Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Guido; Guidon; Guidonische Hand; Guido Reni,; Guienne; Guignetsgrün; Guignon; Guigōni; Guija; Guilbert; Guildford; Guildhall; Guilford; Guiliélma; Guiliélmus; Guill.; Guillaume

540

Guido (von Lusignan) - Guillaume (de Lorris)

Gesang vom Blatte zu singen, und zweitens, daß er die Notenlinien einführte. Dieser letzte Schritt schloß die Versuche langer Jahrhunderte ab und eröffnete der praktischen Musik ein neues Zeitalter. Zwar wird ihm noch vieles andere (die Erfindung der Harmonie, des Kontrapunktes u. a.m.) zugeschrieben, was aber seine Schriften zweifelhaft lassen. G.s sämtliche Schriften sind in Gerberts «Scriptores ecclesiastici de musica sacra», Tl. 2 (St. Blasien 1784) aufgenommen. – Vgl. Kiesewetter, G. von Arezzo, sein Leben und Wirken (Lpz. 1840); M. Falchi, Studi su Guido Monaco (Flor. 1882).

Guido von Lusignan, König von Jerusalem, aus einem alten Dynastengeschlecht in Poitou, heiratete 1180 die verwitwete Markgräfin von Montferrat, Sibylla, die Tochter des Königs Amalrich von Jerusalem, und wurde infolgedessen 1182 Stellvertreter seines erblindeten Schwagers Balduin Ⅳ. und nach dessen und des unmündigen Balduin Ⅴ. Tode 1186 König von Jerusalem. Er verband sich nun mit dem Feinde der Christenheit gegen den ihm verhaßten Grafen Raimund von Tripolis; allein dieses Bündnis bestand nicht lange, und schon 1187 wendete sich G. vereint mit den übrigen christl. Häuptlingen gegen Saladin; er wurde jedoch in der Schlacht bei Hittin oder Tiberias 5. Juli besiegt und gefangen. Seine Freilassung war an das Versprechen geknüpft, daß er der Krone entsagen wolle. Kaum aber auf freien Fuß gesetzt, brach er dasselbe und suchte von neuem sich auf seinem Thron zu befestigen, der ihm nach dem Tode seiner Gemahlin 1190 mehrfach streitig gemacht wurde. Als er aber seinen Thron nicht wiedererlangte (s. Konrad von Montferrat), übernahm er von Richard Löwenherz 1193 Cypern, indem er in den Kauf eintrat, den vorher die Templer über diese Insel mit dem engl. Könige abgeschlossen hatten. Doch schon im April 1194 starb er. Ihm folgte sein Bruder Amalrich (s. d.). – Vgl. K. Herquet, Cyprische Königsgestalten des Hauses Lusignan (Halle 1881).

Guido von Montpellier, s. Hospitaliter.

Guidon (frz., spr. gidóng), kleine Standarte und Standartenträger; Signalflagge; Hinweisungszeichen (in Form eines Fähnchens ^[Abb: Fähnchensymbol]) auf etwas in ein Manuskript Einzuschaltendes.

Guidonische Hand, benannt nach Guido von Arezzo, ein mechan. Hilfsmittel für die Schüler der Solmisation (s. d.), das darin bestand, daß jedem Fingergelenk und auch den Spitzen der Finger die Bedeutung eines der 20 Töne des damaligen Tonsystems beigelegt wurde.

Guido Reni, ital. Maler, s. Reni.

Guienne, s. Guyenne.

Guignetsgrün (spr. ginjehs-), s. Chromoxyd.

Guignon (frz., spr. ginjóng), Unglück, Unstern.

Guigōni, ital. Verlagsbuchhandlung in Mailand, wurde 1846 in Florenz von Maurizio G. (gest. im Sept. 1865) unter der Firma «Poligrafia italiana» begründet, 1847 nach Livorno, 1849 nach Turin, 1859 nach Mailand verlegt, wobei bis 1862 eine Filiale in Turin blieb. 1865 ging sie an den Sohn Enrico G. über, dem 1878 Luigi Vergani (seitdem Firma: «Casa editrice G.») als Teilhaber beitrat. Der Verlag enthält Werke von Guerrazzi, G. Prati, Niccolini, Ranieri, Marmocchi, Zini, Predaria u. a.; ferner «Biblioteca della famiglie» (über 300 Bdchn.), «Biblioteca dei viaggi» (Bd. 1–285), Wörter-, Sprachbücher u. s. w. Die mit dem Hause verbundene Buchdruckerei ging 1878 an Enrico G. persönlich über. ^[Spaltenwechsel]

