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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Granulose; Granulöse Augenentzündung; Granulum; Granvella; Granville

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Granulose - Granville

Im ostbayr. Waldgebirge finden sich Vorkommnisse von G., in denen der Granat gewissermaßen durch Turmalin ersetzt ist (Turmalingranulit). Der sog. Forellengranulit vom Gloggnitzer Schloßberg bei Wiener-Neustadt zeigt dunkle Flecken, die von Hornblendebeimengung herrühren. Das früher als Trappgranulit, dann als Diallaggranulit, jetzt als Pyroxengranulit bezeichnete dunkelgraue oder grünlichschwarze Gestein mit splitterigem Bruch entfernt sich, trotzdem es in dünnen Schichten in den ersten Granulitvarietäten eingeschaltet vorkommt, wesentlich von diesen, indem es in sehr schwankenden Mengungsverhältnissen vorwiegend aus rhombischem Pyroxen (Hypersthen, daneben auch etwas diallagartigem Augit), triklinem Feldspat, Quarz, Granat, Biotit, Magnetkies und Eisenkies zusammengesetzt wird, auch bedeutend kieselsäureärmer und eisenreicher ist.

Der G. ist ein lokal zur Entwicklung gekommenes Glied der archäischen krystallinischen Schieferreihe, das am nächsten mit dem Gneis Verwandtschaft hat. In Sachsen bildet der G., gewissermaßen den erzgebirgischen Gneis ersetzend, den Kern des Mittelgebirges; er enthält viele konkordante Einlagerungen von Gneisen, Amphiboliten, Flasergabbros, Serpentinen und wird von der Glimmerschiefer- und Phyllitformation bedeckt. Andere Gegenden, wo echte G. auftreten, sind das ostbayr. Waldgebirge zwischen Tirschenreuth und der Donau, um Klösterle und Kaaden in Böhmen, Namiest in Mähren, die Vogesen, das Bergenstift in Norwegen, Finnisch-Lappmarken.

Granulose, derjenige Teil der Stärkekörner, der sich beim Kochen in Wasser auflöst. Der unlösliche Teil ist wahrscheinlich Cellulose.

Granulöse Augenentzündung, eine Form der sog. Ägyptischen Augenentzündung, bei der ein ansteckendes Sekret abgesondert wird und sich in der Bindehaut der Lider massenhafte Gebilde entwickeln, die den Wundgranulationen sehr ähnlich sind, jedoch durch geeignete Behandlung verschwinden. Die Hornhaut kann hierbei durch Geschwürsbildung und Gefäßüberwucherung Schaden erleiden.

Granulum (lat., Mehrzahl granŭla), Fleischwärzchen, s. Granulation.

