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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gelbbeeren – Gelbes Fieber

Gelbbeeren, die Früchte mehrerer in der Färberei verwendeten Arten Rhamnus (s. Farbepflanzen und Rhamnus).

Gelbblank,s. Bernsteinindustrie (Bd. 2, S. 842a).

Gelbbleierz oder Wulfenit, ein tetragonales mit Wolframbleierz (s. d.) und Scheelit (s. d.) isomorphes Mineral, das teils tafelartige, teils kurz säulenförmige oder pyramidale aufgewachsene Krystalle bildet, von Fettglanz oder Diamantglanz, der Härte 3 und dem spec. Gewicht 6,3 bis 6,9; sie sind gewöhnlich verschiedentlich gelb gefärbt, wachsgelb, honiggelb und pomeranzgelb, auch morgenrot. In chem. Hinsicht ist das G. molybdänsaures Blei, PbMoO4, mit 61,4 Proz. Bleioxyd und 38,6 Molybdänsäure. In einigen Varietäten ist ein kleiner Chromgehalt nachgewiesen, der aber nicht die Ursache der roten Farbe ist; denn diese tritt auch an ganz chromfreien Krystallen auf; sie rührt wahrscheinlich von einem organischen Farbstoff her, wie denn auch das orangefarbige G. an der Luft leicht bleicht. Vor dem Lötrohr verknistert das G. heftig; konzentrierte Schwefelsäure löst es mit blauer Farbe. Den alten Fundpunkten, Bleiberg und Kappel in Kärnten, Berggießhübel in Sachsen, Badenweiler, Przibram in Böhmen und Rezbanya in Ungarn, haben sich viele amerikanische zugesellt, so Wheatley-Mine bei Phönixville in Pennsylvanien, der Comstock-Gang in Nevada, Tecomah-Mine und Mount-Nebo in Utah (hier bis 1½ Zoll große Krystalle), Silverdistrict in Arizona u.s.w.

Gelbbrennen oder Abbrennen, bei gegossenen oder aus Blech hergestellten Gegenständen aus Messing und Tombak, die keiner mechan. Bearbeitung durch Feilen, Abdrehen u.s.w. unterliegen, diejenige Vollendungsarbeit, durch welche die auf der Oberfläche der betreffenden Gegenstände durch den Guß oder infolge des bei ihrer Bearbeitung notwendigen Glühens gebildete Orydschicht beseitigt und so die natürliche Farbe wieder hervorgebracht, ja sogar das Feuer derselben erhöht wird. Das G. wird ausgeführt, indem man zuerst eine Vorbeize von verdünnter Schwefelsäure und dann eine Schnellbeize von starker Salpetersäure oder von Salpeter- und Schwefelsäure bei den zur Zerstörung anhängender Fett- und Schmutzteile zuvor schwach ausgeglühten Gegenständen anwendet.

Gelbbuch (Livre janne), Sammlung derjenigen offiziellen Dokumente, die der franz. Minister des Auswärtigen von Zeit zu Zeit zur Kenntnis der legislativen Körperschaften zu bringen pflegt. Der Name ist seit 1852 im Gebrauch und rührt her von der Farbe des Umschlags. In England nennt man solche Aktenstücke Blaubücher, in Deutschland Weißbücher, in Italien und Rumänien Grünbücher.

Gelbe Achte, s. Heufalter.

Gelbeisenkies, soviel wie Eisenkies (s. d.).

Gelbeisenstein, Xanthosiderit oder gelber Eisenocker, ein Mineral, das bei Ilmenau in Thüringen in radialfaserigen Aggregaten von goldig-gelbbrauner bis brauuroter Farbe, bei Goslar am Harz auch von mehr ockeriger Beschaffenheit vorkommt und chemisch wesentlich das Eisenoxydhydrat H4F2O5 oder Fe2O(OH)4 mit 18 Proz. Wasser darstellt.

