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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gesteinsbildung
vollkommen denjenigen analog sind, deren Bildung
belltzutage verfolgt werden kann, daß die Entstehung
derselben nicht zweifelhaft ist. So ist offenbar den
Randsteinen der verschiedenen geolog. Formationen
oerselbe sedimentäre Ursprung zlizllschreibeu, den
oie in der Jetztzeit sich bildenden Sandsteine be-
sitzen- inr die Nbvolitbe, Basalte, Trachvte, Por-
pbyre, Melapbvre n. s. w. kann die eruptive Natur
nicht in Frage gestellt werden, wenn auch bei ibrer
Entstebung nebelt deln Scknlelzfluß der Wasfer-
danlpf wohl eine noch größere Rolle gespielt hat
als in den beutigen ^aven. Bezüglick der Ent-
stehung anderer Gesteine mangelt es noch an eilt-
scheidenden Beweisen, wie man sich ibre Bildung
vorzustellen babe' man pflegt diese letztern kryp-
togene zu nennen.
Seit alter Zeit bat man auf dem Gebiete der
Eruptivgesteine zwischen den plntoniscken und
v ultanisck en unterschieden. Die erstern stiegen auf
spalten alis denl Erdinuern hervor und erfüllten un-
regelmäßig gestaltete große unterirdische Hohlräume
und deren Verzweigungen, oder drangen ans den
Sckicktungsfugell lllld Abfollderllilgsklüftellzwisckelt
die trvstalliniscken schiefer und Sedimentärgesteine
cm. Das CbaraNeristische für diefe plutonisck en
'.Nassen ist, das', sie als solche nie die Erdoberfläche
erreichten, demgemäß sich mit ibrem Material aucb
nickt an dem Aufban von Vulkanen und Kratern
beteiligten, auch kein lofes oberfläcklickes Alls-
nnlrfsmaterial in der Form von Tuffen lieferten.
Sic bildeten unterirdische Stöcke, Gänge, Lager und
Vagcrgänge, die nur durch die abtragende Wirkuug
der Denudation oder durch gebirgsbildeude Tis-
lotationen ilnserer jetzigeit Beobachtung zugänglich
werden. Man hat sie daher auch die Tiefeil -
gest eine genannt. Die ebenfalls auf Spalten
empordringenden v u l kanis ch e n Gesteine gelaug-
ten dagegen bis zur Erdoberfläche, wo sie sich ent-
weder an der Atmospbäre oder unter Wasser zu
Nrom und deckenförmigen Ergüssen ausbreiteten,
zll kuppen aufstallten, oder mit ibrem Material
Vulkane aufbauten. Die Möglickteit einer Ver-
tnüpiung nlit lofen Auswurfsmaffeu oder Tuffen
ist für diese Gesteine ebenfalls charakteristisch. Für
dieselben ist auch der Name E rgusigesteine, effn -
sive Ge st eine, im Gebrauch. Die der Tertiärzeit
und der Gegenwart angehörigen vulkanischen Ge-
steine bat man als ucovulkaniscke, diejenigen,
deren Erguß alt die damalige Oberfläche wäbreud
der vortertiären geolog. Formatiouen stattfand, als
paläovulkanif ch e bezeichnet.
Ein anderer, sehr tief eingreifender Uuterschied,
der sich bei der Frage nach der Entstebungsweise
der Gesteine geltend macht, ist derjenige, der sie in
die ursprünglichen und umgewandelten
Gesteine trennt. Die erstern findeil sich noch in
demjenigen petrographischen Zustande, in dem sie
bei ibrer anfänglichen Ablagerung allsgebildet
waren, die letztern haben im ^aufe der Zeit, fei es
durch eine bloße innerliche Umkrystallisierung, sei
es durch eiue gleichzeitig erfolgte ckem.Umwandluug,
ibre petrographifebs Natur verändert und stellen
jetzt Massen dar, die von denjenigen, aus denen sie
hervorgegangen sind, abweichen. Man nennt diese
Me t a m o rp h i s ck e Gesteinc (s. d.), pflegt iildefsen
voll ^Netamorphismus nicht schon da zu sprecheil,
wo ein Gestein voll normalverlaufenden ^ersetzungs-
und Vcvwittevungsvorgangen betroffen wurde, son-
dertt ??ü'" da/ttl, i^/ltt wirkliche Ilmkrystallisierungen
erfolgt sino, welin bei der Umwandlung dasselbe
einen vollständig andern, und zwar petrographisch
woblcharakterisierten Typus erlangt bat, gewöbn-
licker Kalkstein z. N. zll körnigem Marmor, gewöbn-
licker Tbonsckiefer zll krystallinischem Pbyllit oder
Glinllllersckiefer geworden ist. In den meisten kry-
stalliuiscken Sckiefern der archäischen Formatioil
scheinen Produkte des Metamorphismus vorzu-
liegen. Als Hauptursachen der Umwandlung sind
sowobl die innerliche Cirkulation des mit verschie-
deneil aufgelösten Stoffen beladenen Wassers, als
auck das Durchbrechen von Eruptivgesteiuen, ferner
die Beeiuflussung durch den gebirgsbildeuden Druck
erkannt worden. Dock weiß mall von vielen Ge-
steinen überbaupt nicht mit Bestimmtheit, ob sie in
ibrer jetzigen Beschaffenbeit das Produkt des Meta-
morphismus oder ursprüngliche Bildungen siud.