Granvella (spr. -wellja), Antoine Perrenot, Herr von, langjähriger Minister Karls V. und Philipps II., geb. 20. Aug. 1517 als Sohn des Nicolas Perrenot, der, aus einer burgund. Bürgerfamilie stammend, im Dienste Karls V. emporgekommen und als Herr von G. seit 1530 bis an seinen Tod (28. Aug. 1550) der einflußreichste Minister des Kaisers gewesen war. G., der nach theol. Studien in Paris, Padua und Lüttich mit 23 Jahren Bischof von Arras wurde, war auf den Reichstagen der vierziger Jahre bereits die rechte Hand seines Vaters. Auch trat er schon in selbständigen Missionen hervor, so als Gesandter in Trient und besonders während des Schmalkaldischen Krieges. Ihm waren die Verhandlungen mit dem Kurfürsten von Sachsen und dem Landgrafen von Hessen nach der Schlacht bei Mühlberg (Mai bis Juni 1547) übertragen, und seiner Geschicklichkeit verdankte Karl die Ergebung des Landgrafen. Nach dem Tode seines Vaters trat G. ganz in dessen Stellung ein. Er teilte die Katastrophe des Kaisers in Innsbruck (1552) und vermittelte nach schweren Niederlagen wieder den Aufschwung der kaiserl. Politik in der Verbindung mit der kath. Maria von England. Unter der Regentschaft Margaretas von Parma stieg G. in den Niederlanden zu neuen Würden: 1560 ward er Erzbischof von Mecheln und damit Primas der niederländ. Bischöfe, 1561 Kardinal. Aber aller Haß der Bewohner gegen die Spanier richtete sich zunächst gegen G., der die universalen Tendenzen der absoluten Monarchie unter Nichtachtung der nationalen Bewegung nährte. G. ward das erste Opfer der Empörung; Margarete verleugnete ihn, und so zog er sich im Frühjahr 1564 nach Besançon zurück. 1565 nahm er an dem Konklave teil, das Pius V. zum Papst wählte, fünf Jahre darauf brachte er unter demselben die Liga gegen die Türken zustande. Hierauf verwaltete er als Vicekönig Neapel und kam schließlich nach dem Sturz des Antonio Perez (s. d.) als führender Minister in die nächste Umgebung Philipps II., der ihn bis 1584 in dieser Stellung erhielt. Wesentlich auf G. ist die Interventionspolitik Philipps in Frankreich zu Gunsten der Guisen und der Ligue zurückzuführen, auch der Krieg gegen Portugal (1580). 1584 wurde G. zum Erzbischof von Besançon erhoben. Er starb 21. Sept. 1586 in Madrid. Zeugnisse seiner Arbeitskraft sind die in Besançon aufbewahrten Aktenschätze. Ein Auszug daraus: Papiers d'état du Cardinal G. in der "Collection des documents inédits sur l'historie de France", hg. von Weiß (9 Bde., Par. 1841-61); Fortsetzung hg. von Poullet und Piot, Correspondance du cardinal G. 1565-86 (Bd. 1-8, Brüss. 1878-90).

Granville (spr. grangwil), Hauptort des Kantons G. (57,15 qkm, 8 Gemeinden, 18 171 E.) im Arrondissement Avranches des franz. Depart. Manche, an der Mündung des Bosq in den Kanal und an der Linie Paris-G. (328 km) der Westbahn, hat (1891) 10 373, als Gemeinde 12 721 E., in Garnison das 2. Infanterieregiment und zerfällt in die Unterstadt zwischen Bahnhof und Hafen und die befestigte Oberstadt auf hohem Fels. Die Gewerbthätigteit erstreckt sich auf Schiffbau, Stockfischfang und Austernfischerei, Fabrikation von Seilen, Leberthran, Kerzen, chem. Produkten und Brennerei. G. ist ein wichtiger Handelshafen mit zwei großen Bassins. Die Ausfuhr besteht in Austern, behauenen Steinen, Korn und Mehl, Fettwaren und Fischthran, die Einfuhr in nordischen Hölzern, Dünger, Knochenkohle, Harzen, Weinen, Eisen und Stahl, Glas und Krystall, namentlich in Steinkohlen. Auch als Seebad wird G. viel besucht. G. hat eine Handelskammer, Handelsgericht, College, Zollbehörde und ist Sitz vieler Konsulate.

Granville (spr. grännwill), engl. Grafentitel, früher der Familie Carteret, seit 1833 einem jüngern Zweige der Familie Gower angehörend, deren älterer die Herzogswürde von Sutherland (s. d.) besitzt. Der Halbbruder des spätern ersten Herzogs von Sutherland, der älteste Sohn dritter Ehe von Granville Leveson-Gower, erstem Marquis von Stafford, war Granville Leveson-Gower, geb. 12. Okt. 1773, der 1793 ins Unterhaus trat, 1800-2 unter Pitt Schatzlord war und 1804 von ihm als außerordentlicher Gesandter nach Rußland geschickt wurde zu den Verhandlungen für die Koalition gegen Napoleon. 1815 zum Viscount erhoben, wurde er Botschafter in Paris und blieb es mit einer Unterbrechung von zwei Jahren (1828-30) bis 1841. Im 1.1833 geschah seine Erhebung zum Grafen G. Er starb 7. Jan. 1846 in London. - Sein Sohn George Leveson-Gower, Graf G., liberaler Staatsmann, geb. 11. Mai 1815, studierte in Eton