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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Genga; Gengenbach; Gengler

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Genga – Gengler

1841 zu Genf beobachtet und erreichten fast 2 m Höhe, während die Transversalwellen selten über 20 cm ansteigen. Bemerkenswert sind ferner die Strömungen des Sees (Lardeyres), die von unterirdischen Quellen herrühren sollen. Das Niveau des Sees ist nicht zu allen Jahreszeiten dasselbe; es steht am tiefsten zu Ende des Winters und erreicht seinen höchsten Stand zur Zeit der sommerlichen Schneeschmelze. Der mittlere Unterschied zwischen dem niedrigsten und höchsten Wasserstand ist 1½ m; der Abstand des höchsten jemals beobachteten Wasserstandes (1817) von dem tiefsten (1830) beträgt 2,66 m.

Die Temperatur des Wassers, an der Oberfläche während des Sommers durchschnittlich 19° C., beträgt in der Tiefe nur 4‒5°. Ganz zugefroren ist der See in histor. Zeit nie, nur der seichtere Petit Lac überfriert in kalten Wintern. Die herrschenden Winde, der Nordost oder Bise und der Südwest oder Vent, erzeugen hier und da lebhafte Stürme. Der Fischreichtum ist geringer als bei andern Alpenseen; am höchsten geschätzt wird der hier Fera genannte Weißfelchen (Coregonus maraena L.). Die Schiffahrt ist lebhaft; neben 12 größern Dampfern und den kleinen Dampfbooten (Mouches) des Petit Lac befahren den See Segelbarken, die bis 3600 Ctr. laden. Das schweiz. Ufer ist reich und freundlich, trefflich bebaut und dicht besetzt von Städten, stadtartig gebauten Dörfern, Villen und Schlössern; das savoyische Gelände ist ebenfalls fruchtbar, trägt schon südl. Vegetation, ist aber weniger gut angebaut, ernster und großartiger. Wichtige Orte sind außer Genf: Villeneuve, Schloß Chillon, die Kurorte Montreux und Clarens, Vevey, Ouchy, der Hafen von Lausanne, Morges, Rolle, Nyon und Coppet auf Schweizerseite, Yvoire mit seinem alten Felsenschloß, Thonon, Evian und das malerische Meillerie auf Savoyerseite. Dem nördl. Ufer entlang zieht sich die Bahnlinie Genf-Lausanne-Villeneuve der Schweiz. Westbahn, das südl. Ufer wird von der Linie Annemasse-Evian-Bouveret der Franz. Mittelmeerbahn berührt. – Vgl. Rey, (Genève et les rives du Lac Léman (3. Aufl., Par. 1875); Herbst, Der G. S. und seine Umgebung (Weim. 1877); Forel, Le lac Léman (2. Aufl., Genf 1886).

Genga (spr. dschenga), Annibale della, s. Leo ⅩⅡ.

Genga (spr. dschenga), Girolamo, ital. Architekt und Maler, geb. um 1476 in Urbino, lernte die Malerei bei Signorelli und Perugino, ging dann nach Rom, wo er in der Kirche der heil. Katharina von Siena eine Auferstehung Christi malte. In der Brera zu Mailand befindet sich das für den Herzog von Urbino gemalte Bild: Gottvater mit Maria und den vier Kirchenvätern. Bedeutender ist G. als Baukünstler, wie die herrliche Façade des Doms von Mantua und der Palazzo dell’Imperiale (für den Herzog von Urbino) bei Pesaro beweisen. In Pesaro begann er 1515 die Kirche San Giovanni und lieferte Entwürfe für ein Kloster von Monte-Barroccio, für die bischöfl. Residenz in Sinigaglia u. s. w. Als Bildhauer schuf er für den genannten Palast bei Pesaro die Figur eines Engels. Er starb 1551 in Urbino.

Sein Sohn, Bartolommeo G., Architekt, geb. 1518 in Cesena, lernte bei seinem Vater und in Rom an den Antiken. Auch in Florenz hielt er sich seit 1538 auf. Er baute für den Herzog von Urbino den Palast in Pesaro und vollendete die von seinem Vater begonnene Kirche San Giovanni daselbst. Seine Kenntnisse im Festungsbau veranlaßten seine Berufung nach Genua und Malta, wo er 1558 starb.

