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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Geschütz
ber und zwar, indem er sie über einen hohlen Kern
goß, durch den kaltes Wasser geleitet wurde. Hier-
dunb zogen sich die innern Schichten des Robrs
zuerst zusammen und die Erkaltung fand von innen
nack außen zu statt, sodaß sich die äußern Sänften
sest an die innern schmiegten und diese nock weiter
zusammenzogen. Die Nobre erhielten dadurch eine
vergrößerte Haltbarkeit. Die Erschütterungstbeorie
erwies sich aber als unzureichend, zudem ließ das
glatte G. nur das Feuer auf nahe Entfernungen zu.
Auch in England überzeugte man sich bald, daß auf
dem Wege des glatten G. die Aufgabe nicht zu
Rodman angegebenen, in Rußland zu weiterer Aus-
bildung gelangten prismatischen Pulvers, welches
gestattet, die Ladungen wesentlich zu steigern, sowie
durch den rationellen Aufbau des Stahlrohrs in
Gestalt der Ringkonstruktionen, für die der russ.
Artillerieoffizier Gadolin Vorarbeiten gemacht hatte,
und durch Anwendung des Ruudkeilverfcklusfes,
der an sich schon von großer Festigkeit, auch günstig
auf die Widerstandsfähigkeit des hintern Rohrteils
wirkt. Später kam hierzu noch die Führung der
Geschosse mittels Kupserringen. Krupp erreichte
! Geschoftgeschwindigieiten von 45>0 bis 500 m und
losen sei. Da die gezogenen Hinterlader dei großen
Kalibern nicht zu überwindende technische Schwierig-
keiten boten, so wandte sich Armstrong 18<!2 der Kon-
struktion gezogener Vorderlader zu, mit der er bei deu
von der Regierung ausgeschriebenen Wettversuchen
18<i4-l)5> den endgültigen Sieg über die G. seines
Nebenbuhlers Whitworth (s. S. i)12l>) davontrug.
Das neue Armstrongsche G., dessen .Nonstrut-
tion in England bald allgemein gültig iseit 1^<;'.< auch
für die Feldartillerie) wurde, war nach dem oben-
erwä'bnten Coil-Verfabren ausgebaut lf. Fig. :>';>,
in Bezug auf innere Einrichtung und Fübrungsart
schloß es sich dem franz. Gefcküftsvslem an. Durch
Fräser wurde die .>abl der Ringe sebr venuindert.
Man erreichte mit diesem Geschütztstem, für das
der Name der W o o l w i ch g e f ch i>. N e < nach dein Ar-
fenal zu Woolwicb benannt" eiugesübrt wurde, eine
genügende Wirkung gegen die mebr und mebr zu-
nelnnenden Stärken der Panzerplatten, allerdings
nur unter ')Ubilfenabme einer bedeutenden Steige-
ruug der Kaliber, mit denen man 1^7 schon am
12-Möller s.")l),5> <m) angelangt war. Man batte
für die Panzergeschütze zugleich ein start grobkörni-
ges, langsam verbrennendes Schießpulver und Ge-
sckosfe von Hartgußeisen angenommen. England
sollte indes mit seinem Woolwichgeschütz der einzige
Staat bleiben, der den Hinterlader mit dem Vorder-
lader vertauschte. Preufteu wandte sich demnächst
ebenfalls der Frage der Panzergeschütze zu und ge-
dachte durch eine bloße Kalibersteigerung und damit
verbundene Gewichtsvermehruug der Geschosse die
gegen Panzerplatten notwendige lebendige .Nraft
der (Geschosse zu erreichen', aber die Fortschritte in
der Herstellung der Panzerplatten ließen unschwer
erkennen, daß man auf diesem Wege bald an den
Grcnzcn der praktisch brauchbaren Rodrg>'wicktc an-
schon gewichtige Stimmen laut wurden, mit Erfolg
aus dem Felde geschlagen ward, so ist dies dem
Eingreifen Krupps zu danken, der es verstand, auf
(hrund der in Nordamerika wie in Rußland erlang-
ten Aufschlüsse eine gewaltige Steigerung der Ge-
schoßgeschwindigkeiten berbeizusübreu. Krupp er-
möglichte dies unter Anwendung des schon von
erlangte damit eine Überlegenheit über die gleichen
Kaliber der Woolwichgeschütze, wozu noch die grö-
ßere Schußgenauigkeit und die leichtere Bedienung
des Hinterladers sich gesellte. Die Entscheidung in
dieser Frage fällt in das I. 1W8.
Fig. ^)'zeigt zur Hälfte die Ansicht, zur Hälfte
den Durchschnitt der der deutschen Küsten- und Ma-
rineartillerie angebörigen 21 cm - R i n g kano ne.
Das innere oder zternrobr aus geschmiedetem Guß-
stabl, welches von binten bis vorn durchgeht, ist
von der Mitte ab bis
zur vordern Fläche des
den Verschluß aufueb-
n'.enden .^ieillochs mil
acht Ringen umlegt,
wäbrend dem .^eillock
zunächst, wo der größte
Pulverdruct stattfindet,
noch ein äußerer Ver-
stärtungsring ange-
bracht ist. Die Ringe
werden warm aufge-
zogen und schmiegen sich beim Erkalten eng an
die innern Schichten des Rohrs an, sodaß diese
nacbber beim Schießen den Druck der Pulver-
gase nach außen fortzupflanzen vermögen und die
äußern Schichten mit an dem Widerstand tcil-
Fig. 21.
Fig. 22.
nehmen. Ein Ringrohr bält auf diese Weise einen
mebr als doppelt so großen Druck als ein gleich-
starkes Massivrobr aus. Der Rundkei l v e rs ch l uß
sür schwere G. ist in Fig. 21 abgebildet: eine be-
sondere Transportschraube dient zur Seitwärts-
bewegung des Ueils, die bei leichtern G. unmittel-
bar mit der Hand geschchen kann. In Fig. 22 ist
der zugebörige Dichtungsri n g ls. Vroadwell-
Ring! von Broadwell in zvarlsruhe abgebildet,
letzterer bat außerdeni einen aus einem Haupt-
58"