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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Flüstergewölbe – Flynt

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Flußverunreinigung'

hochgradig verunreinigter Fluß, wenn ihm nur eine gewisse Zeit zur Reinigung gelassen wird, sich wieder völlig reinigen, wie die Seine beweist, die bei Meulan, 70 km unterhalb Paris, wieder reines Wasser führt. Seit längerer Zeit hat man sich bemüht, festzustellen, wie viel Unrat man einem Flusse übergeben darf, ohne seine selbstreinigende Kraft zu überschreiten. Pettenkofer ist der Ansicht, daß eine F. dann nicht zu befürchten ist, wenn die Wassermenge des Flusses mindestens fünfzehnmal so groß als die Abwässermenge ist, ferner wenn die Stromgeschwindigkeit im Fluß nicht geringer ist als die in den Abwässerkanälen, weil sonst Gelegenheit zur Ablagerung und Schlammbildung gegeben ist. Reicht die selbstreinigende Kraft des Flusses nicht aus, ist er wegen zu geringer Geschwindigkeit, zu geringer Wassermenge u. s. w. in Gefahr, dauernd verunreinigt zu werden, so dürfen die Abwässer ihm nur im gereinigten Zustand, nachdem sie durch Filter-, Klär- und Rieselanlagen gegangen sind, übergeben werden. Diese Ansicht von Pettenkofers hat auch der Deutsche Verein für öffentliche Gesundheitspflege sich zu eigen gemacht, und nach diesem Grundsatz ist das Reichsgesundheitsamt in einigen Fällen, wo es sich um Begutachtung der Zulässigkeit direkter Einleitung von Abwässern in öffentliche Wasserläufe handelte, verfahren.

Flüstergewölbe, s. Schallspiegel.

Flüstern (Flistern), diejenige Art des Sprechens, bei der die Sprachlaute nicht mit Kehlkopftönen, mit den Klängen der Stimme, verbunden werden, wie bei der gewöhnlichen lauten Sprache. Beim F. werden also nur Geräusche in den oberhalb des Kehlkopfes gelegenen Hohlräumen (Mund- und Rachenhöhle) erzeugt, wobei die Stimmbänder des Kehlkopfes ganz unbeteiligt bleiben.

Flustrĭdae, Familie der Moostierchen (s. d.), mit aufrechtem, breitblättrigem, hornigem Stock. Die Familie enthält 5 Gattungen und etwa 30 Arten, von denen die bis 15 cm hohe Flustra foliacea L. eins der gemeinsten Moostierchen ist und auch am Strande der Nordsee nach stürmischer Witterung in Menge ausgespült zu finden ist.

Flut, s. Gezeiten.

Flutbecken, s. Dock.

Flutbrecher, s. Mole.

Flüte oder Fleute, im 17. und 18. Jahrh. Name dreimastiger Kauffahrteischiffe mit Lugger- oder Rahesegeln, welche auch als Transportschiffe die Kriegsflotten begleiteten.

Flutfaktoren nennt Falb die Ortsverhältnisse von Sonne und Mond, die auf die Größe der Anziehung dieser Körper entweder verstärkend oder abschwächend wirken. Von diesen soll die Stärke der atmosphärischen Flut ähnlich beeinflußt werden, wie dies bei Ebbe und Flut des Meers thatsächlich nachgewiesen worden ist. Die F., die sich verstärkend unterstützen, sind Opposition und Konjunktion (s. Aspekten), in Bezug auf den Meridian oder den Äquator, Erdnähe des Mondes, Erdnähe der Sonne, Äquatorstand des Mondes und Äquatorstand der Sonne. Abschwächend wirken die Erdfernen. Je mehr verstärkende Faktoren zusammentreffen, um so kräftiger soll die Wirkung sein. (S. Mondeinfluß auf die Witterung.)

Flutgras, s. Glyceria.

