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Garwhal – Gasanzünder (elektrischer)
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Garve'
sophie im edlern Sinne des Wortes, seine Schreibart klar, einfach und gewählt. Hervorzuheben sind seine «Abhandlungen über die Verbindung der Moral
mit der Politik» (Bresl. 1788), «Über den Charakter der Bauern und ihr Verhältnis gegen den Gutsherrn und die Regierung» (ebd. 1780; 2. Aufl. 1796),
«Über Gesellschaft und Einsamkeit» (2 Bde., ebd. 1797–1800), die «Versuche über verschiedene Gegenstände aus der Moral, Litteratur und dem
gesellschaftlichen Leben» (5 Bde., 1792–1802; neue Aufl. 1821) und die «Fragmente zur Schilderung des Geistes, Charakters und der Regierung
Friedrichs II.» (2 Bde., Bresl. 1798; neue Aufl. 1801). Er übersetzte noch Smiths «Untersuchung über die Natur und Ursache des Nationalreichtums»
(3 Bde., Bresl. 1791–96; 3. Aufl. 1810); nach seinem Tode erschienen Übersetzungen der «Ethik» (2 Bde., ebd. 1798–1801) und der «Politik» (2 Bde.,
ebd. 1799–1802) des Aristoteles. Für G.s Leben sind wichtige Quellen seine «Briefe an eine Freundin» (Lpz. 1801), «Briefe an Weiße» (2 Bde., Bresl.
1803), «Briefwechsel mit Zollikofer» (ebd. 1804) und «G.s Briefe an seine Mutter» (hg. von K. A. Menzel, ebd. 1830).
Garwhal, verderbt aus Garhwāl (s. d.).
Garwolin. 1) Kreis im südwestl. Teil des russ.-poln. Guvernements Sjedlez, hat
1821,2 qkm, 102981 E., Weizen-und Obstbau. –
2) Kreisstadt im Kreis G., 93 km westsüdwestlich von Sjedlez, rechts an der zur Weichsel gehenden Wilga und an
der Landstraße von Warschau nach Lublin, hat (1888) 3767 E., Post und Telegraph und Getreidehandel.
Garz. 1) G. auf Rügen, Stadt im Kreis Rügen des preuß. Reg -Bez. Stralsund, 14 km im
SW. von Bergen, an einem See, in fruchtbarer Gegend, hat (1890) 1986 evang. E., Post, Telegraph. Südlich das Gut
Groß-Schoritz, Geburtsort E. M. Arndts; östlich am Strande bei Neukamp bezeichnet ein Standbild des Großen
Kurfürsten die Stelle, wo dieser 13. Sept. 1678 zur Vertreibung der Schweden landete. – Seit 1317 wird Garze als
Stadt genannt; es ist vielleicht aus der sagenhaften Stadt Rugendahl entstanden; beide gehören dem Bezirke der
ehemaligen Festungswerke von Charenza (s. d.) an. –
2) G. an der Oder, s. Gartz.
Gas (über die sprachliche Ableitung s. Gaze), Bezeichnung desjenigen
Aggregatzustands (s. d.) der Körper, in dem die einzelnen Moleküle sich gegenseitig nicht anziehen,
keine Kohäsion besitzen, sondern im Gegenteil Expansion (s. d.) zeigen. Manchen Körpern ist dieser Aggregatzustand unter
gewöhnlichen Verhältnissen, unter gewöhnlicher Temperatur und Druck eigentümlich, weshalb man solche auch als eigentliche G. bezeichnet, während
andere Körper der Zufuhr von Wärme bedürfen, um aus dem festen in den flüssigen und aus dem flüssigen in den gasförmigen Zustand überzugehen.
