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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Granat (Krebsart) - Granate
setzung der verschiedenen Granatarten ist äußerst
schwankend, indem darin mit der Kieselsäure quanti-
tativ und qualitativ sehr abwechselnde Stoffe ver-
bunden sind, wodurch auch die verschiedenen Farben
der Varietäten hervorgerufen werden; indes führen
sämtliche Granatanalysen auf die allgemeine Formel
3N0, U.2 0., 33i0.2, worin N0 vorwiegend Kalk, auch
Magnesia, Eifenorydul, Manganorydul, Chrom-
orydttl, I?2^3 vorwiegend Thonerde, auch Eisenoxyd
und Chromoryd bedeutet. Die Kieselsäuremenge be-
trägt gewöhnlich zwischen 35 und 40 Proz. In eini-
gen G. ist Titansäure nachgewiesen worden. Die
Spessart in genannte Varietät enthält bis 34Proz.
Manganoxydul, der schön smaragdgrüne Uwa-
rowit bis 22 Proz. Chromoryd. Die wertvollste
Granatvarietät ist der Kaprubin (s. d.). Vor dem
Lötrohr schmelzen die G. ziemlich leicht zu einem
dunkeln Glas, das ein geringeres spee. Gewicht hat
als die krystallisierte Substanz, auch von Salzsäure
leicht und vollständig zersetzt wird, während diese
Säure den rohen G. nur wenig angreift. Uralt ist
die Benutzung des G. als Edelstein' zu Ringsteinen
u. s. w. eignen sich vorzüglich die grönländischen und
ostindischen G., denen zuweilen große Reinheit und
überaus schöne Färbung eigen ist. Aus den steier-
märkischen und Tiroler G., die mitunter die Größe
eines Kinderkopfs erreichen, werden Tabatieren und
andere Luxusartikel geschliffen. Die Granatkörner,
darunter der etwas chromhaltige Pyrop, die beson-
ders in Böhmen häufig vorkommen und auch bei
Tharandt in wachsen gefunden werden, benutzt man
zu Hals- und Armschmuck, zu Ohrgehängen u. s. w.
Hauptfundort des Pyrops ist Meronitz und Um-
gebung bei Vilin in Böhmen. Die geringern G.
dienen statt des Schmirgels als Schleifpulver: die
ganz unedeln braunen und grünen geben einen Zu-
schlag beim Eisenschmelzen.
Granat (OanFon vul^^rig I^K)-.), s. Garneelen.
Granatapfel, s. Granatbaum.
Granatapfelmuster (frz. pomm" ä'amonr),
ein den mittelalterlichen Geweben in Sammet, Sei-
denbrokat charakteristisches Flackmuster. Stilisiert
gleicht es einer Ananas, einem Pinienzapfen, einem
durchschnittenen Granatapfel; um dieses Motiv
winden sich blumige, ebenfalls nach der Weise der
Zeit sehr stilvoll gezeichnete Ranken, die es in einiger
Entfernung umschließen. In solcher Weise wieder-
dolt sich das Muster über die ganze Fläche. Ver-
mutlich stammt es, wie fast alle diese Flachmustcr
des Mittelaltcrs, aus dem Orient, wo man noch jetzt
in Indien und Persien die Anklänge findet. In der
europ. Weberei erscheint es zuerst im 14. Jahrh.,
blüht am üppigsten im 15., um in der Ornamentik
des 17. Jahrh, zu verschwinden. Für den burgund.
Hos des 15. Jahrh, war es das Hauptmotiv seiner
Prachtstosfö, wobei das Muster meistens in Gold
dargestellt war. Die moderne Weberei für Kirchen-
stoffe hat^es wieder ausgiebig benutzt.
