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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Gartenbauausstellungen; Gartenbaudirektor; Gartenbauschulen

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Gartenbau-Ausstellungen – Gartenbauvereine

(43. Jahrg., Berl. 1894); Möllers Deutsche Gärtnerzeitung (Erfurt); Illustrierte Monatshefte für die Gesamtinteressen des G. von M. Kolb (München); Hamburger Garten- und Blumenzeitung von Dr. Göze (Hamburg); Der praktische Ratgeber im Obst- und Gartenbau von J. Böttner (Frankfurt a. O.); Zeitschrift für bildende Gartenkunst, Organ des Vereins deutscher Gartenkünstler von Karl Hampel und Heinrich Fintelmann (Berlin); Handelsblatt für den deutschen G. von H. Junge (Berlin), Organ des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands; Wiener illustrierte Gartenzeitung, Organ der k. k. Gartenbaugesellschaft in Wien, redigiert von Beck von Mannagetta und Abel; F. C. Heinemanns Gartenbibliothek (20 Bdchn., Erf. u. Lpz. 1880‒94); Verzeichnis der Gartenbau-Zeitschriften aller Länder der Erde (Erf. 1892). – Außer diesen Journalen wirken noch manche andere in ähnlichem Sinne, wenn auch in kleinern Kreisen. Neben ihnen haben manche französische («Revue horticole»), belgische («Illustration horticole») und englische («Gardener’s Chronicle» und «The Garden») in weitern Kreisen Deutschlands Verbreitung gewonnen. S. auch die unter Dendrologie, Gartenkunst, Gemüsebau und Obstbau angeführte Litteratur.

Gartenbauausstellungen ^[hier nicht Gartenbau-Ausstellungen] dienen als Anregung für die Vervollkommnung aller Zweige des Gartenbaues (s. d.). Meist sind zugleich Preise ausgesetzt für große Kollektionen von Obstbäumen, Obst, Koniferen, Topfpflanzen, Blumen, Gemüse wie auch für Einzelleistungen, Schaupflanzen u. s. w., endlich für Dekorationen aller Art, Blumenarrangements, Pläne für Anlagen, wissenschaftliche Arbeiten, Obst- und Gemüse-Verwertungsprodukte, Instrumente, Gartengerätschaften und Maschinen; wertvolle Neuheiten und Verbesserungen werden stets am höchsten geschätzt. Mit G. verbunden sind häufig Kongresse von Gärtnern und Botanikern. In der Großartigkeit ihrer G. wetteifern die Städte London, Paris, Gent, Brüssel, Berlin, Wien, Mainz, Frankfurt a. M., Dresden, München, Hamburg und Erfurt miteinander. In den Blumenausstellungen leisten die Engländer das meiste; berühmt ist auch die Rosenschau, die von Zeit zu Zeit in Brie-Comte-Robert in Frankreich abgehalten wird.

Gartenbaudirektor, s. Gärtner.

Gartenbauschulen oder Gärtnerschulen zerfallen in höhere und niedere. Die erstern bezwecken eine wissenschaftlich-gärtnerische, theoretisch-praktische Durchbildung junger Leute, die sich in den Dienst des Gartenbaues stellen. Da jeder gärtnerische Unterricht auf praktischer Unterlage beruhen muß, ist es erforderlich, daß dem Besuch einer Gartenbauschule eine praktische Lehrzeit vorausgeht und daß die auf der Schule gelehrten Fachwissenschaften mit praktischen Übungen verbunden sind. Niedere G. bieten meist mehr Gelegenheit zur rein praktischen Ausbildung in der Nutzgärtnerei und daher kann ein hinreichend langer Besuch derselben die praktische Lehrzeit ersetzen. Neben den staatlicherseits gegründeten Anstalten solcher Art giebt es auch Privatinstitute.

