Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Griechenland (Klima, Pflanzen-, Tierwelt und Mineralreich)

315

Griechenland (Klima, Pflanzen-, Tierwelt und Mineralreich)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Griechenland (Einteilung des alten Griechenlands)'

sich ostwärts Böotien mit Theben als Vorort und weiterhin Attika mit Athen an. Die bei der mittelgriech. Küste gelegenen Inseln haben sich nur zum Teil gesondert entwickelt und behauptet. Euböa (im Osten) bildete einst eine Landschaft für sich, stand aber seit dem Ende des 6. Jahrh. bis in die macedon. Zeit fast stets unter Athens Herrschaft. Länger (bis 456 v. Chr.) hat Ägina sein Sonderdasein gegenüber Athen verteidigt. Dagegen ist Salamis bereits seit dem Anfang des 6. Jahrh. an Athen gekettet gewesen. Die westl. Inseln Leukas, Kephallenia und die Odysseusinsel Ithaka sind früh durch korinth. und achäische Kolonisation besiedelt worden. Auch Zakynthos hat erst eine arkadische, später eine achäische Kolonie getragen.

Das Bindeglied zwischen Mittelgriechenland und dem Peloponnes bildete im Altertum die den Isthmus beherrschende Landschaft Megaris, an die sich unmittelbar die Argolis mit den beiden Hauptstädten Korinth und Argos und den alten Herrenburgen von Tiryns und Mykenä anschloß. Dann folgte südwärts Lakonien, zudem seit dem 7. bis 4. Jahrh. v. Chr. das westlich benachbarte, durch das mächtige Taygetosgebirge getrennte Messenien gehörte. Vor und nach dieser Periode ist Messenien, das immer eine eigene Bevölkerung behalten hat, auch politisch selbständig gewesen bis in die röm. Zeit. Das Binnenland des Peloponnes füllte die Gebirgslandschaft Arkadien aus; nur westwärts griff sie ursprünglich in die untere Alpheiosebene (Pisatis, d. h. das Land um Pisa), in der das Heiligtum von Olympia lag, und in die triphylische Küstenebene über. In histor. Zeit gehören diese Ebenen zu der großen Nordwestlandschaft Elis. Die Nordküste nach dem korinth. Golf wird durch Achaia geschlossen. Unter den von dem südl. Peloponnes abgesprengten Inseln ist nur Kythera zu nennen, das früh in Spartas Gewalt gekommen und weiterhin darin verblieben ist.

Die G. umschließenden Meere haben noch heute die alten Namen (Agäisches Meer im Osten, Ionisches im Westen) bewahrt. Besondere Namen führten im Altertum das Myrtoische, nach der kleinen Insel Myrto an der Südspitze Euböas benannt, der Meeresteil östlich des Peloponnes, und das Kretische, das südlich an das Myrtoische anschloß. Die Ostküste Nordgriechenlands bespülte endlich das Thrazische Meer. – Ganz verschieden von der modernen ist aber die antike Auffassung des Ägäischen Meers als eines griech. Binnensees: rings waren Küsten und Inseln von griech. Städten benetzt. In Thrazien und auf den Inseln herrschte das ion. Element vor, die kleinasiat. Westküste gliederte sich in die großen Städtebünde der Äolis, der ion. Dodekapolis (Zwölfstadt) und der dor. Hexapolis (Sechsstadt). Für ein halbes Jahrhundert (etwa 460–412 v. Chr.) hat dieses Gebiet sogar ein gewaltiges, einheitliches Reich unter Athens Vorherrschaft gebildet. Dementsprechend rechnete man zu Altgriechenland nicht nur die heute noch so benannten Cykladen (Keos, Andros, Tenos, Delos, Paros, Naxos u. a.), sondern auch die der kleinasiat. Südwestküste vorgelagerten und nach dem Peloponnes hinüberziehenden Sporaden (Kos, Rhodus, Thera, Melos u. s. w.), ferner die großen Inseln Cypern, Kreta, Samos, Chios, Lesbos mit ihrer Umgebung und die thraz. Inseln.