Solche aus Flüssigkeiten durch Zufuhr von Wärme entwickelten G. bezeichnet man gewöhnlich als Dampf (s. d.). Ebenso aber wie
alle Dämpfe durch Wärmeentziehung und Druck sich wieder in Flüssigkeiten verwandeln lassen, so kann man auch, nach den Entdeckungen von
Faraday, Pictet und Cailletet, alle G. zu Flüssigkeiten verdichten. (S. Koercibel.) Der Wasserdampf ist das G. einer bei +100°C.
siedenden Flüssigkeit, die Luft ist das G. oder der Dampf einer bei etwa -200°C. siedenden Flüssigkeit. Die Gesetze des Gleichgewichts und der
Bewegung der G. lehren die Aerostatik (s. d.) und die Aerodynamik (s. d.). Die innere Beschaffenheit der
↔ G. lehrt die Kinetische Gastheorie (s. d.). Die Beziehungen zwischen dem Volumen eines G. einerseits und dem
Druck, resp. der Temperatur andererseits werden durch das Boylesche Gesetz (s. d.) und das
Gay-Lussacsche Gesetz (s. d.) dargestellt.
In rechtlicher Beziehung kann sich ein G. wie ein fester oder tropfbarflüssiger Körper im Eigentum und im Gewahrsam eines Menschen befinden und
daher Gegenstand eines Diebstahls sein. Andererseits ist wegen G., welches ein Grundeigentümer, z.B. ein Fabrikant, von seinem Grundstück in
erheblicher und die Nachbarn benachteiligender Menge über die Nachbargrundstücke ausströmen läßt, Klage auf Unterlassung und Schadenersatz
zulässig.
Gasa, Stadt in Palästina, s. Gaza.
Gasaland, südl. Teil der portug. Kolonie Mozambique (s. d.), zwischen dem Sambesi und Limpopo, hat
etwa 280000 qkm und gegen ½ Mill. E. Es umfaßt die Landschaften Gorongosa, Kiteve, Sofala und Inhambane. Die Herrschaft der Portugiesen bethätigt
sich hauptsächlich zwischen Sambesi und Sabi; südlich vom Sabi nur an der Küste, während hier im Innern Gungunhana als mächtigster Häuptling
herrscht, welcher den Kraal seines Vorgängers Umzila aus dem Gebirge östlich vom mittlern Sabi in die weit südlich gelegene Landschaft Mazibi verlegt
hat. Von dem Hafenplatz Beira führt die projektierte Eisenbahn, den Pungue aufwärts, nach Massi Kessi und Maschonaland. In neuester Zeit wurde G. oft
durchforscht, so von Erskine (s. d.), Wood, Kuß, Browne und Doyle.
Gasanalyse, chem. Untersuchung von Gasen und Gasgemischen. Die G., welche durch die wissenschaftlichen Arbeiten
Bunsens ihre fundamentale Ausbildung erfahren hat, strebt die Trennung von Gasgemischen in ihre einzelnen Bestandteile und deren genaue Messung
an. Die Trennung erfolgt entweder dadurch, daß man die einzelnen Gase durch geeignete Chemikalien nacheinander absorbiert, oder dadurch, daß man
sie durch systematische Verbrennung entfernt. Auf diese Weise wird Kohlensäure durch Absorption mit Kalilauge, Kohlenoxyd durch Absorption mit
salzsaurem Kupferchlorür, Sauerstoff durch Absorption mit Phosphor oder alkalischer Pyrogallussäure, die sog. schweren Kohlenwasserstoffe durch
Absorption mit Bromwasser oder konzentrierter Schwefelsäure, Wasserstoff und Methan durch Verbrennung bestimmt. Sowohl die Absorptionen als die
Verbrennungen werden in sog. Gasbüretten vorgenommen, das sind mit Einteilung versehene Glasröhren, welche eine genaue Abmessung der durch die
Absorption oder Verbrennung eingetretenen Volumenverminderung gestatten. Diese Apparate sind von Hempel, Winkler, Bunte, Fischer, Pettersson u.a.
verschieden ausgebildet worden. Die G. hat in der Praxis eine ziemliche Bedeutung bei Feststellung des Wertes von Beleuchtungs- und Heizgasen und
bietet namentlich ein gutes Mittel zur Untersuchung der Feuerungsanlagen. – Vgl. Bunsen, Gasometrische Methoden (Braunschw. 1877); Winkler,
Anleitung zur chem. Untersuchung der Industriegase (2 Abteil., Freiberg 1877, 1879); ders., Lehrbuch der technischen G. (2. Aufl., ebd. 1892); Hempel,
Gasanalytische Methoden (2. Aufl., Braunschw. 1890).