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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Garat (Jean Pierre) - Garbe
Konstituierenden Versammlung. Er wurde dann an
Dantons Stelle, als dieser Okt. 1792 abdankte,
Iustizminister und muhte Ludwig XVI. das Todes-
urteil verkündigen; als Minister des Innern (seit
März 1793) war er ein schwaches Werkzeug He'berts,
Paches und Dantons. Nachdem er 1793 seine Ent-
lassung genommen, wurde er bald darauf als Ge-
mäßigter verhaftet. Erst nach dem 9. Thermidor
i27. Juli 1791) wieder befreit, ward er an die Spitze
des öffentlichen Unterrichts berufen, überließ aber
seine Stelle bald an Ginguene' und übernahm die
Professur der Philosophie an der neuerrichteten Nor-
malschule. 1795 wurde er Mitglied des In8tiwt
äs I^nee. 1798 ging er als Gesandter nach Nea-
pel; 1799 trat er in den Rat der Alten ein. Von
Napoleon wurde er dann zum Grafen, Senator und
Mitglied der Ehrenlegion ernannt. Während der
Hundert Tage zum Mitglied der Repräsentanten-
tammer gewählt, sprach G. heftig gegen die Bour-
dons, was ibm bei der neuen Einrichtung des In-
stituts unter Ludwig XVIII. seine Mitgliedschaft
kostete. Erst nach derIulirevolutionvon 1830wurde
er in die Akademie der moralischen und polit. Wissen-
schaften wieder aufgenommen. G. starb zu Ustariz
bei Vayonne 9. Dez. 1833. Er schrieb noch: "Nö-
inoii'63 8ur Ia Involution" (1795; neuer Abdruck
1862), "N6moir68 8ur N. 8u9.rä, 8ur 868 6crit8
6t 8ur 16 18° 8i6ei6" (2 Bde., Par. 1820).
Garat (spr. -rah), Jean Pierre, franz. Sänger,
Neffe des vorigen, geb. 25. April 1764 in Ustariz,
kam 1782 nach Pans, wo er 1795 als Lehrer am
Konservatorium angestellt wurde. Er machte mehrere
Kunstreisen durch Spanien, Italien und Deutsch-
land, 1802 nach Petersburg und starb 1. März 1823
in Paris. Seine Stimme (Tenorbariton) war all
Klang und Umfang vielleicht eine der bewunderns-
würdigsten, die je vorgekommen sind, und seine
Fertigkeit außerordentlich.
Garavaglia (spr.'wälja), Giovita, ital. Kupfer-
stecher, geb. 18. März 1790 zu Pavia, erlernte die
Kupferstechkunst daselbst und war seit 1808 Schüler
von Longhi in Mailand. Schon zwei von seinen
ersten Arbeiten daselbst wurden von der Akademie
gekrönt: die Tochter der Herodias nach B. Luini
<1813) und die Heilige Familie nach Raffael (1817).
G. wurde 1833 an Morghens Stelle zum Professor
der Kupferstechkunst an der Akademie zu Florenz er-
nannt und starb daselbst 27. April 1835. Haupt-
blätter von ihm sind: Hagar und Ismael nach
F. Varoccio (1823), Madonna della Sedia nack
Raffael (1828, eine der besten Nachbildungen), Jakob
und Rahel (1830), Heil. Magdalena nach C. Dolci
(1832), Madonna nach Vinc. di San Gimignano,
Veatrice Cenci nach G. Reni.
Garay, Joh., ungar. Dichter, geb. 10. Okt. 1812
zu Szegszärd im Tolnaer Komitat, studierte seit
1829 in Fünfkirchen und Pest, wurde 1848 Pro-
fessor der ungar. Sprache und Litteratur an der
Universität zu Pest, verlor aber diese Stelle schon
1849 durch den Umschwung der Verhältnisse. Seit
1850 war er an der Universitätsbibliothek angestellt.
