. - Vgl. Vernes, G. d'E. et ses travaux (Par. 1887).

Eichw., hinter den wissenschaftlichen Bezeichnungen von Organismen Abkürzung für Karl Eduard Eichwald (s. d.).

Eichwald, Dorf und klimatischer Kurort in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Teplitz, 7 km im NW. von Teplitz, in 364 m

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Höhe, am Fuße des Erzgebirges und an der Linie Moldau-Brüx-Prag der Österr. Staatsbahnen, inmitten herrlicher Waldungen, hat (1890) 2804 deutsche E., Post, Telegraph, eine Kaltwasserheilanstalt, schöne Villen und Hotels sowie Fabrikation von Tafelglas, Metallflaschenkapseln, Stanniol-, Porzellan- und Siderolithwaren.

Eichwald, Eduard Georg, russ. Mediziner, Sohn des folgenden, geb. 12. April (31. März) 1838 in Wilna, studierte an der Medizinisch-Chirurgischen Akademie zu Petersburg, war 1865-73 Leibarzt der Großfürstin Helena Pawlowna, wurde 1866 Professor der mediz. Diagnostik und allgemeinen Therapie an der Medizinisch-Chirurgischen Akademie, 1883 ord. Professor der mediz. Klinik in Petersburg und starb 14. (2.) Nov. 1889. Mit dem ihm von der Großfürstin Helene hinterlassenen Gelde stiftete er das "Klinische Institut der Großfürstin Helene" (21. Mai 1885 eröffnet), dessen Leitung er auch übernahm. Er schrieb: "über das Wesen der Stenokardie" (in der "Würzburger mediz. Zeitschrift", 1863), "Die Kolloidentartung der Eierstöcke" (ebd. 1864), "Über das Mucin" (in "Liebigs Annalen der Chemie", 1864), "Beiträge zur Chemie der gewebbildenden Substanzen" (Berl. 1873), "Allgemeine Therapie" (russisch, 5. Aufl., Petersb. 1892, hg. von G. Schapiro) u. a.

Eichwald, Karl Eduard, russ. Naturforscher, geb. 15. (4.) Juli 1795 in Mitau, studierte in Berlin Naturwissenschaften und Medizin, ward Professor der vergleichenden Anatomie und Geburtshilfe 1823 in Kasan, 1827 in Wilna, 1837 an der Medizinisch-Chirurgischen Akademie in Petersburg, sowie zugleich Professor der Paläontologie am Berginstitut daselbst. Dazwischen machte er Reisen: 1825 an das Kaspische Meer, in den Kaukasus bis nach Persien; 1829 in die westl. und südwestl. Provinzen Rußlands bis zum Schwarzen Meer; 1837 nach Nowgorod, Livland und Esthland; 1846 bereiste er zu geolog. Zwecken die Eifel, Tirol, Italien, Sicilien und Algier. 1851 trat er in den Ruhestand und starb 10. Nov. 1876 in Petersburg. E. hat sich um die geognost., zoolog. und besonders Paläontolog. Erforschung Rußlands seit Pallas die größten Verdienste erworben. Seine Hauptwerke sind: "Zoologia specialis" (3 Bde., Wilna 1829-31), "Reise auf dem Kaspischen Meere und in den Kaukasus" (Bd. 1, 2 Tle., Stuttg. 1834-37; Bd. 2 auch u. d. T. "Alte Geographie des Kaspischen Meeres, des Kaukasus und südl. Rußlands", Berl. 1838), "Lethaea Rossica ou Paléontologie de la Russie" (3 Bde., Stuttg. 1853-69), "Die Urwelt Rußlands" (4 Lfgn., Petersb. 1840-47).

Eicocon, s. Cocon.

Eid oder Eidschwur (lat. jusjurandum, sacramentum), die Abgabe einer feierlichen Erklärung unter Anrufung Gottes des Allmächtigen und Allwissenden. In dieser religiösen Beziehung liegt die Bedeutung des E. als höchsten menschlichen Beteuerungsmittels. Die zu bestärkende Erklärung kann entweder das Versprechen, etwas thun oder lassen zu wollen (promissorischer E.), oder die Versicherung, etwas gethan oder gelassen zu haben (assertorischer E.), sein. Beide Eidesarten finden im Rechtsleben mannigfache Anwendung. Das öffentliche Recht sucht in einem promissorischen E. des Inhabers der Staatsgewalt und seiner Organe eine Garantie für gesetz- und pflichtmäßiges Handeln. Darauf beruht der Verfassungseid der Fürsten, der Diensteid der Beamten, der Fahneneid