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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Garnachas; Garnātguāno; Garndruck; Garndynamometer; Garne; Garneelen

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Garnachas - Garneelen

schwefliger Säure ausgesetzt werden. Das Sengen der G., namentlich der Chappeseide, wird mit Sengmaschinen ausgeführt, in denen die einzelnen Fäden durch Gasflammen streichen. Zum Abstreifen der Knoten zieht man das G. durch einen Spalt feiner Metallblättchen. Beim Lüstrieren, besonders der Baumwollgarne und Zwirne, wird auf die über rotierende Walzen gelegten Strähne das Appreturmittel aufgetragen und durch rotierende, der Bewegungsrichtung des G. entgegenarbeitende Bürstenwalzen nahezu trocken gebürstet, wodurch das G. Glanz erhält. Als Appreturmittel wird dünnes Stärkewasser mit einem Abguß von Flohsamen oder mit Seife u. s. w. verwendet (s. Eisengarn). Das aus den Feinspinnmaschinen kommende G. ist entweder auf sog. Kötzern (Papierhülsen) oder auf hölzernen Spulen aufgewickelt und muß, um zum Versand geeignet zu sein, von diesen abgehaspelt und in die Form von Strähnen gebracht werden. Der hierzu dienende Garnhaspel (vgl. Fig. 1 der Tafel: Flachsspinnerei Ⅱ) besteht aus einem sechs- oder achtkantigen, aus Holzstäben gebildeten Prisma, welches um seine horizontale Achse gedreht wird. Der Umfang des Prismas ist genau festgestellt, wodurch zugleich ein Mittel gegeben ist, die Länge des gehaspelten G. zu bestimmen, da man den Haspel nur so oft umzudrehen hat, als sein Umfang in der vorher bestimmten Länge enthalten ist. Behufs genauer Kontrolle ist an dem Haspel ein Zählwerk angebracht, das die Zahl der Umdrehungen erkennen läßt und außerdem jedesmal nach einer bestimmten Umdrehungszahl ein Glockensignal giebt, welches die mit der Beaufsichtigung des Haspels betraute Person aufmerksam macht. Der in Deutschland und England gebräuchliche Haspel hat einen Umfang von 1½ Jards oder 4½ Fuß engl. (1,372 m). Je 30 Umdrehungen desselben werden durch ein Glockensignal markiert. Die in entsprechender Anzahl aufgehaspelten Fäden werden durch einen Faden (Fitzfaden) zusammengehalten und bilden ein Gebinde, wovon sieben auf einen Strähn (Schneller) kommen. Die Länge des Fadens in einem Gebinde enthält demnach 7 × 80 × 1½ = 840 Yards oder 768,5 m. In Frankreich und in der Schweiz giebt man dem Haspel einen Umfang von 1 3/7 m und dem Gebinde 70 Fäden; 10 Gebinde bilden einen Strähn mit 1000 m G. Auch in Deutschland ist die Einführung der metrischen Haspelung angeregt worden, hat aber bis jetzt, abgesehen von der Kammgarnspinnerei, noch keinen Boden gewinnen können. Die Feinheitsnummer des G. wird durch die Anzahl von Strähnen bedingt, welche auf ein bestimmtes Gewicht gehen. Wenn z. B. für eine Garnsorte 75 Strähne auf die geltende Gewichtseinheit gehen, so erhält sie die Nummer 75, und zwar nimmt man bei dem engl. System der Feinheitsbestimmung für die Länge von 840 Yards als Gewichtseinheit 1 engl. Pfund, bei dem metrischen System als Längeneinheit 1000 m, als Gewichtseinheit 1 kg an. Zur Feststellung der Garnnummer bedient man sich eines genau gearbeiteten Probehaspels und einer Garnwage (s. d.). – Vgl. Bombykometer, Garndynamometer, Garnhandel, Garnpresse, Garnwinde.

Garnachas (spr. -nátschas) nennt man die in Aragonien und Catalonien gewonnenen Rotweine.

Garnātguāno (Granatguano), s. Garneelen.

Garndruck, s. Zeugdruck.