Guija (spr. gija), Laguna de, See auf der Grenze von Guatemala und Salvador in Centralamerika, in 1000 m Höhe, ist von O. nach W. 30 km lang, 10 km breit und rings von erloschenen Vulkanen und bewaldeten Gebirgen umgeben. In ihm liegen zwei vulkanische Inseln.

Guilbert, Guilbertiner, s. Gilbertiner.

Guildford (spr. gillf'rd), Hauptstadt der engl. Grafschaft Surrey und Municipalborough, 48 km im SW. von London, am rechten Ufer des zur Themse gehenden Wey, in schöner Umgebung, ist Eisenbahnknotenpunkt und Ausflugsort der Londoner, hat (1891) 14319 E., einen Turm des alten normann. Schlosses, ein Denkmal des hier geborenen Erzbischofs Abbot in der Trinitykirche, eine große Versorgungsanstalt und viele altertümliche Privathäuser. Früher blühte hier die Tuchfabrikation; jetzt ist der Handel mit Getreide und Bauholz bedeutend.

Guildhall (spr. gildhahl, «Gildenhalle»), das Rathaus in London (s. d.).

Guilford (spr. gillf'rd), Frederick, Graf von, s. North (Lord).

Guiliélma, Palmengattung mit nur einer Art im tropischen Südamerika, die wegen der eßbaren Früchte vielfach angepflanzt wird, G. speciosa Mart.; sie wird bis zu 30 m hoch und hat etwa 2 m lange gefiederte Blätter. Die Früchte dienen in verschiedenster Zubereitung als Speise und die Samen liefern Palmöl.

Guiliélmus (lat.), Wilhelm.

Guill., bei naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für Antoine Guillemin (s. d.).

Guillaume (spr. gĭjohm), franz. Namensform für Wilhelm.

Guillaume (spr. gĭjohm), Eugène, franz. Bildhauer, geb. 4. Juli 1822 zu Montbard im Depart. Côte-d'Or, begann seine Studien auf der Kunstschule in Dijon und setzte sie dann auf der École des beaux-arts zu Paris bei Pradier fort. 1845 erhielt er für seinen Theseus, der das Schwert seines Vaters findet, den großen Preis. 1852 stellte er die sitzende Marmorfigur des Anakreon (im Museum des Luxembourg) aus; diesem Werke folgten 1853 die Gracchen, zwei Bronzebüsten von energischem Charakter und individueller Naturwahrheit (ebenfalls im Luxembourg), sowie 1855 die Bronzestatue eines Schnitters (ebd.) und 1876 die Büste einer röm. Matrone. Zu erwähnen sind ferner die Statuen Napoleons Ⅰ. als Artillerielieutenant und als Kaiser, die sechs Büsten, welche Napoleon Ⅰ. in den Hauptmomenten seines Lebens zeigen, sowie die Büste des Erzbischofs Darboy (1876), Jules Ferrys (1887) und des Kaisers Dom Pedro Ⅱ. von Brasilien (1889). Von seinen idealen Bildwerken sind hervorzuheben: die Gruppe der Musik für die Façade der neuen Oper zu Paris (1869), Der Quell der Poesie (1873), Orpheus (1878), Sappho mit Eros. 1862 zum Mitglied des Instituts ernannt, war G. 1865–75 Direktor der École des beaux-arts zu Paris.

Guillaume de Lorris (spr. gĭjohm), altfranz. Dichter, geb. im zweiten Decennium des 13. Jahrh. zu Lorris in Gâtinais, gest. um 1240, begründete als Verfasser des ersten Teils des berühmten allegorischen «Roman de la Rose» die allegorisch-didaktische Poesie in Frankreich. G.s Dichtung vom Thun und Empfinden des Liebenden wurde von Jehan de Meung in satirisierendem Geiste fortgeführt und Gegenstand vielseitigster Nachbildung in der französischen wie ausländischen Dichtung. Noch Cl. Marot