Diese landschaftliche Einteilung G.s hat sich seit dem 5. Jahrh, im großen behauptet; im 4. Jahrh. ↔ ging jedoch Kleinasien mit den kleinasiat. Inseln an Persien, Thrazien an Macedonien verloren. Die polit. Verhältnisse, die Stellung und engern Grenzen dieser oder jener Landschaft schwankten schon im 5. und 4. Jahrh., dann namentlich in der hellenistischen Zeit, wo die Nordosthälfte des Peloponnes zum sog. achäischen, der größere Teil der mittelgriech. Westhälfte zum ätol. Bunde verschmolz. (Vgl. unten Geschichte.) Als aber ganz G. unter dem Namen Achaia in Abhängigkeit von Rom geriet, lebten die alten Landschaften innerhalb der Provinz bald wieder auf.

Litteratur. Bobrik, G. in altgeogr. Beziehung (Lpz. 1842); Curtius, Peloponnesos (2 Bde., Gotha 1851–52); Bursian, Geographie von G. (2 Bde., Lpz. 1862–72); Krause, Geographie von G. (in Ersch und Grubers «Allgemeiner Encyklopädie», Sekt. I, Bd. 80, ebd. 1870); Kiepert, Atlas von Hellas (1872); F. Tozer, Lectures on the geography of Greece (Lond. 1873); Kiepert, Lehrbuch der alten Geographie (Berl. 1878); Lolling, Hellenische Landeskunde (in Iwan Müllers «Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft», III, 1887); Neumann und Partsch, Physikalische Geographie von G. mit besonderer Rücksicht auf das Altertum (Bresl. 1885); Kiepert, Formae orbis antiqui (Berl. 1893 fg.).

Klima, Pflanzen-, Tierwelt und Mineralreich. Das Klima ist das der südl. Länder des Mittelmeergebietes, welches charakterisiert ist durch die Regenlosigkeit des Sommers, den Regenreichtum des Winters. Die Regenhöhe (mm) beträgt:

Orte HerbstWinterFrühlingSommerJahr
Athen . . .1421358226385
Patras . . .23733313126727

Die Westseite (Patras) ist viel regenreicher als die Ostseite (Athen). Dieser Gegensatz von nasser und trockner Jahreszeit beherrscht das organische Leben. Er bewirkt, daß die meisten einjährigen Pflanzen ihre Vegetationsperiode im Winter und Frühling, ihre Ruhezeit im Sommer haben, umgekehrt wie bei uns. Denn es giebt wenigstens in den tiefern Gegenden keinen Winter mit Eis und Schnee, während in den Sommermonaten, von Anfang Juni bis Ende August, außer in den höhern Gebirgen, kein Tropfen Regen fällt und bei glühender Hitze immerwährend der reinste Himmel herrscht. Daher kommt es, daß Trockenheit das griech. Klima, Dürre den griech. Boden, namentlich in den entwaldeten Kantonen, charakterisiert, und daß im Sommer fast alle Vegetation verdorrt und die meisten Flüßchen austrocknen. Nur die regelmäßig täglich abwechselnden Land- und Seewinde mäßigen die Hitze, die in den Kesselthälern, wohin diese Winde nicht dringen können, fast unerträglich ist. Dagegen gewahrt man nirgends in gleicher Breite eine durchsichtigere, trocknere Luft, eine tiefere Bläue des Himmels und größern Glanz der Farben. Die Temperatur ist etwas extremer als die der westlichern Länder derselben Breite. Die mittlere Temperatur in Athen beträgt im Januar 8,12°, Juli 26,9°, Jahr 17,3°; Temperaturen von 40° im Sommer und -4° im Winter sind keine Seltenheiten. Durch den gebirgigen Charakter wird aber das Klima im einzelnen höchst mannigfaltig. Mit zunehmender Höhe nähert es sich dem der nordischen Länder. In den Hochländern (z. B. Arkadiens) regnet es daher auch

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 316.