Garndynamometer oder Garnstärkemesser, ein Instrument welches zur Prüfung, bez. Vergleichung verschiedener Garne in Bezug auf ihre Festigkeit dient. Obwohl derartige Apparate schon längst existieren, haben die G. doch erst in neuerer Zeit an Stelle der bis dahin üblichen Methode, welche ausschließlich auf dem durch Übung und Erfahrung gewonnenen Urteil beruhte, Eingang gefunden. Hinsichtlich der Konstruktion wird bei den meisten dieser Apparate die Messung der Festigkeit durch Federwirkungen, bei den übrigen direkt durch wachsende Zugbelastung mittels Gewichte in fester oder flüssiger Form bewerkstelligt. G. der erstern Gattung sind die ältern Konstruktionen von Regnier, Perroux und eine solche neuern Datums von Hottinger & Comp. in Zürich. Zu der letztern Gattung gehören die Instrumente von Montanier und David, die nach Art der Zeigerwagen je aus einem mit einem Gewicht versehenen, im unbelasteten Zustande vertikal herabhängenden ungleicharmigen Hebel bestehen, der, bei steigender Belastung sich der horizontalen Lage nähernd, die Größe der Belastung auf einem empirisch graduierten Quadranten angiebt.

Garne, in der Jägersprache Netze (s. Jagdzeug).

Garneelen (frz. crevettes, oder wissenschaftlich salicoques; engl. shrimps), zur Gruppe der langschwänzigen zehnfüßigen Krebse (s. d.) gehörige und zwar die Unterfamilie der Caridina bildende, meist kleine zartgebaute Kruster, welche das Meer und nur in sehr wenigen Formen das süße Wasser bewohnen. Sie sind durch die zum Teil sehr langen fadenförmigen Fühlerpaare, mit mehr oder weniger großer Fühlerschuppe an der Basis der großen Antenne, einen oft großen und gezähnten Stirnstachel und einen langgestreckten Hinterleib mit großem blattförmigem Schwimmanhang gekennzeichnet. Die Färbung ist eine sehr verschiedenartige; einige Formen sind glashell, sodaß sie im Wasser nur mit Mühe bemerkt werden. Sie bewegen sich mit gleicher Geschicklichkeit sowohl schwimmend und schießend (vielfach rückwärts) im Wasser als kriechend und sich vergrabend auf und in dem Boden am Grunde des Wassers. Wegen der Massenhaftigkeit ihres Vorkommens spielen sie eine große Rolle als Fischnahrung und finden auch als Köder bei der Fischerei eine vielfache Verwendung. Eine ganze Reihe von Garneelenformen werden aber dadurch, daß sie für den Menschen eine beliebte Speise liefern, von besonderer Wichtigkeit. Fast alle Meere oder Küstengewässer der Erde haben ein oder mehrere Garneelenformen aufzuweisen, welche in dieser Hinsicht eine Rolle spielen. An den Küsten der Ostsee wird der gemeinhin als Krabbe bezeichnete Palaemon squilla L. (engl. prawn) in großen Mengen gefangen und auf den Markt gebracht. An den Nordseeküsten tritt für diese Form der in viel größern Massen vorkommende Granat ein (holländ. garnaal und garnaat), an andern Punkten der deutschen Küste auch wohl Kroat oder Kraut (korrumpiert aus Granat), Porre, Krabbe, Sanduhl (Sandeule) u. s. w. genannt, welcher den wissenschaftlichen Namen Crangon vulgaris Fabr. (s. Tafel: Meerwasser-Aquarium, Fig. 4, Bd. 1, S. 774) führt. Während die Ostseekrabbe beim Kochen eine schöne reine rote Farbe annimmt, wird der Nordseegranat graurot und ist daher viel unansehnlicher. Dieser Umstand allein begründet den Preisunterschied. Die Ostseekrabben sind etwa zehnmal teurer; Nordseekrabben kosten aus erster Hand pro Liter nur 8‒10 Pf. Bezüglich ihres Wohlgeschmacks sind beide Formen ganz gleich zu stellen.