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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Goldschnitt - Goldspecht
vertretenen Gold- und Silbcrarbeitcr mit zwei obern
Jahresfachklaffen, in denen aber nur im Zeichnen
und Modellieren und auch nur Sonntags und
abends unterrichtet wird. - Die Fachschule für Gold-
schmiedekunst zu Prag wurde 1874 eröffnet, 1885
mit der Prager Kunstgewcrbefchule vereinigt, hatte
eine durchschnittliche Jahresfrequenz von 60 bis 70
Schülern, von denen aber nur etwa 30 ordentliche
Tagcsfchüler waren, und unterrichtet schulgeldfrei
im Freihand- und Fachzcichncn, Gravieren, Cife-
lieren, Metalltreiben und Emaillieren. Die Schule
wird vom Staat und der Stadt Prag unterhalten. -
Die (5ifelierabteilung der Kunstgewerbeschule des k.k.
Österreichischen Museums für Kunst und Industrie
zu Wien lehrt Treiben, Punzen, Ciselicrcn und
Gravieren denjenigen Schülern, welche die Vorbcrei-
tuugsschule und die Abteilung für Modellieren der-
selben Anstalt bereits besucht haben. Eine Fach-
fortbildungsschule für Juweliere, Gold- und Silber-
arbeiter existiert auch noch im 6. Vezirk von Wien.
Goldschnitt, s. Buchbinderei (Bd. 3, S. 651a).
Goldschwamm, zum Plombieren der Zähne,
wird erhalten, indem eine lOproz. Lösung von Gold-
chlorid mit doppeltkohlensaurem Kalium versetzt und
nach Zugabe von Oralsäure zum Sieden erhitzt wird,
wobei das reduzierte Gold sich als schwammige
Masse abscheidet. ^. Antimonsulfid.
Goldschwefel, von Vasilius (s. d.) entdeckt,
Goldseifen, f. Gold (S. 120d) und Seifen.
Goldfeifenlager, f. Erzlagerstätten (Bd. 6,
S. 338 d und 339^).
Goldfmith, Oliver, engl. Dichter, geb. 10. oder
17. Nov. 1728 in Pallas (oderPallice'jLongfordl),
war der Sohn eines armen Lanogciftlichen. Auf
Kosten von Verwandten studierte er seit 1745 in
Dublin Theologie, ging aber nach einem vergeblichen
Versuch, eine Stelle als Geistlicher zu erlangen, 1752
nach Edinburgh, um sich zum Arzt auszubilden.
Reiselust trieb ihn von hier nach Leiden, wo er sich
ein Jahr besonders mit Chemie und Anatomie be-
schäftigte. Obwohl von allen Mitteln entblößt, durch-
wanderte er Flandern, Frankreich, Deulfchland und
die Schweiz; häufig mußte er sich durch sein Flöten-
spiel den nötigen Unterhalt verdienen. In der
Schweiz begann er sein später so berühmt gewordenes
Gedicht "^iio traveiier". Von hier ging er nach
Italien und soll in Padua Doktor der Medizin
geworden sein. 1756 kehrte er nach England zurück,
trat bei einem Apotheker als Gehilfe ein und ver-
suchte sich später in London als Arzt, jedoch ohne
sonderlichen Erfolg. Nun verband er sich mit Griffith,
dem Herausgeber der "Nontlil^ lievic^v", trennte sich
jedoch bald wieder von diefem. Nachdem aber sein
"I^nquir^ into t1i6 piesLut 8tlU6 okpolito loaininZ
in ^ni'0i)6" (Lond. 1759) eine günstige Aufnahme
gefunden hatte, folgte er ausschließlich der fchrift-
stellerifchen Lausbahn, auf der er sich in der Folge
großen Nuhm erwarb. Trotzdem ist es ihm nie ge-
lungen, sich eine sorgenfreie Stellung zu sichern. G.
war ein tindlich-liebenswürdiger edelmütiger Charak-
ter: außer einer harmlosen Eitelkeit war sein größter
Fehler ein genialer Leichtsinn, der ihn oft in Ver-
legenheiten stürzte. Er starb 4. April 1774 in Lon-
don. 1762 veröffentlichte G. feine Chinesischen Briese
u. d. T. "I'liO ciUxon ok tli6 >vni'I(1" (2 Bde., neue
Ausg. von A. Tobson, Lond. 189l), eine Art Seiten-
stück zu Montesquieus "I^6tti-68 pln-8iin68", die be-
rechtigtes Aussehen erregten; es folgten: "'I'iis tra-
veUor" (Lond. 1764; deutsch von A. von Vohlcn, Verl.
