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Gymnastiker – Gymnospermen
man die kunstmäßigen gymnastischen Übungen besonders in Deutschland als Turnkunst (s. Turnen) wieder allgemein eingeführt. (S. auch Heilgymnastik.) – Vgl. GutsMuths, G. für die Jugend (Schnepfenthal 1793 u. ö.); Krause, Die G. und Agonistik der Hellenen (2 Bde., Lpz. 1841); Grasberger, Die leibliche Erziehung bei den Griechen und Römern (Abteil. 1 u. 2, Würzb. 1864‒66); Jäger, Die G. der Hellenen (Eßlingen 1857).
Gymnastĭker, ein der Gymnastik, den turnerischen Übungen Obliegender; meist bezeichnet man damit jetzt solche Künstler, die mit turnerischen Schaustellungen Broterwerb suchen, und unterscheidet bei ihnen Luftgymnastiker, die sich am Reck, Trapez u. dgl. produzieren, und Parterregymnastiker, die sich keiner Geräte bedienen.
Gymnēten (grch., eigentlich «Nackte», dann soviel wie Leichtbewaffnete), Name der in den griech. Heeren seit den Perserkriegen an Stelle der leichtbewaffneten Sklaven aufgekommenen verschiedenen Arten von Schützen, welche einen wesentlichen Bestandteil der Heere aber erst seit dem Zug der Zehntausend (401 v. Chr.) bildeten. Sie wurden meist aus den Völkerschaften geworben, welche im Gebrauch der einzelnen Fernwaffen sich besonders auszeichneten (Kreta, Thessalien u. a.); ihr gemeinsames Kennzeichen war der Mangel jeder Schutzwaffe.
Gymno… (grch.), Vorsilbe, soviel wie nackt, unbedeckt.
Gymnocárp oder nacktfrüchtig nennt man diejenigen Flechten, deren Fruchtkörper scheibenartig entwickelt sind, im Gegensatz zu den angiocarpen, deren Fruchtkörper krugförmig dem Thallus eingesenkt sind. Bei den gymnocarpen Flechten sind Arten aus der Gruppe der Discomyceten (s. Ascomyceten), bei den angiocarpen solche aus der Gruppe der Pyrenomyceten (s. Ascomyceten) die parasitischen Pilze. (S. Flechten.)
Gymnocládus Lam., Pflanzengattung aus der Familie der Leguminosen (s. d.), Abteilung der Cäsalpiniaceen, mit nur einer Art, G. canadensis Lam., Chicot, Schusserbaum, canadischer Geweihbaum (Nordamerika). Es ist ein schöner Baum mit gefiederten Blättern und weißen, in Trauben vereinigten Blüten. Die Rinde enthält einen seifenartigen Stoff, weshalb sie beim Waschen verwendet wird. Die Samen dienen in Kentucky geröstet als Kaffeesurrogat, daher Kentuckyscher Kaffeebaum.
Gymnodonten, Nacktzähner, s. Haftkiefer.
Gymnogramme Desv., Nacktfarn, eine zur Farnkrautfamilie der Polypodiaceen (s. d.) gehörige Gattung. Das Hauptmerkmal derselben ist das im Namen ausgedrückte: die längs den Nerven der gefiederten und fiederspaltigen Wedel strichförmig gruppierten, nackten, d. h. eines Schleierchens entbehrenden Fruchthäufchen. Einige Arten und Formen dieser Gattung sind durch einen wachsartigen, goldgelben oder silberweißen Überzug auf der untern Wedelfläche ausgezeichnet und als Gold- und Silberfarne eine Zierde der Warmhäuser und können unter Glocken oder in Terrarien auch in Stuben unterhalten werden. Zu den besten Goldfarnen gehören G. chrysophylla Kaulf. und var. aurea, sulphurea, Laucheana, Wettenhalliana, letztere am Ende der Wedel mit quastenförmigen Anhängseln; zu den Silberfarnen G. tartarea Desv. und peruviana Desv., var. argyrophylla letztere von besonders zierlichem und dichtbuschigem Habitus. Alle Gold- und Silberfarne lieben einen hellen Platz im Warmhause möglichst dicht unter dem Glase, eine nicht zu feuchte Luft und dürfen nicht gespritzt werden. Man vermehrt sie leicht durch Aussaat der Sporen und pflanzt sie in sandige Heideerde.