Gengenbach, Stadt im bad. Kreis und Amtsbezirk Offenburg, 7,5 km im SO. von Offenburg, ehemalige Reichsstadt, in 172 m Höhe, am Eingang eines lieblichen, von der Kinzig bewässerten Thals und an der Linie Offenburg-Singen der Bad. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Offenburg), hat (1890) 2681 E., darunter 165 Evangelische und 49 Israeliten, Post, Telegraph, eine schöne, im Rokokostil erbaute, im Innern durch kunstvolle Holzschnitzereien geschmückte Kirche (1692) mit den Gebäuden der ehemaligen Abtei, jetzt Präparandenanstalt, Pfarr- und Volksschulgebäude, ein schönes Rathaus im Renaissancestil, altertümliches Kaufhaus (1696), Vorschußverein; Papier- und Pappdeckelfabrik, Aktienmalzfabrik, bedeutende Holzsägerei, Wein- und Getreidebau und Weinhandel. – G. entstand schon früh um die angeblich im 7. Jahrh. gestiftete Benediktinerabtei, erscheint urkundlich 1139 und fiel mit der Ortenau den Herzögen von Zähringen zu bis 1218. Später wurde G. freie Reichsstadt. Im Dreißigjährigen Kriege war es bald in den Händen der Schweden, bald der Kaiserlichen; 7. Sept. 1689 wurde es von den Franzosen eingeäschert; 1789 brannte die Stadt großenteils ab. 1803 kam G. an Baden, gleichzeitig wurde das Kloster aufgehoben.

Gengenbach, Pamphilus, Buchdrucker und Dichter, wanderte aus Nürnberg etwa 1499 nach Basel aus und lebte hier bis zu seinem Tode 1524 (oder 1525). Seine Meisterlieder, gereimten Büchlein, Prosatraktate, Reimgespräche gelten den Tagesereignissen, namentlich der Stellung der Schweiz zum Ausland. Von seinen ernsten und ganz undramatischen, trocken lehrhaften Fastnachtspielen hatten «Die 10 Alter dieser Welt» (1515) den größten Erfolg. Aufzüge der verschiedenen Stände enthalten der «Nollhart» (1517) und die «Gouchmatt» (1521). Der Reformation stellte G. seine Druckerei und seine Feder zur Verfügung und geißelte in dem Reimdialog «Die Totenfresser» den Unfug der kostspieligen Totenmessen. – Vgl. Pamphilus G. (hg. von Goedeke, Hannov. 1856).

Gengler, Heinr. Gottfr., Rechtshistoriker, geb. 25. Juli 1817 zu Bamberg, studierte zu Würzburg und Heidelberg Rechtswissenschaft, habilitierte sich 1843 in Erlangen auf Grund der Arbeit: «De morgengaba secundum leges antiquissiomas Germanorum» (Bamb. 1843), wurde 1847 zum außerord. und 1851 zum ord. Professor der Rechte daselbst ernannt. Von seinen größern Schriften sind zu nennen: «Lehrbuch des deutschen Privatrechts» (2 Bde., Erlangen 1854‒62), «Das deutsche Privatrecht in seinen Grundzügen für Studierende erörtert» (ebd. 1856; 4. Aufl., Lpz. 1892), «Deutsche Stadtrechte des Mittelalters» (Erlangen 1852), «Codox juris municipialiis Germaniae medii aevi» (Bd. 1, ebd. 1863‒67), «German. Rechtsdenkmäler» (mit Glossar, ebd. 1875), «Deutsche Stadtrechtsaltertümer» (ebd. 1882), «Beiträge zur Rechtsgeschichte Bayerns» (Heft 1‒4, Lpz. 1889‒94); von seinen kleinern sind zu erwähnen: «Des Schwabenspiegels Landrechtsbuch» (mit Wörterbuch, Erlangen 1853; 2. Aufl. 1875), «Über Äneas Sylvius in seiner Bedeutung für die deutsche Rechtsgeschichte» (ebd. 1860), «Rechtsaltertümer aus dem Nibelungenliede» (Nürnb. 1861), «Das Hofrecht des Bischofs Burchard von Worms» (Erlangen 1859).