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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Frettieren - Freund (Herman Ernst)
zanze Bau mit busenreichen Garnen umstellt wor-
)en sind. Das F. treibt binnen kurzem die Kaninchen
nls dem Bau, zuweilen verbeißt es sich darin, ver-
fällt auch ermüdet in die ihm eigene Schlassucht und
bleibt mehrere Stunden oder Tage im Van liegen,
lim dies zu verhindern, wird von vielen Jägern
5em F. ein kleiner Maulkorb und, um die Kanin-
chen mehr zu schrecken, ein Halsband mit einem
Glöckchen umgebunden. Das F. laust dabei aber Ge-
fahr, mit einem der Lederriemchen im Bau hängen
zu bleiben. Das eingeschlafene F. kann man wohl
durch einen blinden Schuh in den Van auswecken.
Auch Rattenfänger benutzen zuweilen das F. zu
chrer Jagd. Da es ein blutgieriges Tier ist, so
>oll es immer in wohlverwahrten: Kasten gehalten
werden. Zum Kaninchenbau trägt man es auch in
steifen Ledertaschen. Das F. begattet sich jährlich
zweimal und wirft nach 6 Wochen 5 - 10 Junge.
Man nährt es mit in Milch eingeweichten Sem-
meln, hin und wieder einein frischen Ei und sein-
gehacktem gekochtem Fleisch von Huhnern, Tauben
und andern Vögeln. Rohes Fleisch, das es sehr
liebt, macht es blutdürstig. Hinsichtlich der Ge-
sundheit sehr empfindlich, geht das F. bei falscher
oder mangelnder Pflege an einer Art Auszehrung
(Frettchenseuche), die nach 4-5 Tagen schon
mit dem Tode endet, oder am Durchfall zu Grunde.
Für die Frettchenseuche ist von Eberth und Schimmel-
bach neuerdings ein Bacillus mit lebhafter Eigen-
dcwegung als Ursache nachgewiesen. - Vgl. I.
von Fischer, Das Frettchen, eine Anleitung zu dessen
Zucht, Pflege und Abrichtung (Franks. a/M.).
Frettieren, s. Frett.
?retu.in (lat.), Meerenge.
Freudenau, die ausgedehnteste und bedentendste
Nennbahn Österreich-Ungarns im Prater bei Wien.
Im Laufe des Jahres werden hier 20-25 Renn-
tage abgehalten. Auch das bedeutendste Nennen der
Monarchie, das österr. Derby, wird hier gelaufen.
Freudenberg. 1) F. in Baden, Stadt im
Amtsbezirk Wertheim des bad. Kreises Mosbach,
21 kin im W. von Wertheim, links am Main, der
hier die Grenze gegen Bayern bildet, hat (1890)
1783 kath. E., Post, Telegraph; Ruinen eines vom
Bischof von Würzburg Ende des 12. Jahrh, erbauten
Schlosses, jetzt dem Fürsten von Löwenstcin-Wert-
heim-Freudenberg gehörig, Reste eines Römer-
kastells; Steinbrüche und Steinmctzgeschäste, Schiff-
ahrt, Obst-, Wein-und Tabakbau, Obsthandel nach
Frankreich, England und Norddeutschland. - 2) F.
bei Siegen, Stadt im Kreis Siegen des preuß.
Reg.-Bez. Arnsberg, 14 kni im NW. von Siegen
an der rechts zur Sieg gehenden Asdorf und an der
Nebenlinie Kirchen-F. (13,6 km) der Preuß. Staats-
bahnen, hat (1890) 1033 E., darunter 172 Katholiken,
Post, Telegraph, altes Rathaus, 2 Kirchen, Rekto-
ratsschulc; bedeutende Sohllederfabrikation (20 Ger-
bereien, darunter Erich Krämer und Gebrüder Fie-
del), 10 Lennsiedereien, Blauholzertraktfabrik, eine
Knochen- und Kokosnußölmühle, Färbereien, eine
Filz- und Kunstwollfabrik. - 3) Stadt im Kreis
Syle des prcuft. Reg.-Vez. Hannover, in 31 m Höhe,
hat (1890) 587 E. In der Nähe liegen die kleinen
Flecken Baffum (710 E.) und Loge (807 E.).
Freuden Maria, s. Maria sieben Freuden.
Freudenstadt. 1) Oberamt im württemb.
16526 weibl.) E., 2 Städte und 39 Landgemeinden.
