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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Franciade – Francke (Aug. Herm.)

schloß sich dann aber ganz an Andrea del Sarto an, mit dem er vielfach gemeinschaftlich thätig war und dessen edle Weise ihm auch als Muster des eigenen Schaffens vorschwebte. Doch erreichte F. seinen Freund nicht immer an Feinheit und Durchbildung. Im Speisesaal des Klosters della Calza malte er ein Abendmahlsbild; in der Annunziata aber seit 1513 sein gelungenstes, von dem Künstler in einer Zornaufwallung selber beschädigtes Fresko, die Vermählung Marias. Die Galerie zu Dresden besitzt von ihm eine Bathseba im Bade (1523). Auch im Bildnisfach hat F. Gutes geleistet, so in Berlin das Porträt eines jungen Mannes (1522), ein anderes im Palast Pitti zu Florenz (1514).

Franciade (spr. frangßĭahd), von einem vorgeblichen Francus abgeleiteter Name franz. Heldengedichte von Ronsard (1574) und Viennet (1863). Ferner bezeichnet F. im franz. Revolutionskalender einen Zeitraum von 4 Jahren. Auch nannte sich die Gemeinde St. Denis bei Paris während der ersten Französischen Republik einige Jahre F.

Francĭen, s. Francia (Landschaft).

Francillon (spr. frangßijóng), Robert Edward, engl. Novellist und Journalist, geb. 1841 als Sohn eines Richters in Gloucester, studierte in Cambridge die Rechte, war Advokat und übernahm 1867 die Redaktion des «Law Magazine». Der Erfolg seines 1868 in «Blackwood’s Magazine» veröffentlichten Romans «Grace Owen’s engagements» bestimmte ihn, die schriftstellerische Thätigkeit zu ergreifen. Er veröffentlichte seitdem die Romane «Earl’s Dene» (3 Bde., Lond. 1871), «Pearl and Emerald» (1872), «Zelda’s fortune» (1873), «Olympia» (3 Bde., 1874), «A dog and his shadow» (3 Bde., 1876), «Strange Waters» (3 Bde., 1878) und «Queen Cophetua» (3 Bde., 1880) sowie die Weihnachtsgeschichten «Streaked with gold», «Like a snowball», «Rave good luck» und «In the dark» (1874‒77). Seine Beiträge zum «Globe» sammelte er 1872 als «National characteristics and flora and fauna of London»). Seine neuesten Arbeiten sind: «King or knave?» (3 Bde., 1888 u. ö.), «Gods and heroes» (1892), «Ropes of sand» (1893).

Francis (spr. frännßĭs), Lydia Maria, s. Child.

Francis (spr. frännßĭs), Sir Philip, wahrscheinlich Verfasser der sog. Juniusbriefe, s. Junius.

Francisboot, s. Rettungsboote.

Francisca, beilartige Streitaxt der Franken mit kurzem Stiel (s. Streitaxt).

Franciscaner, Mönchsorden, s. Franziskaner.

Franciscus, der Heilige, s. Franz von Assisi.

Francis Trollope (spr. frännßĭs trollŏp), Pseudonym, s. Féval.

Franck, Beiname des Formschneiders Hans Lützelburger (s. d.)

Franck, Adolphe, franz. Philosoph, geb. 9. Okt. 1809 zu Liocourt (Meurthe), von jüd. Abkunft, erhielt seine Bildung an den Gymnasien zu Nancy und Toulouse, war dann Lehrer der Philosophie an verschiedenen Lyceen und wurde 1856 ord. Professor des Natur- und Völkerrechts am Collège de France. Er war namentlich Kenner der jüd. Philosophie. Seine Werke sind: «La Kabbale, ou la philosophie religieuse des Hébreux» (Par. 1843; neue Aufl. 1892; deutsch von Gelinek, Lpz. 1844), «Le communisme jugé par l’histoire» (1849; 3. Aufl. 1871), «Réformateurs et publicistes de l’Europe» (3 Bde., 1863‒93), «Philosophie du droit pénal» (1864; 2. Aufl. 1880), «La philosophie mystique en France à la fin du ⅩⅧ <sup>e</sup> siècle» (1866), «Moralistes et philosophes» (1871; 2. Aufl. 1874), «Philosophie du droit civil» (1886) und besonders sein wichtiges « Dictionnaire des sciences philosphiques» (6 Bde., 1843‒49; 2. Aufl. 1875), das er mit mehrern namhaften Gelehrten herausgab. Lange Zeit war er einer der Redacteure des «Journal des Débats». 1888 gründete er die Zeitschrift «Paix sociale», die sich vornehmlich gegen den Atheismus richtet. Er starb 10. April 1893 in Paris.