Gelberde, ein ockergelbes, bisweilen dickschieferiges Mineral von feinerdigem Bruch und sehr geringer Härte, das sich etwas fettig anfühlt, an der Zunge klebt, im Wasser zu Pulver zerfällt und sich im Feuer rot brennt; es besteht aus 33,5 ↔ Kieselsäure, 14,5 Thonerde, 38 Eisenoxyd und 14 Proz. Wasser. Die G. ist also ein durch Eisenoxydhydrat gefärbter Kaolin oder Thon. Sie findet sich bei Amberg, Wehrau und Blankenburg und dient als gelbe Anstrichfarbe.

Gelber Fleck der Netzhaut des Auges, s. Auge (Bd. 2, S. 106b).

Gelber Fluß, s. Hoang-Ho.

Gelber Ingwer, s. Curcuma.

Gelber Körper, s. Eierstock.

Gelbe Rübe, s. Mohrrübe.

Gelberz, das blei- und antimonreiche Schrifterz (s. d.).

Gelbes Blutlaugensalz, s. Blutlaugensalz, gelbes.

Gelbes Fieber (Febris flava), eine meist sehr gefährliche und oft schnell tödliche Krankheit heißer Länder, die ihren Namen von der gelben Farbe hat, welche die Haut der davon Befallenen annimmt. Durch die übrigen Symptome, wie heftiges Erbrechen, Nasen- und Magenblutungen, quälende Kopf- und Gliederschmerzen, Störungen der Harnabsonderung, große Angst, reißende Schmerzen im Unterleibe u.s.w., namentlich aber durch den epidemischen Charakter und seinen stürmischen Verlauf läßt sich das G. F. leicht von der Gelbsucht (s. d.) unterscheiden. Es hat einen dem Typhus ähnlichen, nur akutern Verlauf und beruht seinem Wesen nach auf einer eigentümlichen, wahrscheinlich durch die Einwanderung eines lebenden Kontagiums in die Cirkulation bedingten Blutvergiftung, wodurch ein großer Teil der roten Blutkörperchen aufgelöst, in Gallenfarbstoff umgewandelt und somit eine Reihe der schwersten Ernährungsstörungen in Leber, Nieren, Hirn und andern wichtigen Organen hervorgerufen wird.

Die Krankheit beginnt meist plötzlich ohne alle oder mit nur sehr geringen Vorläufern (Appetitlosigleit, Mattigkeit, Schwindel, Eingenommensein des Kopfes), indem sich ein mehr oder minder ausgesprochener Schüttelfrost und ein heftiges Fieber mit großer Trockenheit der Haut, schnellem, vollem, gespanntem Puls, starker Rötung des Gesichts und heftigem Kopfschmerz einstellen, wozu sich auch lebhafte Schmerzen in den Weichen, im Rücken und in den Gliedern gesellen. Gleichzeitig leidet der Kranke an Magendrücken, Erbrechen, Stuhlverstopfung und häufig auch an Nasenbluten, der Harn ist sparsam und dunkelrot, die Nächte schlaflos und unruhig, die Gemütsstimmung außerordentlich gedrückt. Dieses erste Stadium des G. F. dauert im Durchschnitt zwei bis vier Tage, und es schließt sich sodann das zweite Stadium an, das mit anscheinend bedeutender subjektiver Besserung beginnt und meist einen bis zwei Tage währt. Das Fieber läßt nach, die Schmerzen verschwinden, die Haut wird kühl und feucht, die Stühle werden stark gallig gefärbt, und die Krankheit kann in Genesung übergehen; viel häufiger stellt sich aber unter intensiv gelber Verfärbung der Haut und der Augenbindehaut das dritte Krankheitsstadium ein, indem die Magenschmerzen heftiger zurückkehren, reichliches Blutbrechen eintritt, auch durch den Stuhl und den Harn Blut abgeht, der Kranke über qualvollen Durst, Angst und Beklemmung klagt und in große Apathie und Delirien verfällt, bis schließlich unter Konvulsionen der Tod erfolgt. Die Dauer dieses dritten Stadiums beträgt einen bis drei Tage, sodaß die ganze Krankheit, die sich durch ihre große Mortalität auszeichnet (ein Drittel aller Erkrankungen endet tödlich), in

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 716.