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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Guttatim - Gutzkow
VnttHtiuz (lat.), tropfenweise.
Guttenberg, Ort im County Hudson des nord-
amerik. Staates Neujersey bei Hobokell am.Hudson,
Neuyork gegenüber, hat 1600 ineist deutsche E. Im
Winter finden hier bekannte Wettrennen statt.
Outtentag, Stadt im Kreis Lublinitz des preuß.
Reg.-Vez. Oppeln, 20 1(m im NW. von Lublinitz,
an einem Zufluß der Malapaue, Sitz eines Amts-
gerichts (Landgericht Oppeln), hat (1890) 2126 6.,
darunter 189 Evangelische und 170 Israeliten,
Post, Telegraph, Vorschnsiverem, Ackerbau. Nahe-
bei das Rittergut (67501m) Schloß-Guttentag
des Ko'uigs Albert von Sachsen, mit 8 Vorwerken.
- Vgl. Weltzel, Geschichte der Stadt und Herrschaft
G. (Ratib. 1882).
(Nuttentag, F., Verlagsbuchhandlung in Ber-
lin, 1820 unter der Firma "T. Trautwein" von
TraugottTrautwciu gegründet, ging 1842 über
an Immanuel G., geb.'20. Okt. 1817, gest.
21. April 1862, der 185:) das Sortiment verkaufte
(all Martin Bahn) und den Vuchverlag unter eige-
nem Namen fortführte. Nachdem das Geschäft seit
1862 im Besitz der Erben gewesen war, wurde es
1871 von Daniel (5ollin übernommen, dessen
Teilhaber bis 1886 Wilh. Müller und Oskar
Haering, von da an Hugo Heimann waren.
Letzterer ist seit 1890 alleiniger Besitzer. Der Ver-
lag war von Anfang an in hervorragender Weise,
seit 1886 ausschließlich der Rechts- und Staats-
wiffcnschaft gewidmet, nber preuft. Recht sind vor-
banden Kommentare und Lehrbücher von Koch
("Allgemeines Landrecht für die Preuß. Staaten",
8. Aufl.), Achilles, Klostermann, Hoyer-Gaupp,
KochIastrow u. a.; über deutsches Reichvrecht Werte
von Struckmann - Koch (" Civilprozeßordnung >>,
6. Aufl.), Löwe, Rüdorff-Stenglein, Makower,
Garris-Fuchsberger, Rosin Parisius und Crüger,
Hinschius ("Kirchenrecht der Katholiken und Pro-
testanten", 5 Bde.), Woedtle u. a.; ferner die amt-
liche Ausgabe des "Entwurfs eines Bürgerl. Gesetz-
buchs für'das Deutsche Reich" (nebst 5 Bänden Mo-
tiven, Einführungsgefetz u. s. w.) und "Beiträge
zur Erläuterung und Beurteilung desselben", die
"Lehrbücher des deutschen Reichsrechts" (Bd. 1-7,
mit Arbeiten von Fitting, Dochow-Hellweg, Gareis,
Liszt, Zorn). Daran schließen sich "G.s Sammlung
deutscher Reichs- und preuß. Gesetze" (Bd. 1-45;
einzelne in mehr als 100000 Exemplaren abge-
setzt), Striethorfts "Archiv für Rechtsfälle des Ober-
tribunals" (100 Bde.), die "Zeitschrift für die ge-
samte Strafrechtswiffeuschaft" (1880 fg.), das "Ar-
chiv für fociale Gesetzgebung" (1888 fg.), "Blätter
jür Genossenschaftswefen" (40. Jahrg., 1893). Auch
fuhrt die Firma die Kassengeschäfte und den Verlag
des Deutschen Iuristentags, der Internationalen
kriminalistischen Vereinigung und der Holtzendorsf-
Gutti, s. Gummigutti. ^Stiftung.
Guttinguer (spr. güttänggähr), Ulric, franz.
Dichter, geb. 1785 zu Rouen, war einer der feurig-
sten Romantiker; sein erstes Werk "Aaäii-" (1822),
eine Reihe kritischer Briefe, worin sich glänzende
Naturschildcrungeu und feine Vefchreibungcn der
menschlichen Gefühle finden, ebenso wie die Samm-
lung seiner Gedichte "NeiÄii^oL i)o6tiHN68" (1824;
3. Aufl. 1828), die aber eine gewisse Abhängigkeit
von Millevoye zeigen, fanden wegen der Eleganz
des Stils viel Beifall. Außerdem find zu erwähnen:
"I)itli)'i-a.in1)6 Lur 1a inort äö 15^iun" (1824), "1^6
l>lü" (1825), "(Ha?)es VII H"Iuiui6ß68: Näitk ou
16 c^ump ll'IIllätiilFL" (1826), <d^ocuoi1 ä'oloßi^"
(1829), "1^1)1^8 0t. ML<1it:Uioii8" (1837), "1.08 ä6,ix
l^08 du P06t^" (1844), "Ocn'uicn- MN0U1" (1852),
uud unter feinen Romanen: "^inour ot opiuicm"
