Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Flüsse'
sten Stellen zwischen zwei Gebieten. Oft streichen sie ganz nahe und parallel den höhern Gebirgszügen, oft ganz entfernt von
ihnen und in ganz anderer Richtung; oft ziehen sie durch Ebenen als niedrige Wasserscheiderücken, kaum merkbare
Bodenanschwellungen (Thalwasserscheiden). Nicht selten liegen die Quellen mehrerer Flußgebiete auf Höhen sehr nahe
beisammen, z. B. auf dem Fichtelgebirge die Quellen des Mains, der Naab, der Eger und der Saale, von denen der erste zum
Rhein-, die andere zum Donau-, die beiden letzten zum Elbegebiet gehören. Mitunter aber entfließen auch F. einem und
demselben Sumpfe in entgegengesetzten Richtungen, zu verschiedenen Gebieten gehörig. In Ebenen sind die Wasserscheiden
häufig so flach, daß man Kähne und Waren leicht von einem Fluß in den andern schaffen kann, daher man diese Stellen, die sich
namentlich zur Anlage von Kanälen eignen, auch Trageplätze
(portages) nennt. Niedere Scheiden werden, besonders in Tropenländern, zur Regenzeit
ganz überschwemmt, so daß die Wasserscheidung zeitweilig gänzlich aufgehoben ist. Es giebt aber auch konstante
Verwirrungen zweier Flußgebiete, indem innerhalb einer Plattebene zwei F. nahe beieinander fließen und bei Spaltungen
derselben ein Arm des einen in das Gebiet des andern übergeht. Solche natürliche Flußverbindungen, auch
Gabelteilungen, Bifurkationen oder
Bifluenzen genannt, finden sich in Europa bei dem Arno, welcher durch die Chiana mit dem
Tiber, bei der Haase, einem Nebenfluh der Ems, welcher im Osnabrückischen durch die Else mit der Werre und so mit der
Weser verbunden ist; zwischen Immendingen und Möhringen in Baden versinkt ein Teil des Donauwassers und fließt in 11 km
Entfernung dem Rheingebiet zu; am großartigsten aber in Südamerika, wo ein Arm des Orinoco (s. d.), der
Casiquiare, in den Rio Negro, einen Nebenfluß des Amazonenstroms, fließt, und bei den großen Strömen Hinterindiens.
Veränderungen von Flußläufen sind nicht selten. Sie erfolgen meistens im Unterlauf.
Berühmt sind die Stromverlegungen des Hoang-Ho (s. d.) und Amu (s. d.); auch die
westl. Zipfel des Bodensees bei Radolfzell und Ludwigshafen sind nichts anderes als ehemalige Rheinausflüsse. Am häufigsten
verschmelzen zwei ursprünglich getrennte Flußsysteme durch Erweiterung des Deltas. So wurden Euphrat mit Tigris, Aras mit
Kur, Donau mit Pruth, Rhône mit Durance vereinigt. Oft tritt aber auch der umgekehrte Fall ein, daß ehemalige Nebenflüsse
selbständig werden; ein Beispiel ist die Etsch, die ehedem in den Po mündete, aber durch Ausdehnung des Po-Deltas von
diesem getrennt wurde. Großartige Veränderungen erlitten die F. der Norddeutschen Tiefebene seit der Diluvialzeit. Die Figur auf
S. 936 zeigt in seiner Punktierung den Verlauf der Diluvialthäler. Weichsel, Oder und Elbe vereinigten sich bei der heutigen
Havelmündung zu einem großen Strom, der dem jetzigen Unterelbthal folgend in die Nordsee mündete. Weder der gegenwärtige
Unterlauf der Weichsel, noch der der Oder existierten damals. Ein berühmtes Beispiel von Stromveränderunq, die in
geschichtlicher Zeit vor sich ging, bietet der Isonzo (s. d.).
Die Ursachen dieser Laufveränderungen sind besonders die geolog. Zusammensetzung der Unterlage, veränderte
Geschwindigkeit, andere Niederschlagsmengen u. s. w., nicht aber, wie Baer irrtümlich meinte, die Erdrotation.
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Die Bedeutung der F. beruht einmal auf ihrer Wasserführung, dann auf den Rinnen, in
denen sie fließen. Sie wirken Hand in Hand mit der Küstengliederung auf die Aufschließung der Länder hin, sind Völkervermittler
und schließlich Völkervereiniger, aber auch wichtige Grenzmittel, entweder vertragsmäßig anerkannte oder thatsächlich auf träge
Völker stauend wirkende. Durch ihren Fischreichtum und die fruchtbaren Anschwemmungen sind sie ihren Anwohnern direkt
nahrungspendend. Man nennt sie daher mit Recht «Lebensadern».
Stromlänge und Stromgebiet der größten F. zeigt folgende Tabelle:
_ | | |
Flüsse | Stromlänge | Stromgebiet |
| km | qkm |
_ | | |
_ | | |
Europa: | | |
Wolga | _____3570__ | ____1_459_000__ |
Donau | 2860__ | 817_000__ |
Dnjepr | 2150__ | 527_000__ |
Don | 1860__ | 430_250__ |
Dwina | 1782__ | 365_381__ |
Petschora | 1580__ | 329_500__ |
Ural | 1500__ | 249_500__ |
Rhein mit Maas | 1225__ | 197_000__ |
Weichsel | 1050__ | 193_000__ |
Elbe | 1165__ | 143_327__ |
Loire | 1002__ | 121_000__ |
Oder | 905__ | 112_000__ |
Rhône | 810__ | 98_900__ |
Niemen | 907__ | 90_548__ |
Düna | 840__ | 85_400__ |
Garonne | 600__ | 84_800__ |
Ebro | 757__ | 83_530__ |
Tajo | 910__ | 82_600__ |
Duero | 786__ | 78_933__ |
Seine | 705__ | 77_800__ |
Dnjestr | 1372__ | 76_862__ |
Po | 670__ | 74_900__ |
Guadiana | 820__ | 65_500__ |
Weser mit Werra | 711__ | 48_000__ |
_ | | |
Asien: | | |
Ob | 5210__ | 2_980_650__ |
Jenissei-Selenga | 5210__ | 2_530_357__ |
Lena | 4599__ | 2_354_203__ |
Amur | 4480__ | 2_038_000__ |
Jang-tse-kiang | 5200__ | 1_872_000__ |
Ganges-Brahmaputra___ | 3000__ | 1_294_000__ |
Hoang-Ho | 4100__ | 1_000_000__ |
Indus | 3180__ | 960_000__ |
Euphrat | 2775__ | 673_000__ |
Syr-darja | 2860__ | 453_350__ |
Amu-darja | 2200__ | 440_000__ |
_ | | |
Afrika: | | |
Kongo | 4200__ | 3_206_050__ |
Nil | 5940__ | 2_810_300__ |
Niger | 4160__ | 2_650_200__ |
Sambesi | 2660__ | 1_430_000__ |
Oranje | 1860__ | 1_083_050__ |
Schari | ?___ | 915_000__ |
Kubango | ?___ | 785_000__ |
Limpopo | 1600__ | 560_000__ |
Senegal | 1430__ | 440_500__ |
Rowuma | 1100__ | 334_000__ |
Ogowe | 850__ | 304_100__ |
Kuansa | 630__ | 303_000__ |
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 938.