Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Gymnosporangĭum; Gymnōtus; Gymnūra; Gympie; Gynäcēum

599

Gymnosporangium – Gynäceum

kann. In dem letztern findet bereits vor der Annäherung des Pollenschlauchs Zellenbildung statt, wodurch der ganze innere Raum von einem parenchymatischen kleinzelligen Gewebe, dem sog. Endosperm, ausgefüllt wird; nachdem dies geschehen ist, werden aus einzelnen oberflächlich liegenden Zellen durch verschiedenartige Teilungen die sog. Archegonien, früher gewöhnlich Corpuscula genannt, gebildet. Letztere stellen nun die eigentlichen weiblichen Organe dar, sind ganz analog den Archegonien der Farne gebaut, man kann einen Archegoniumhals, einen Archegoniumbauch und in dem letztern die weibliche Zelle, die Eizelle, unterscheiden. Bei der Befruchtung selbst dringt der Pollenschlauch bis zu der Eizelle vor und es treten nunmehr Teilungen in der Eizelle auf; aus dem untern Teile derselben wächst allmählich der Embryo heran; nur in wenigen Fällen wird die ganze Eizelle zur Bildung des Embryos verwendet. Da häufig mehrere Archegonien zugleich befruchtet werden, findet man gewöhnlich im unreifen Samen mehrere unausgebildete Embryonen; die G. sind deshalb ein Beispiel für die sog. Polyembryonie (s. d.). Im reifen Samen dagegen ist in der Regel nur ein ausgebildeter Embryo vorhanden, da die übrigen verkümmert sind.

Ebenso wie die G. im Bau der Blüte, in der Art der Befruchtung als Bindeglied zwischen Kryptogamen und Angiospermen stehen, so verhalten sie sich auch in der phylogenetischen Entwicklungsreihe der Pflanzen. Schon in der Steinkohlenperiode treten neben den in größter Ausdehnung vorhandenen Farnkräutern zahlreiche unzweifelhafte G. auf, wie die Gruppe der Cordaiteen, die in dieser Formation schon eine ausgedehnte Verbreitung besitzt. Ferner finden sich noch Cycadeen und andere ihnen nahestehende Formen; von Nadelhölzern treten schon einige Arten auf, die jedenfalls zur Abteilung der Taxineen zu stellen sind. In der auf die Steinkohlenperiode folgenden Dyas sind die Nadelhölzer schon bedeutend zahlreicher vorhanden, ebenso auch die Cycadeen, die hauptsächlich durch die Arten der Gattung Medullosa vertreten waren. Die größte Verbreitung erreichten die G. wohl in der Trias und der darauffolgenden Juraformation. In der Kreide treten sie allmählich gegen die nunmehr sich entwickelnden Angiospermen zurück, behalten aber noch eine dominierende Stellung. Erst im Tertiär weichen sie den immer mehr sich ausbreitenden Angiospermen, um schließlich in den jüngsten Perioden allmählich auf die oben angegebene Artenzahl der Jetztzeit herabzusinken; aber trotz dieser verhältnismäßig geringen Artenzahl stellen sie doch noch einen bedeutenden Prozentsatz der gesamten Pflanzendecke dar. Die am weitesten verbreitete Gruppe sind die Nadelhölzer. Hierzu Tafeln: Gymnospermen Ⅰ und Ⅱ. Zur Erklärung vgl. die Artikel: Welwitschia, Cycas, Eibe, Gingkobaum, Cypresse, Sequoia, Dammara, Araucaria.