Von den höhern G. sind folgende die bekanntesten: 1) Königliche Gärtnerlehranstalt zu Wildpark bei Potsdam, nimmt nur Eleven auf mit mindestens zweijähriger praktischer Vorbildung und der Schulbildung für Obersekunda; alle Zweige des Gartenbaues werden theoretisch und praktisch vorgeführt, jedoch wird der Landschaftsgärtnerei die größte Sorgfalt zugewendet; der Kursus ist zweijährig. 2) Königliches Pomologisches Institut zu Proskau in Verbindung mit einer pflanzenphysiol. Versuchsstation, bildet in erster Linie tüchtige Obstgärtner aus, jedoch werden auch die andern Zweige des Gartenbaues gründlich gelehrt; außerdem pflegt das Institut die Züchtung, Anpflanzung und Verbreitung guter, dem Klima angemessener Obstsorten. 3) Königliche Lehranstalt für Obst- und Weinbau zu Geisenheim a. Rh., bildet in einem zweijährigen Kursus Eleven mit Tertianerschulbildung zu tüchtigen Gärtnern aus; außerdem ist ein einjähriger Kursus für Gartenschüler sowie Specialkurse für Obst- und Weinbau, endlich auch für Reblausuntersuchungen u. s. w. eingerichtet. 4) Gartenbauschule des Gartenbauverbandes für das Königreich Sachsen in Dresden, unter Oberaufsicht des königlich sächs. Ministeriums des Innern, ist die einzige Anstalt, an der nur theoretischer Unterricht erteilt wird und keine praktischen Arbeiten betrieben werden. Zur Aufnahme ist eine zweijährige praktische Lehrzeit und das Reifezeugnis der ersten Klasse einer höhern Bürgerschule oder der Tertia eines Gymnasiums oder Realgymnasiums erforderlich. 5) Pomologisches Institut in Reutlingen, von dem hochverdienten Pomologen Dr. E. Lucas gegründet und nach dessen Tode von dem Sohne weiter geführt, zerfällt in die höhere Lehranstalt für Pomologie und Gartenbau und in die Garten- und Obstbauschule. Auch sind Baumwärterkurse eingerichtet. 6) Kaiserliche Gartenbauschule zu Grafenburg im Unterelsaß mit ein- bis zweijährigem Kursus für Gärtner und drei- bis vierwöchigen Kursen für Lehrer und Baumwärter. 7) Gartenbauschule in Wien, umfaßt alle Zweige des Gartenbaues. 8) Gärtnerlehranstalt in Gent, früher mit der berühmten Handelsgärtnerei von L. Van Houtte verbunden und von diesem geleitet, jetzt in den Botanischen Garten zu Gent verlegt, mit dreijährigem Kursus, den gesamten Gartenbau umfassend. – Kleinere Anstalten finden sich in fast allen Staaten, auch in Frankreich, Rußland, Italien u. s. w.

Gartenbauvereine, Gesellschaften von Gärtnern und Gartenliebhabern, die die Hebung und Förderung des Gartenbaues bezwecken und dies durch den Meinungsaustausch in regelmäßigen Versammlungen, durch Veranstaltung von Gartenbau-Ausstellungen (s. d.), durch Anlage und Unterhaltung von Versuchsgärten, durch Unterhaltung von Fortbildungsschulen für jüngere Gärtnern u. s. w. zu erreichen suchen.

Die Tendenz dieser Vereine ist entweder eine allgemeine, auf die Förderung aller Zweige des Gartenbaues gerichtete, oder sie faßt einzelne Zweige desselben, wie Obstbau, Pomologie, Weinbau, Gemüsebau, Handelsgärtnerei, Landesverschönerung, Acclimatisation, Lehrlings- und Gehilfenwesen u. s. w. in das Auge. Manche kleinere G. beschäftigen sich auch mit andern wirtschaftlichen Zweigen, wie Bienenzucht, Geflügelzucht u. a. Manche dieser Vereine stehen mit landwirtschaftlichen Vereinen als bloße Sektionen derselben in Verbindung, andere bearbeiten Gartenbau und Landwirtschaft als zwei untrennbare Zwillingsgeschwister, wieder andere sammeln um sich kleinere Vereine derselben Art als korporative Mitglieder. So besteht in Dresden ein Gartenbauverband für das Königreich Sachsen und Landes-Obstbauverein mit einer großen Anzahl von Bezirks-Obstbauvereinen zu einem organischen Gan- ^[folgende Seite]