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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Gollub; Golmberg; Golo; Golos; Golowá; Golowazkij; Golowīn; Golownīn; Golsch; Golßen; Goltermann

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Gollub - Goltermann

baren Ihna, in waldiger, sandiger Gegend, an den Nebenlinien Altdamm-Wollin der Preuß. Staatsbahnen und G.-Kolberg (99,4 km) der Altdamm-Kolberger Eisenbahn, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Stargard) und einer Superintendentur, hat (1890) 8462 (4401 männl., 4061 weibl.) E., darunter 127 Katholiken und 135 Israeliten, Post zweiter Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, Kreditverein, Centralgefängnis; Dampfsägemühlen, Wassermühlen, einen Kupferhammer, Ackerbau, Viehzucht und Holzhandel. Die Stadt entstand 1190, erhielt 1268 Stadtrechte, gehörte zur Hansa und ist seit 1720 preußisch.

Gollub, Stadt im Kreis Briesen des preuß. Reg.-Bez. Marienwerder, 30 km südwestlich von Strasburg, rechts an der Drewenz, die die G. von der russ. Stadt Dobrzyn trennt, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Thorn), Nebenzollamtes und einer Oberförsterei, hat (1890) 2738 E., darunter 644 Evangelische und 354 Israeliten, Post, Telegraph, 2 Vorschußvereine; Handel mit Getreide und Vieh. Auf einer Anhöhe das alte Schloß (1296), um welches die Stadt entstand.

Golmberg, s. Fläming.

Golo Raimund, s. Frederich, Bertha.

Golos (Golo), Stadtteil von Volos (s. d.).

Golos (russ., «Stimme»), eine der bedeutendsten russ. Zeitungen liberaler Tendenz, 1863 begründet, erschien täglich in Petersburg im Verlag von A. A. Krajewskij in einer Auflage bis zu 25000 Exemplaren. Durch ihr freimütiges Auftreten zog sie sich wiederholte Maßregelungen und zeitweilige Suspensionen seitens der Regierung zu und hörte 1883 ganz auf zu erscheinen, als sie sich der Censur (vor der Ausgabe jeder Nummer) unterwerfen sollte. – Vgl. Fünfzehn Jahre der Zeitung G. (russisch, Petersb. 1878).

Golowá (russ., «Kopf», «Haupt»), Name für gewisse Wahlbeamte in Rußland, insbesondere seit Katharina Ⅱ. und neuerdings nach der Städteordnung von 1870 für das von den Stadtverordneten gewählte Oberhaupt einer Stadt (gorodskoj golova, etwa: Bürgermeister), dem die Leitung der ökonomischen Verwaltung der Stadt obliegt. (S. Gorod.)

Golowazkij, kleinruss. Holowazkij, poln. Głowacki, Jakow Fedorowitsch, russ. Gelehrter, geb. 29. (17.) Okt. 1814 in Czepiele, Kreis Zloczow in Ostgalizien, studierte in Kaschau, Pest, zuletzt Lemberg Philosophie und Theologie und wurde 1848 Professor der russ. Sprache und Litteratur an der Universität Lemberg. 1867 nahm er an der ethnogr. Ausstellung in Moskau teil und blieb seitdem in Rußland, wo er das Amt eines Vorsitzenden der Archäographischen Kommission in Wilna bekleidete. Er starb daselbst 13. (1.) Mai 1888. G. war einer der Hauptbegründer der neuern galiz.-russ. (russinischen) Litteratur und machte sich um die Hebung des dortigen Volkstums sehr verdient. Sein Hauptwerk ist eine große Sammlung von Volksliedern der Russen (Russinen, Ruthenen) in Galizien, Ungarn und der Bukowina, mit Beschreibungen der Ländergebiete, Abbildungen von Volkstypen und ethnogr. Karte («Narodnyja pěsni Galickoj i Ugorskoj Rusi», «Volkslieder des galiz. und ungar. Rußland», 3 Tle. in 4 Bdn., Mosk. 1878).

Golowīn, ein russ. Bojarengeschlecht, das im 15. Jahrh. aus der Krim nach Moskau kam, wo es am Zarenhof in hohem Ansehen stand.