Fluther, Flutherd (veraltet Fluder, Gefluder), hölzerne Gerinne zur Abführung von Wässern, wie in der Grube bei Stollen oder ↔ unter Stollensohlen zur Sicherung der Wasser gegen deren Tiefersinken, Verfallen, namentlich in die Tiefbaue, von wo aus dieselben mittels Maschinen wieder ausgepumpt werden müßten; Frei- oder Weichfluther, am Harz Ausflut oder Fehlschlag genannt, ist ein F. bei einer Teich- oder Gradenanlage, bestimmt zur Abführung der überflüssigen Wasser.

Flutkurven, s. Flutmesser.

Flutmesser, Vorrichtungen zur selbstthätigen Aufzeichnung von Flutkurven, Kurven, durch welche die Gesetze des Steigens und Fallens des Meers infolge Flut und Ebbe und anderer Umstände am besten zum Ausdruck kommen. Man erhält diese Kurven, indem man die Zeit als Abscisse, die jeweilige Höhe des Meers an diesem Punkte von einem mittlern Stande aus gemessen als Ordinate aufträgt. Man kann aus solchen Kurven die Einwirkung mancher Ströme, Meerengen, die Einwirkung des Mondes, Windes u. s. w. studieren. Die F., von Palmer in London 1831 zuerst angewendet, bestehen aus einem Uhrwerk, das einen Papierstreifen langsam an einem Stifte vorbeiführt. Letzterer steht mit einem Schwimmer in Verbindung, der wieder in einer mit dem Außenwasser kommunizierenden Röhre sitzt. Die Bewegung des Stiftes erfolgt nach einem bestimmten Reduktionsverhältnis, z. B. in 1/25, um nicht zu hohe Papierstreifen benutzen zu müssen, da die Wasserstände oft um mehrere Meter differieren. Wo keine F. vorhanden sind, kann man nachträglich den Verlauf der Erscheinung auch durch Benutzung möglichst vieler Messungen von Pegelständen erhalten.

Flutmündung, s. Ästuarium.

Flutsagen, s. Sintflut.

Flutschleuse, s. Freiarche.

Flutschutt, s. Boden.

Flutthor, s. Schleuse.

Fluvial (lat.), auf einen Fluß bezüglich; von Pflanzen: in Flüssen wachsend.

Fluvĭomarine Schichten, s. Brackische Schichten.

Fluxion (lat. fluxĭo), das Fließen, der Fluß (Rheumatismus), auch Blutwallung; in der Mathematik soviel als Differential.

Fluxus (lat.), der Fluß, das Fließen; F. aurĭum, Ohrenfluß; F. coeliăcus, Milchruhr; F. haemorrhoidalis, goldene Ader; F. lochiorum oder lochialis, Wochenfluß; F. menstrŭus, Monatsfluß.

Fly (spr. flei), Fluß im südl. Neuguinea, fließt mit Ausnahme des mittlern Laufs auf brit. Gebiet. Er entspringt unweit der Grenze des deutschen Gebietes, nimmt links den Palmer, rechts den schiffbaren Alice, später unter 7° 5’ südl. Br. den mächtigen Stricklandfluß auf. Er mündet, ein umfangreiches Delta bildend, in den Papuagolf. Im obern Lauf begleitet ihn hügeliges Land, weiter abwärts verflachen sich die Ufer und bedecken sich mit dichten, ungesunden Mangrovewaldungen; die niedrigen Inseln des Delta sind mit gigantischer Vegetation bestanden. – Der F. wurde 1843 entdeckt, 1875 von d’Albertis und McFarlane 50 km aufwärts befahren; 1876 gelangte d’Albertis 800 km, 1890 McGregor bis fast zur deutschen Grenze 970 km weit hinauf.

Flyer (engl., spr. fleiĕr), eine Maschine der Spinnerei (s. d.).

Fly fishing (engl., spr. flei fisch-), Fliegenfischerei, s. Angelfischerei.

Flygăre-Carlén, schwed. Romanschriftstellerin, s. Carlén, Emilia.

Flynt, Paul, Goldschmied, s. Flindt.