- 2) Obcramtsstadt im Oöcramt F., 10 km von
der bad. Grenze, an der Linie Schiltach-Eutingen der
Württemb. Staatsbahnen, in 729 m Höhe, über dem
Forbachthale an den Ausläufern des Kniebis, Sitz
des Oberamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht
Rottweil), Eisenbahnbetriebsbauamtes, Kameral-
und Forstamtes sowie einer Meteorolog. Landes-
station, ist regelmäßig um einen quadratischen, von
Arkaden umgebenen Platz (4,c. Im) gebaut und hat
(1890) 627s E., darunter 242 Katholiken, Post
zweiter Klasse, Telegraph, Gewerbebank, Oberamts-
sparkasse, Diakonisscnhaus (1891); Reste der ehe-
maligen Befestigungen, alte evang. Stadtkirche im
deutschen Renaissancestil, mit Taufstein (11. Jahrh.)
und berühmtem Crucifix, Latein- und Realschule,
Bürgerschule, Bezirkskrankenhaus (1888); Baum-
woll- und Seidenspinnerei, Möbelschreinerei, Fabri-
kation von wollenem Flanell, Messern, Nägeln,
Glas und Malz (2 Fabriken), 3 Dampssägcmühlen,
zahlreiche Brauereien und Brennereien und ein
Eisenwerk, bedeutenden Waldbesitz, Frucht-, Holz-
und Viehhandel. F. ist als Lust- und Höhenkurort
viel besucht (1892: 1200 Kurgäste). - Zu F. ge-
hört der Weiler Christophsthal (446 E.), am
Forbach, mit Hammerwerken, Pfannenhammer,
Walzwerk, Stahl- und Senfenfabrikation, mehrcrn
Mühlen, Woll-und Flachsspinnerei, Schwerspat-
mühle, sowie dcr Weiler Kniebis (76 E.), 11 Km
im NW. von F., in 965 in Höhe, auf der Höhe des
Kniebispasscs. 1599 gründete Herzog Friedrich I.
den Ort, der zuerst Friedrichsstadt hieß, und be-
völkerte ihn mit vertriebenen Protestanten aus
Österreich, Steiermark und Kärnten.
Freudenthal. 1) Bezirkshauptmaunschaft in
Österreichisch-Echlesien, hat 591/.2 hkm und (1890)
51631. (24424 männl., 27207 weibl.) E., darunter
1231 Evangelische, 50223Katholiken und 167Israe-
liten, serner 51090 Deutsche, 119 Czechen, 6686 be-
wohnte Gebäude und 12 049 Haushaltungen in
45 Gemeinden mit 54 Ortschaften und umfaßt die
Gerichtsbezirke Bennifch, F. und Würbenthal. -
2) F., czech. 1^'unwl, Stadt und Sitz der Bezirks-
bauptmannschaft F^, in einem Thale des links zur
Mohra gehenden ^chwarzbachs, an der Linie Ol-
mütz-Iägerndorf-Troppau der Mähr. - Schles. Cen-
tralbahn, hat (1890) mit Einschluß der 4 Vorstädte
7800 deutsche E., Bezirksgericht (281,70 ^m, 23 Ge-
meinden, 29 Ortschaften, 24512 deutsche E.), alter-
tümliche Pfarr- und eine Piaristenkirche, Schloß des
Deutschen Ritterordens, eine Webe- und Bürger-
schule, Krankenhaus; bedeutende Textilindustrie (Lei-
nen, Damast, Tuch und Kotzen), Strumpsstrickerei,
Fabrikation von Leder, chem. Produkten, Ma-
schinen und Metallwaren sowie Feldwirtschaft und
Viehzucht. F. ist der Mittelpunkt ausgebreiteter
Besitzungen des Deutschen Ritterordens. Auf dem
benachbarten Köhlerberg (710 m), einem Basalt-
berge, an dessen Abhängen sich noch vulkanische
Bomben und meterhohe Schichten von Lapilli vor-
finden, steht eine schöne Wallfahrtskirche.
Frennd, Hcrman Ernst, oän. Bildhauer, geb.
15. Okt. 1786 zu Uthlede bei Bremen, besuchte die
Akademie in Kopenhagen und stand während seiner
Studienzeit in Rom zu Thorwaldsen in innigen
Beziehungen; 1828 nach Kopenhagen zurückgckehn,
wirll^ er daselbst als Professor au der Akademie.
Er starb 30. Juni 1840 in Kopenhagen. Von sei-
nen Werken sind hervorzuheben die Statuen oo/l
Thor, Odin, Lukas, Merkur, der Ragnarökrfnes
im Christian^borger ^chlosfe, welcher eyl nach in-