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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Freund (Wilh.) - Frey (Heinr.)
nem Tode von Bissen vollendet wurde, 1884 aber
mit dem Schlosse verbrannte (Lithographie und
Text von Hoyen, 1857).
Freund, Will)., Philolog, geb. 27. Jan. 1806
zu Kempen im Posenschcn, widmete sich seit 1824 zu
Berlin, Breslan und Halle philol. Studien, wirkte
1828-29 als Lehrer am Elisabeth- und Friedrichs-
Gymnasium zu Breslau, betrieb in den folgenden
Jahren umfassende Studien für eine auf histor.-
genetischen Principiell beruhende lat. Lexikographie
und vertrat 1848-51 die Stelle des Rektors am
Gymnasium zu Hirschbcrg in Scblesien. Seit 1855
war ^-. Direktor einer höhcrn israel. Schule zu
Gleiwitz (Schlesien), trat 1870 in den Ruhestand und
starb 4. Juni 1894 in Vreslau. Von seinen Werken
sind hervorzuheben: "Wörterbuch der lat. Sprache"
(4 Bde., Lpz. 1834 - 45), das "Gcsamtwörterbuch
der lat. Sprache" (1., lat.-deutscher Teil, 2 Bde.,
Bresl. 1844-45), die (nachdem Erfurter Codex litho-
graphierte) Ausgabe von Ciceros Nedc "i^'oNilouo"
(ebd. 1838) und das "Lat.-deutsche und deutsch-lat.-
griech. Schulwörterbuch" (2 Bde., Verl. 1848-55).
Er schrieb ferner für "Jünger der Philologie" das
"ii'iLuninm pliiloloMum, oder Grundzüge der
philol. Wissenschaften" (6 Bde., 3. Aufl., Lpz/i885),
die "Präparationen zu den griech. und rönl. Klas-
sikern" (370 Hefte, ebd. 1859 fg.), einen "Cicero
1iikwi-icu8" (ebd. 1881) und "Wanderungen auf
klassischem Boden" (5 Hefte, ebd. 1889-92).
Freundsberg, Georg von, s. Frundsberg.
Freundfchaftsinseln, s. Tonga-Inseln/
Freundfchaftskauf, ein Kauf, bei welchem der
Verkäufer aus personlicher Zuneigung zum Käufer
einen billigern Preis bewilligt. Derselbe schließt
die Ausübung des einem Dritten zustehenden Vor-
kaufsrechts, zu denselben Bedingungen in den Kauf
einzutreten, nicht aus.
Frevel, im Gegensatz zu den mit öffentlicher
Strafe (Hals und Hand oder Haut und Haar) be-
legten Vergehen die, welche mit einer Buße an den
Beschädigten und Wette an den Richter gesühut
wurden. So haben die Deutschen schon zu Tacitus'
("(-ermHiiia", Kap. 12) Zeit und das ganze Mittcl-
alter hindurch die Strafthaten geschieden, wenn sich
auch die Grenze verschob. In gleichem Sinne spricht
man heute von den mit geringerer Strafe belegten
Feld- und Forstfreveln. In einem andern Sinne be-
deutet F. eine besonders boshafte Handlung.
Frevelstämme, ein vielfach üblicher forstlicher
Ausdruck für die durch Holzdiebe (Frevler) ge-
fällten Stämme, die im Walde gefunden werden,
wenn der Dieb in feiner Thätigkeit gestört wurde,
oder auch außerhalb des Waldes, z. V. bei Haus-
suchungen. - Mitunter bezeichnet man indes mit
F. auch die im Boden zurückgebliebenen Wurzcl-
stöcke, von denen die gestohlenen Stämme abge-
schnitten oder abgehauen worden sind.
Frövent (spr^-wang), Stadt im Kanton Auxi-
le-Chatcau, Arrondissement St. Pol des franz.
Depart. Pas-de-Calais, all der Canche und an deu
Linien Abbeville-Bethune und Amiens-Canapleo-
Doullens-F. (62kin) der Nordbahn, hat (189l)
Wollspinnerei und Eisengießerei.
Frey, Emil, schweiz. Staatsmann, geb. 24. Okt.
1838 in Arlesheim bei Basel, studierte 1855 - 60
Landwirtschaft und Cameralia in Jena und reiste
1860 in die Vereinigten Staaten von Amerika. Bei
Ausbruch dcs Secessionskrieges trat er in die nördl.