(3 Bde., 1827) und "^itliur" (1836). G. starb
21. Sept. 1866 zu Paris.
Guttstadt, Gutstadt, Stadt im Kreis Heils-
bcrg des prcusi. Reg.-Vez. Königsberg, 26 I^m von
Allenstcin, an der Alle und an der Nebenlinie
Allcnstein-Königsberg der Preuß. Staatsbahnen,
Sitz des Landratsamtcs für den Kreis Heilsberg
und eines Amtsgerichts, hat (1890) 4504 E., dar-
unter 381 Evangelische und 179 Israeliten, Post
zweiter Klasse, Telegraph, zwei kath., eine evang.
Kirche und Vorschußverein. Bei G. fanden 5. bis
9. Juni 1807 Gefechte zwischen Russen und Fran-
zosen statt. ^ >s. Laut.
Gutturale (vom lat.ssuwn-, Kehle), Kehllaute,
Guhen oder Äugeln, in der Bierbrauerei das
beginnende Keimen der Gerste.
'Gutzkow, Karl, Dichter und l^christsteller,
^eb. 17. März 1811 zu Berlin, der <^ohn eines
^ubalternbeamtcn beim Kriegsministerium, erhielt
seine Bildung auf dem Fnedrich-Werderschen Gym-
nasium und studierte in Berlin Theologie und Phi-
lologie. Nachdem er 1830 bei einer Preisaufgabe
("Oe äiis sg.tlUilni8") mit Erfolg konkurriert hatte,
wandte er sich, von der franz. Iulirevolution mächtig
ergriffen, mit Eifer den Fragen und Forderungen
der Zeit zu. Noch als Student betrat er mit dem
"Forum der Iournallittcratur", einer antikritischen
Quartal-, später Wochenschrift (1831), seine schrift-
stellerische Lanfbahn. Wolfgang Menzel, der m
iener Zeitfchrift viel Anerkennung erfuhr, zog den
jungen Schriftsteller nach Stuttgart, wo diefcr an
Menzcls "Litteraturblatt" Anteil nahm. Von mw
fangreichern Arbeiten veröffentlichte G. in dieser
Zeit anonym die sehr unreifen "Briefe eines Narren
an eine Närrin" (Hamb. 1832) fowie den phan-
tastischen Roman "Maha Guru. Geschichte eines
Gottes" (2 Bde., Stuttg. 1833), ciue Satire auf
das Papsttum, aber zugleich eine Gedankendichtung,
die das wahrhaft Göttliche im Menfchen feiert. Nach-
dem G. dann noch in Heidelberg und München
Rechts- und Staatswisfenschaften studiert hatte, lebte
er abwechselnd in Berlin, Leipzig, Hamburg, von wo
er hauptsächlich Beiträge zum "Morgenblatt" und
zur "Allgemeinen Zeitung" lieferte, die später als
"Novellen" (2 Bde., Hamb. 1834), "Soireen" (2 Bde.,
Franks. 1835) und "Öffentliche Charaktere", Tl. 1
(Hamb. 1835) gefammelt erschienen. Nach einem
Zerwürfnis mit Menzel wandte sich G. wieder nach
Frankfurt a. M., wo er sich an dem von Dullcr
begründeten "Phönix" beteiligte, lim diese Zeit
erschienen sein wildes, gegen" die Schwächen der
Zeit gerichtetes Drama "Nero" (Stuttg. 1835), die
viclbcsprocheue und mindestens taktlose Vorrede
zur ncuen Ausgabe der "Vertrauten Briefe über
F.Schlegels Lucinde" (anonym von Schleiermacher,
Hamb. 1835) und die krankhaft überreizte Novelle
"Wally, die Zweiflcrin" (Mannh. 1835; umge-
arbeitet in "Vergangene Tage", Frankf. 1852), die,
angereiht an Lessings "Fragmente eines Ungenann-
ten", durch die Polemik gegen den Offenbarungs-
glauben, aber auch durch ihre auf die Emancipation
des Fleifches hinsteuernden Ideen und Scenen bei
den Vertretern des Bestehenden großen Anstoß er-
regte; ihre künstlerifche Armseligkeit wurde darüber
fast vergessen. Auf Menzels Denunziation wurde