Franck (Frank), Joh., Dichter, geb. 1. Juni 1618 zu Guben, studierte die Rechte, ward 1661 Bürgermeister seiner Vaterstadt und starb daselbst 18. Juni 1677 als Landesältester der Niederlausitz. Von ihm erschienen: «Geistliches Sion» (Guben 1672; 2. Aufl. 1674) und «Geistliche Lieder» (hg. von Pasig, Grimma 1846), die ein tiefreligiöses Gemüt bekunden. Seine Lieder: «Schmücke dich, o liebe Seele», «Herr Gott, dich loben wir», «Jesu, meine Freude», «Du, o schönes Weltgebäude», haben sich in den Gesangbüchern erhalten. – Vgl. Jentsch, Die Abfassungszeit der geistlichen Lieder J. F.s (im «Neuen Lausitzischen Magazin», Bd. 52 u. 53, 1876); ders., Joh. F. von Guben (Guben 1877).

Franck, Ludwig, Tierarzt, geb. 1834 zu Mogger in Meiningen, studierte an der Centraltierarzneischule zu München, wurde 1854 Landgerichtstierarzt in Ebern und 1856 Militärveterinär in der bayr. Armee. 1864 wurde F. als Professor an die Münchener Tierarzneischule berufen, an welcher er nahezu 20 Jahre und zwar von 1877 ab als Direktor in der fruchtbarsten Weise thätig war. F. starb 4. April 1884. Seine Hauptfächer waren Anatomie und Geburtshilfe. Klassisch sind seine Werke «Handbuch der Anatomie der Haustiere» (3. Aufl., 2 Bde., Stuttg. 1891‒93) und «Handbuch der tierärztlichen Geburtshilfe» (2. Aufl., Berl. 1887). Mit Bollinger zusammen gab F. seit 1875 die «Deutsche Zeitschrift für Tiermedizin und vergleichende Pathologie» (Leipzig) heraus.

Franck, Sebastian, s. Frank.

Francke, Aug. Herm., der Stifter des hallischen Waisenhauses und vieler damit verbundener Anstalten, geb. 22. März 1663 zu Lübeck als Sohn des dortigen Domsyndikus, besuchte das Gymnasium zu Gotha, wo sein Vater seit 1666 Justizrat war. Er studierte zu Erfurt und Kiel Theologie und ging 1684 nach Leipzig, wo er sich 1685 habilitierte und 1686 mit mehrern Magistern das Collegium philobiblicum gründete, eine Gesellschaft, worin die Bibel erst philologisch, dann praktisch erklärt wurde. 1687 ging er nach Lüneburg, um unter dem dortigen Superintendenten Sandhagen, einem berühmten Exegeten, sich in der Exegese zu üben. Nachdem er sich dann noch in Hamburg und bei Spener (s. d.), der damals Hofprediger in Dresden war, aufgehalten, kehrte er 1689 nach Leipzig zurück. Hier begann er, in anderm Geiste und mit größerm Erfolge als früher, seine Vorlesungen wieder; mit dem Zudrang dazu wuchsen auch Anfeindung und Verfolgung. Man verdächtigte ihn als Irrlehrer, weil er weniger Wert auf die damalige unfruchtbare Orthodoxie legte. Thomasius (s. d.), damals noch in Leipzig, verteidigte ihn zwar in einer eigenen Schrift; aber F. nahm doch 1690 einen Ruf nach Erfurt als Diakonus an der Augustinerkirche an. Da seine durch Herzlichkeit und warmen Eifer ausgezeichneten Predigten selbst von Katholiken zahlreich besucht wurden, erhielt F. von der Kurmainzer Regierung 27. Sept. 1691 den Befehl, Erfurt binnen 48 Stunden zu verlassen. Er ging zu seiner Mutter