Granatbaum, 1'unica ^rlmawni 2). (f. Tafel:
Myrtifloren, Fig. 3), ein in Nordafrika ein-
beimifcher, aber schon im grauen Altertum in
Griechenland und Italien und felbst an den südl.
deutschen Grenzen verwilderter dorniger, krumm-
ästiger Busch, der erst künstlich zu einem Baume
geschnitten wird und dann oft eine sehr anfehnliche
Höhe erreicht. Von einigen Botanikern wird er zur
Familie der Lythraceen <f. d.), von andern zu den
Myrtaceen (s. d.) gerechnet. In Kleinasien und Per-
sien bildet er ganze Wälder. Im Norden, wo man
auf reife Frucht nicht rechnen darf, wird er nur
feiner prächtigen hochroten Blumen wegen kultiviert,
und zwar vorzugsweife in feiner gefüllt blühenden
Form (vki-. plona). Aber auch ohne Blüten macht
cr im Schmuck feiner gegenständigen, elliptisch-
lanzettförmigen, ganzrandigen, glänzenden Blätter
einen angenehmen Eindruck, der aber, wenn diefe
abgefallen sind, in das Gegenteil umfchlägt. Um
ihn zu reichlichcrm Blütenansatz anzuregen, muß
man zu dicht stehende Äste ausschneiden, um den
übrigen ein um so größeres Maß von Licht und
Luft zu sichern. Unter den Einflüssen der Kultur
sind außer der genannten noch andere Varietäten
entstanden: var. plenH Iktilolia, mit gefüllten hoch-
roten Blumen und breitern Blättern, ganz befon-
ders gut zum Treiben geeignet; vni-. aideäcens, mit
weißen Blumenblättern und gelblichem Kelch, auch
bisweilen gefüllt; v^r. tillva, mit gelben Blumen,
und vln-. I^^rolii, mit hochroten Blumen, deren
Blätter aber gelb gefäumt find. ?unic^ nana. ^>.,
der Zwerggranatbaum, stammt von den Antillen
und aus Brasilien, wo er wahrscheinlich aus dem
dort eingeführten gemeinen G. entstanden ist. Er
blüht sehr reich und eignet sich vorzüglich zur Kultur
in Töpscn, doch sind die Blumen lleiner als die der
Stammform. Außer diefen Varietäten giebt es auch
folche mit größern süßen, sauern und süßsauern
Früchten. Der G r a n a t a p f e l hatte bei Griechen und
Römern eine fymbolifche Bedeutung und war der
.lulio pronuda, der Ehegöttin, gewidmet, die sich fast
immer mit einem folchen in der Hand dargestellt
findet, wahrscheinlich der zahlreicben Samenkerne
wegen, die auf große Fruchtbarken deuten. Man
pflegte auch die Frucht beim Hochzeitsmahle auf die
Tafel zu stellen. Das Fleisck ist kühlend und durst-
löschend. In Trapezunt wird die Frucht gekeltert
und der ^aft in großen Mengen ausgeführt. Dieser
ist der Hauptbestandteil des Scherbet oderSorbet,
einer Art Limonade aus dem Safte des Granat-
apfels, aus Citronensäure und Zucker. Dieses oder
ein ähnliches Getränk war schon bei den alten Kul-
turvölkern beliebt, wie aus dem Hohenliede Salo-
mos, Kap. 8,2, hervorgeht: "Ich wollte dich tränlen
mit dem Most meiner Granatäpfel."
Der G. wird in Kübeln unterhalten und nur eben
frostfrei, zur Not in einem trocknen Keller über-
wintert. Da ihm während der Ruhezeit aus einer
Temperatur von -2° K. kein Nachteil erwächst, fo
ist um so mehr anzuraten, ihn nicht zu früb in das
Winterquartier und nicht zu fpät aus demfelben zu
bringen, da er andernfalls geile Triebe und vorzei-
tige, bald wieder abfallende Blumen erzeugt. Er
verlangt eine recht kräftige Erde und während der
Vegetationszeit reichliches Begiehen. Man vermehrt
auf die gemeine Art. Der Zwerggranatbaum
verlaugt Überwinterung bei ^4° R., und auch bei
naffer und kalter Sommerwitterung einigen Schutz.
Die Rinde und die Wurzelrinde sind als Ortex
(^nati offizinell; beide werden namentlich gegen
den Bandwurm angewandt; sie enthalten als wirl-
fame Prinzipien 4 Älkaloide, von denen das Pelle-
tierin (s. d.) das wirkfamste ist.
Granatbraun, s. Isovurpursaures Kali.
Granate (ital. 31'^u^w; frz. ^i'6uaä6, gebräuch-
licher odn3), ein mit Pulver gefülltes und mit einem
ZünderverfehenesHohlgeschoft,welchesPerkussions-,