Die in der Natur stattfindenden Vorgänge der G.
künstlich uachzuabmen, bat voll jeher als eilte wick-
tige lllld dankenswerte Aufgabe gegolten. Da der
Vorgang der meckan. und ckem. Sedimentierung
ein einfacher und verständlicher ist, so sind die da-
durch entstandenen Ablageruugen nicht in dem
Maße Gegenstand einer erperimentellen Nachbil-
dung gewesen, wie die metamorphischen lllld erup-
tiven Gesteine. Scholl 1805 erhitzte James Hall
in einem verschlossenen Gefäß unter hohem Atmo-
spbärendruck Vvreide und Kalkstein und erbielt zucker-
körnigen ^tarmor. Voll den spätern Versuchen auf
dem Gebiete des Metamorphismus sind nament-
lich die von Daubree bervorzuheben, dem es gelang,
unter dem Einfluß überbitzten Wassers Produkte zu
gewiunen, die sür die Auffassung der Bildung der
krystallinischen Schiefer von großem Belang sind
s"1^tlnls'8 et t'x^i'ieuc^ svlltliotiliue^ 8ur Ic m6ta-
moi^iii^me 6t 3ni' 1a fm'matiou (1^8 100I108 cristal-
Un65", Par. 1860). Die eigenen und fremden Ver-
fuche zllr Nachabmung der G. behalldelte Tanbree
in dem großen zusammenfassenden Werk "^wäes
5vntli^tiqno3 de "^oiossio <?x^^i'iin0ntüle" sPar.
1^79). Die tüllstliche Nachbilduilg krystallillischer
Eruptivgesteine, mit der sich schon 1792Spallan-
zani beschäftigte, pflegte lange an der Schwierigkeit
zll scheitern, die Erstarrung der Schmelzmassen in
dem Glaszustaude zll vermeiden. Jedoch baben auf
diesem fast als unfruchtbar geltenden Gebiete
Fouque und Michel-Levy äußerst wichtige Nefnltate
erzielt. Sie schmolzcll künstliche Gemenge der chem.
Vestalldteile verschiedener Mineralien in einem Pla-
tintiegel im Tchlösingschen Ofen zllsammen, brachten,
sobald die Masse im homogenen Schmelzfluß war,
den Tiegel über eine Glasbläserlampe und setzten
ihn 48 Stunden lang einer dem Schmelzfluß mög-
lichst nabekommeudenTemperatur ans, worauf dann
obue weitere Vorsichtsmaßregeln Erkaltung eintrat.
Es glückte ihnen fo, eine Menge der gerade für die
eruptiven Felsarteu wichtigsten Mineralien zu er-
zeugen, verschiedene Feldspate, Augit, Leucit, Ne-
pbelin, Granat, mit allen Details der mikroskopi-
schen Strnktur und der etwaigen charakteristischen
Iwillingsbildungen. Ja, es gelang ihnen darauf
auck, tlllter Bedingungen, deren Vorhandensein in
der Natur keineswegs bestritten werden kann, sogar
ganze tvpische Gesteinsmassen als Erstarrungspro-
dukte künstlicher Schmelzmassen zu erhalten, Angit-
andesit, Leucittepbrit, Basalt, die dieselbell mikrosko-
pischen Gemengteile und dasselbe Gefüge aufwiesen,
wie jene Felsarten, die aus der Erdtiefe herstammen.
(Vgl. Fouque und Michel-^evy, c<8vnt'koso äe3