Gymnopädĭen, ein jährlich im Juli mehrere Tage zu Ehren der bei Thyrea (um 550 v. Chr.) Gefallenen gefeiertes Fest der Spartaner, wobei musikalische, orchestische und gymnastische Darstellungen veranstaltet wurden.
Gymnophiŏna, s. Blindwühler.
Gymnophthálmi, Eidechsenfamilie aus der Unterordnung der Kurzzüngler (s. d.) mit zweispitziger Zunge, ungleichen, schwachen Gliedmaßen, kreisförmigen, rudimentären oder fehlenden Augenlidern. Die nur wenige Arten (14) umfassende Familie ist weit verbreitet und fehlt bloß in Nordamerika und Ostindien mit seinen Inseln. In Südosteuropa bis Persien kommt eine Art vor, die Johannisechse (s. d.).
Gymnopōden (grch.), soviel wie Barfüßermönche.
Gymnorhīna, eine Gruppe der Fledermäuse, s. Glattnasen.
Gymnosophisten, d. h. nackte Weise, heißen bei den Griechen die von den alten Indern Yōgin, heute Jogi (s. d.) genannten Büßer.
Gymnospérmen (grch., d. i. nacktsamige Gewächse) nennt man im Gegensatz zu den Angiospermen (bedecktsamige Gewächse) die Abteilung der Phanerogamen, deren Samenknospen nicht in einem Fruchtknoten eingeschlossen sind, sondern frei aus der Fläche oder an dem Rande der ausgebreiteten Fruchtblätter liegen. Die G. stehen in der phylogenetischen Entwicklungsreihe den Gefäßkryptogamen am nächsten; sie bilden gewissermaßen das Verbindungsglied zwischen den letztern und den Angiospermen. In der Jetztzeit umfassen sie verhältnismäßig nur wenige Gattungen mit zusammen etwa 400 Arten, die allerdings eine sehr ausgedehnte Verbreitung haben. Von den heißesten Regionen der Tropen bis zur Baumgrenze in den kalten Zonen finden sich Vertreter derselben; die meisten bedecken große Flächen als waldbildende Bäume.
Sämtliche G. sind ausdauernd und zwar größtenteils Bäume von bedeutender Höhe; die übrigen sind strauchartig. Die Blattorgane sind von sehr verschiedenartiger Gestalt; bald sind es große gefiederte Blätter, wie bei den Cycadeen, bald sind sie nadelförmig oder schuppenartig ausgebildet, wie bei zahlreichen Nadelhölzern. Eigentümlich sind Stamm und Blatt der südafrik. Welwitschia (s. d.).
Die G. zerfallen in drei Unterabteilungen: Cycadeen, Nadelhölzer (Koniferen) und Gnetaceen, von denen die beiden erstern die umfangreichsten sind. Gemeinsam ist den drei Abteilungen der Bau der Blüten und hauptsächlich die Art der Befruchtung. Die weiblichen Blüten enthalten einen oder mehrere nur nackte Samenknospen, die in den meisten Fällen auf der freien Fläche oder am Rande eines schuppenförmigen Blattorgans, der sog. Fruchtschuppe, sich entwickeln; es fehlt dabei jede Bildung eines dem Fruchtknoten der Angiospermen analogen Gehäuses und ebenso jede Einrichtung, die den Griffeln oder Narben der letztern entspräche. Die Pollenkörper gelangen demnach direkt auf die von der Eihülle gebildete Mikropyle und treiben von hier aus einen kurzen Schlauch nach dem Scheitel des Knospenkerns, welcher so weit in das Gewebe des letztern eindringt, bis er sich direkt an den im Innern desselben befindlichen Embryosack anlegen