Fedor Alexejewitsch G., geb. 1650, schloß 27. Aug. 1689 den Vertrag von Nertschinsk mit ^[Spaltenwechsel] China ab, war 1698 Mitglied der Gesandtschaft an die europ. Höfe, der sich Peter d. Gr. inkognito anschloß, und wurde 1702 von Kaiser Leopold Ⅰ. in den Reichsgrafenstand erhoben. Er starb 20. Aug. 1706 als Feldmarschall, Generaladmiral und Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Ihm zu Ehren erhielt 1891 das 45. russ. Asowsche Infanterieregiment seinen Namen.

Iwan G., geb. 1816, studierte in Dorpat und Berlin und trat dann beim russ. Ministerium des Auswärtigen in Dienst, verließ aber 1843 Rußland, lebte abwechselnd in England, Frankreich, Deutschland und Italien, einige Zeit auch in Amerika und schrieb viele Schriften über Rußland, zum Teil mit heftiger Polemik: «La Russie sous Nicolas Ⅰ<sup>er</sup>» (Par. 1845), «Types et caractères russes» (2 Bde., Lpz. 1847), «Mémoires d'un prêtre russe» (ebd. 1849), «Histoire d'Alexandre Ⅰ<sup>er</sup>» (ebd. 1859), «Histoire de Pierre Ⅰ<sup>er</sup>» (ebd. 1861), «Rußland unter Alexander Ⅱ.» (ebd. 1870), «Der russ. Nihilismus» (ebd. 1880), «Russ. Geheimnisse» (Großenhain 1882). Auch verfaßte er: «Stars and stripes, or American impressions» (Lond. 1855), «Frankreichs Verfall» (Lpz. 1872) u. a.

Golownīn, Wassilij Michailowitsch, russ. Seefahrer, geb. 8. April 1776 zu Rjasan, nahm als Freiwilliger in der engl. Flotte an mehrern Kriegszügen gegen die Franzosen teil. Nach Rußland zurückberufen, machte er als Commandeur der Sloop Diana eine Reise um die Erde und wurde dabei 1811–13 in Japan gefangen gehalten (Beschreibung der Gefangenschaft, deutsch, Lpz. 1817; «Bericht über den ersten Teil der Reise und die Aufnahme der Kurilen», Petersb. 1819). Eine zweite Erdumsegelung führte er auf der Korvette Kamtschatka 1817–19 aus (beschrieben, 2 Bde., Petersb. 1822). Er starb 12. Juli 1831 als Viceadmiral und Generalintendant der russ. Marine in Petersburg. Eine Gesamtausgabe seiner Werke, zu der auch eine Geschichte der Schiffbrüche gehört, erschien in 5 Bänden (Petersb. 1864).

Sein Sohn, Alexander Wassiljewitsch G., wurde mit dem Großfürsten Konstantin erzogen, den er auf seinen Reisen durch Europa und den Orient begleitete. Er ward 1859 zum Geheimrat und Staatssekretär, 6. Jan. 1862 zum Unterrichtsminister ernannt, in welcher Stellung er sich um die Hebung des russ. Schulwesens große Verdienste erworben hat. G. schied 26. April 1866 aus seinem Amte, blieb aber Mitglied des Reichsrats und starb 15. (3.) Nov. 1886 in Petersburg.

Golsch (Kölsch), eine Art Barchent,die man vorzüglich in Ulm und dessen Umgegend anfertigt. – G., richtiger das Stück G., ist auch ein Maßbegriff; man rechnet ein G. = 72 alte Ulmer Ellen = 40,90 m. Das Faß Golschen rechnet man zu 30 Stück.

Golßen, Stadt im Kreis Luckau des preuß. Reg.-Bez. Frankfurt a. O., 17 km im NW. von Luckau, links an der zur Spree gehenden Dahme und an der Linie Berlin-Elsterwerda der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 1557 evang. E., Post, Telegraph, eine Kartoffelstärkefabrik, Kohl- und Tabakbau; in der Umgegend Spiritusbrennereien.

Goltermann, Georg, Violoncellist und Komponist, geb. 19. Aug. 1824 in Hannover, studierte in München unter Lachner und Menter und machte 1850–52 Konzertreisen als Cellovirtuos. 1852 wurde er Musikdirektor in Würzburg, 1853 Kapellmeister am Stadttheater zu Frankfurt a. M.