Gymnosporangĭum DC., Pilzgattung aus der Familie der Rostpilze oder Uredineen (s. d.) mit nur wenigen Arten, von denen drei in Europa vorkommen. Sie leben parasitisch auf Nadelhölzern, vorzugsweise auf Wacholder- (Juniperus-) Arten. Das Mycelium wuchert in der Rinde der Zweige und die Sporenhäufchen brechen als gelbliche oder braune gallertartige Massen aus der Rinde hervor, die zweizeiligen Sporen stehen auf einem langen Stiel und werden in großer Menge durch eine bei Einwirkung von Wasser stark aufquellende Gallerte zusammengehalten. Dieselben treten im Frühjahr auf und verschwinden im Laufe des Sommers, lassen aber stets eine Narbe am Zweige zurück und die Rinde ist an dieser Stelle immer etwas hypertrophisch aufgeschwollen. Diese Sporenhäufchen stellen die Teleutosporenform des Pilzes dar, eine Uredoform ist nicht vorhanden, dagegen gehört eine Äcidienform, die auf andern Pflanzen vorkommt, in den Entwicklungsgang dieses Pilzes. Es ist das die früher unter dem Namen Gitterrost (Roestelia) beschriebene Gattung, die auf einigen Pomaceen, wie auf den Blättern der Birn- und Apfelbäume, sowie auf denen einiger Sorbusarten sich findet. Die Äcidien sitzen auf der Unterseite der Blätter oder auch an jungen Früchten, bilden ziemlich große orangegelbe oder rote Flecken, die etwas polsterartig verdickt sind; die Äcidien sitzen hier zu Gruppen vereinigt beisammen; sie haben eine eiförmige Gestalt und die Peridie öffnet sich bei der Sporenreife gitterartig durch Längsspalten, weshalb die Bezeichnung Gitterrost für diesen Pilz gewählt worden ist. Zugleich mit den Äcidien erscheinen auf der Oberseite der Blätter die Spermogonien, und zwar in bedeutender Anzahl. Das Blattgewebe wird durch die Einwirkung des Parasiten allmählich zerstört, die Blätter bekommen eine gelbe Farbe und fallen oft schon im Juli ab. Dadurch wird natürlich die Ausbildung der Früchte unterbrochen, indem die in den Blättern assimilierten Stoffe verloren gehen, und es kommt häufig vor, daß die Früchte dann ebenfalls vorzeitig abfallen. Die häufigste Art ist G. fuscum DC. (Podisoma fuscum Corda), deren Teleutosporenform auf verschiedenen Juniperusarten, hauptsächlich auf Juniperus sabina L., dem Sadebaum, vorkommt und deren Äcidienform (Roestelia cancellata Rebent., Birnrost) auf den Birnbäumen sich findet. Von einer andern Art, den G. clavariaeformae DC., deren Äcidien (Roestelia penicillata Fr., Apfelrost) auf Apfelbäumen auftreten, lebt die Teleutosporenform auf dem gemeinen Wacholder (Juniperus communis L.).

Gymnōtus, Zitteraal, s. Zitterfische.

Gymnūra, Spitzratten, eine Gattung der Insektenfresser, s. Igel.

Gympie, Stadt in der brit.-austral. Kolonie Queensland, unweit der Küste am Mary, mit Brisbane im S. (200 km) und Maryborough im N. durch Eisenbahn verbunden, hat (1891) 8449 E. und bedeutende Goldfelder.

Gynäcēum (lat.; grch. Gynaikeion), ein nur in der spätern griech. Litteratur an Stelle des klassischen Ausdrucks (gynaikonitis) gebrauchtes Wort für den innern, hintern Teil des griech. Hauses, der für die Frau mit ihren Töchtern und Mägden bestimmt war. – In der Botanik bezeichnet man mit G. bei den Angiospermen die Gesamtheit der weiblichen Geschlechtsorgane in einer Blüte. Dasselbe besteht aus einem oder mehrern geschlossenen, von den sog. Fruchtblättern oder Karpellen gebildeten Gehäusen, in denen die Entwicklung der Samenknospen vor sich geht, und den für die Aufnahme der Pollenkörner und Pollenschläuche bestimmten Organen, die jenen Gehäusen aufsitzen. Derjenige Teil des G., welcher die Samenknospen umschließt, wird als Fruchtknoten, Germen oder Ovarium bezeichnet; die demselben aufsitzenden Organe nennt man Stempel, Pistill oder Griffel; sie tragen an ihrer Spitze die Narben oder Stigmata. Diejenigen Stellen in der Frucht- ^[folgende Seite]