Armee ein, machte zuerst die Feldzüge im Westen
und dann dcn der Potomac-Armee mit, wurde 1862
Kapitän und 1805 Major. An: 1. Juli 1863 in
Gcttycburg gefangen, schmachtete er anderthalb
Jahre in den Kerkern vonNichmond, Ealisbury
und Danville, wurde als Geisel von den Südstaat-
lichcn zum Tode verurteilt, aber 15. Jan. 1865
ausgelöst. Im Angnst desselben Jahres in seinen
Heimatkanton Vascl-Land zurückgekehrt, wurde er
daselbst erst zum Staatsschreibcr und im Mai 1866
zum Mitglied und Präsidenten der Kantonalregie-
rung gewählt und widmete sich hauptsächlich der
Hebung des Schul- und Forstwesens. F. war
1872-82 Hauptredacteur der "Basler Nachrichten",
gleichzeitig Führcr der Linken im schweiz. National-
rat und 1875/76 dessen Präsident. An dem Zu-
standekommen des Gottbardkompromisses von
1878/79 hat er nicht unerheblichen Anteil. Er be-
wirkte 1881 die Anbahnung einer internationalen
Fabrikgesetzgebung, beteiligte sich lebhaft an der
Bewegung für die Landesbefestigung und war Mit-
glied einer zu diesem Zweck enmnnten Kommission.
1882-88 war er schweiz. Gesandter bei den Ver-
einigten Staaten von Amerika. 1888 wurde er
Leiter der "Nationalzeitung" in Basel und 1890
Mitglied des Bundesrats. 1893 Vundesvicepräsi-
dent und Chef des Militärdepartements, war er
namentlich bemüht, die Kriegsbereitschaft der Armee
zu fördern. 1894 war er Vundespräsident.
Frey, Friedr. Herm., Pseudonym Martin
Greif, Dichter, geb. 18. Juni 1839 in Speier, trat
in den Militärdienst, wurde 1859 Offizier, nahm aber
1867 seinen Abschied und lebt seitdem in München.
F. gab 1868 einen Band formgewandter "Gedichte"
heraus (5. Aufl., Stuttg. 1889). Auch im Drama
hat er sich mehrfach hervorgethan: 1863 schrieb er
"Hans Sachs" (Augsb. 1866), 1873 "Corfiz Ulfeldt",
Trauerspiel in 5 Akten (2. Aufl., Wien 1876), ferner
"Nero" (ebd. 1877), "Marino Falieri" (ebd. 1879),
"Prinz Eugen" (2. Aufl., Cass. 1880), das Festspiel
"Walthers Rückkehr in die Heimat", die Hohen-
staufendramen "Heinrich der Löwe", "Die Pfalz im
Rhein" (beide Stuttg. 1887) und "Konradin, der
letzte Hohenstaufe" (ebd. 1889), endlich "Francesca
da Nimini" (ebd. 1892), "Ludwig der Bayer oder der
Streit von Mühldorf" (ebd. 1891) und "Agnes Ber-
nauer" (Lpz. 1894). Ungedruckt ist "Bayard" (1869)
und "Liebe über Alles" (1876). F. ist einer der begab-
teren deutschen Lyriker, tüchtig in der Wiedergabe
menschlichen Fühlens durch einfache Formen, die sich
bisweilen dem Volksliede nähern. Auch als Drama-
tiker besitzt er rednerischen Schwung und bewährt sich
zumal in geschichtlicher Schilderung, während das
eigentliche dramat. Element nicht seine Stärke ist.
- Vgl. Vayersdorfer, Ein elementarer Lyriker (Wien
1872): Lyon, Martin Greif als Lyriker und Drama-
tiker (Lpz. 1889); Prem, Martin Greif (ebd. 1892).
Frey, Heinr., Anatom und Zoolog, geb. 15. Juni
1822 zu Frankfurt a. M., studierte in Bonn, Berlin
und Göttingen Medizin, habilitierte sich 1847 an
letzterer Universität und siedelte im Herbst 1848 als
Professor nach Zürich über, wo er die Histologie
und vergleichende Anatomie an der mediz. Fakultät
und seit Gründung des Schweizerischen Polytech-
nikums die Zoologie an letzterer Anstalt vertrat
und 17. Jan. 1890 starb. Er veröffentlichte ge-
meinsam mit N. Leuckart die Schristen "Anatomie
der wirbellosen Tiere" (als Bd. 2 von N.Wagners
"Lehrbuch dcr Zootomie", Lpz. 1847) und "Beiträge