Er starb 5. Nov. 1853 zu Pest. Durch das Studium
deutscher Meisterwerke gebildet und durch Vörös-
martys patriotische Dichtungen angeregt, schrieb er
sein Epos "^8atHi-u (Pest 1834), das semen Namen
sofort bekannt machte. Diesem folgten die Dramen:
"^i-doc2", (Trauerspiel, Pest 1837), "0r82g.Fk Ilona"
("Helene Orszägh", Trauerspiel, ebd. 1837), "I^toi-i
Nr28el)6t" ("Elisabeth Bätori", histor. Trauerspiel,
ebd. 1840). Bedeutender ist G. als Lyriker, besonders
in seinen Balladen und Romanzen, von denen die
meisten im "lie^Iö" ("Der Erzähler"), den G. 1834
-36, und im "Ilirnök" ("Der Bote"), den er 1838
-39 redigierte, erschienen. Von Sammlnngen sei-
ner Gedichte veröffentlichte er: "^2 ^i-Mäo^ ("Die
Arpaden"), einen Cyklus histor. Balladen und Er-
zählungen (Pest 1847; 2. Aufl. 1848), "Laiatoin
Xa^loW) ("Muscheln vom Plattensee", ebd. 1843),
"Vel86i" ("Gedichte", ebd. 1843) und "ÜMdd V6r-
86i" ("Neuere Gedichte", ebd. 1847). Außerdem:
"^olirg^oic" ("Federzeichnungen", ebd. 1846), eine
Sammlung seiner prosaischen Erzählungen; "^ran-
F6p9.n IQ'i8tokii6" ("Christ. Frangepans Gattin",
preisgekrönte Poet. Erzählung, ebd. 1846), "82611t
I^ü.8216" ("Ladislaus der Heilige", Epos, Erlau
1850; 2. Aufl., ebd. 1853). Die beste Gesamtaus-
gabe seiner Dichtungen veranstaltete Ios. Ferenczy
(Budapest 1888), der auch G.s Leben beschrieb (ebd.
1883). Eine Auswahl seiner Gedichte in deutscher
Übersetzung veröffentlichte K. M. Kertbeny (2. Aufl.,
Wien 1857). s0ic6i'.
Garbanzos, span. Name der Kichererbsen, s.
Garbe, beim gemähten Getreide eine Anzabl
zum Zwecke der bessern Handhabung und des siche-
rern Transports zu einem Bunde vereinigter, nur
durch Strohbänder, Jute- oder Kokosfaferstricke,
Draht u. s. w. zusammengehaltener Halme. Das
Gewicht einer G. beträgt beim Sommergetreide
7-8 K3, beim Wintergetreide 8-10 und l^ei den
Hülsenfrüchten 5-6 k^. Je mehr Niederschlage in
der Erntezeit fallen, um so kleiuer müssen die G.
gemacht werden. (S. Garbenbindmaschine.)
Garbe, in der Ballistik Bezeichnung für die
Ausbreitung der Flugbahnen einer Feuerwaffe sauch
Streuung genannt), desgleichen für die Flug'oahn
(s. d.) eines Streugeschosses vom Punkte der Zcr-
teilung ab (Geschoßgarbe). G. bei Sprengnngen,
Minengarbe, s. Mine. s^cliiH^.
Garbe, Schafgarbe, Pflanzengattung, s.
Garbe, in der Technik das dem Garben unter-
worfene ^tahlpatet (f. Eisenerzeugung, Bd. 5,
S. 930d).
Garbe, Richard Karl, Sanskritforscher, geb.
9. März 1857 zu Bredow bei Stetün, studierte in
Tübingen hauptsächlich orient. Sprachen, arbeitete
dann ein Jahr auf engl. Bibliotheken, habilitierte
sich 1878 in Königsberg und wurde 1880 zum
außerord. Professor ernannt. Von 1885 bis 188?
bereiste er Indien mit staatlicher Unterstützung und
widmete sich in Benares dem Studium der ind.
Philosophie. Er veröffentlichte: "VaMna süti-n,
td6 rituell ol tli6 ^.tü3.rvav6<l3., 6äit6ä" (Lond.
1878; eine deutsche Übersetzung dieses Werkes
Straßb. 1878), "Iiw yrauta. 8üti'a of^MLwmw,
d6iouSinS to t1i6 ^kittiri^a. 8aiukitÄ, ^vitii t1i6
<:oniin6iitai-7 oklludi-aä^ttH" (Bd. 1, Kalkutta 1882;
Bd. 2, ebd. 1885), "Die ind. Mineralien, ihre Na-
men und die ihnen zugeschriebenen Kräfte. Nara-
haris I^Mni^likiiw Vin^a XIII" (Lpz. 1882),
"H^rwiä'L I'unkt)''Xaxaü vom 1.1629, mit einer
grammatischen Einleitung" (Gott. 1884), "1'1i6
^inkI^H 8ütr3. Viitti or ^.uii-uääliii'3 coinm^n-
t^r^ to t1i6 8Äink1i)'a 8ütra8" (Kalkutta 1888; eine
engl. Übersetzung ebd. 1892), "Ind. Reisestizzen"
(Berl. 1889), "skuili^H-prava^n^dlu^I^g,, aus
dem Sanskrit übersetzt und mit Anmerkungen ver-
sehen" (Lpz. 1889), "Der Mondschein der ftkm^vii-
Wahrheit, Vuc^8^atiini<,iu.'L 8ü,mkd)'3,'taNv9.'kHu-