1869), "1^33^3" (Lond. 1765) und "I^io vic-Ir c>5
^Vaksüolcl" (ebd. 1766 u. ö.; mehrfach ins Teutsche
übersetzt, so von Bode, Lpz. 1776, und von Sufe-
! mihl, ebd. 1841 u. ö.), der ein Lieblingsbuch der
ganzen civilisiertenWelt geworden ist. Gleichen Ruf
wie der "^i^vLiIer" erlangte "^6 äo36i't6ä vi1!a^6"
(Lond. 1770; deutfch von A. von Bohlen, Verl.
1869). Als Dramatiker verfaßte G. die vortreff-
lichen Lustfpiele "^ks Zood-natni-Lä-inan" (Lond.
1768) und "3Ii6 8woii3 to conc^Lr" (ebd. 1773).
Von seinen fonstigen Werken nennen wir: "llidwr^
ok NnFliinä" (Lond. 1771: deutsch von Schröckb,
2 Bde., Lpz. 1774-76), "I^oinan ui8torv" (Lond.
1769; deutsch von Kosegarten, 4 Bde., Lpz. 1795-
1802), "Ni8wi'.v ok 6r66c6" (2 Bde., Lond. 1774)
und die unvollendet gebliebene "Hi8toi')' okrliö 621'tii
anä cmiinNteä nlUure" (8 Bde., ebd. 1774; neue
Ausg. von Turton, 6 Bde., ebd. 1818). Auck ein
allgemeines Wörterbuch der Künste und Wissen-
schaften blieb unvollendet. Die erste Ausgabe seiner
"?0LM3 anä M)'8" erschien 1777 in Dublin (neue
Ausg. von Dobson, 2 Bde., Lond. 1891), die "?ooti-
cai anä äi'amaUc >vork3" erschienen 1780 in 2 Bän-
den. Die "^Ii8c6ilan60ii8 >voi-k3" wurden zuerst 1801
in 4 Bänden veröffentlicht. Die besten Ausgaben
der Werke G.s sind die von Prior (4 Bde., 1837),
von P. Cunningham (4 Bde., 1855) und von I. W.
M. Gibbs (5 Bde., 1884-86). Biographien schrie-
ben: W. Irving (Lond. 1849; neue Ausg. 1879);
Prior, I.it6 ok 0. 6. (2 Bde., ebd. 1837; neue Ausg.
1849); Forster, I.il'c anä tiin63 ok 0. (^. (2 Bde.,
ebd. 1848; 6. Aufl. 1877); Karsten, O. G. sStraßb.
1873); Laun, O. G. Sein Leben, sein Charakter
und feine Werke (Berl. 1876); Black, 0. ^. (Lond.
1879; neue Ausg. 1887).
Goldsolidus oder Solidus, röm. Münze,
welche Kaifer Konstantin d. Gr. um 312 n. Chr.
an Stelle der ältern rö'm. Goldmünze, des Aureus
(s. d.), prägen ließ; es wurden 72 Stück (zu je
4,55 3) aus dem röm. Pfunde von 24 Lot geschla-
gen. Teilstücke des Solidus waren der ^ri6N3 oder
^r6uii38i3 (1,52 3) und der 86mi8 l2,2? 3). In Be-
zug auf diese Teile wurde die neue Münze eben so-
lidus, d. h. Ganzstück, genannt.
^ Goldspecht (^0iapt68), eine aus neun Arten
! bestehende Gattung der Spechte, die den Kontinent
^ von Amerika vom La-Plata bis nade zum nördl.
Polarkreis und die Westindischen Inseln bewohnt.
Der leicht nach unten gebogene Schnabel ist ver-
hältnismäßig dünn. Die Flügel sind kurz und
stumpf, ihre vierte und fünfte Schwinge sind die
stärkstell. Die äußere Vorderzehe ist kürzer als der
Lauf. Das schöngefärbte Gefieder ist ziemlick weich,
namentlich sind auch die Schwanzfedern nickt mehr
fo elastisch wie bei den gemeinen Spechten. Die Tiere,
leben viel auf dem Boden, besonders von Ameisen.
Die bekannteste Art, der gemeine G. (^olaptes
lnii-Hw3 >3io., f. Tafel: Spechte, Fig. 1), ist auf
Scheitel und Nacken hellgrau, am Hinterkopf findet
sich bei beiden Geschlechtern ein karmoisinrotes Quer-
band, beim Männchen auch im Gesicht jederseits ein
. schwarzer Bartfleck. Der Vorderhals und die Wan-
! gen sind hell rötlichgrau, der Kröpf mit einem
! fchwarzen, halbmondförmigen Fleck geziert. Ober-
! feite graubraun mit einem Stich ins Grünliche,
! die Dcckfedern braun mit fchwarzen Querbändern,
der Bürzel weiß, Brust und Bauch gelblichbraun;
Schwungfedern oben fchwarz mit gelben Schäften,
unten Zitronengelb, mittlere Schwanzfedern oben