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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Halec - Halesia
die Pest (182?) und die Cholera (1832) sehr gelitten
und viel von ihrem frühern Glanz und ihrer Be-
deutung verloren. Die Straßen sind zwar sauber,
die Häuser meist stattlich, aber von den Moscheen
und Bädern besteht kaum noch die Hälfte der frühern
Zahl. Deu Mittelpunkt der Altstadt bildet die Cita-
delle, auf einer Anhöhe gelegen; eine 10 m hohe nnd
6,5 in dicke Mauer mit sieben Thoren scheidet die
Vorstädte ab. Der schöne Vazar umsaßt mehrere
Straßeu. Es befinden sich in H. sieben christl. Kir-
chen nebst drei Klöstern und die Moschee el-Halawe
in altröm. Stile, welche ursprünglich eine von der
Kaiserin Helena gebaute christl. Kirche war; die
11 kin lange Wasserleitung stammt aus der Römer-
zeit. Einst versah H. den ganzen Orient mit seinen
Seiden-, Baumwoll- und Wollwaren, seinen Gold-
und Silberstofsen, jetzt hat nur noch die Seiden-
industrie größere Bedeutung. Hauptgegenstände der
Ausfuhr, welche über den Hafenort Alexandrette
nach Frankreich und nach den türk. Häfen gehen,
sind Scammonium, Gallapfel, Gummiarteu, Seide,
Wachs, Sahfisch, Wolle, Baumwolle, Felle, Seife,
Tabak, Weizen, Pistazienkerne, Sesam und Farb-
stoffe (Krapp und Gelbbeeren). Die Einfuhr besteht
in Kolonialwaren, franz. und ital. Weinen, Indigo,
Cochenille, Leder, Tuch, Baumwollstoffen, engl.
Manufatturwaren aller Art und Petroleum.
Durch Seleucus Nikator wurde H., das bei Pto-
lemäus Chalybon heißt, verfchönert und Beröa
genannt. Letztern Namen führte die Stadt bis 638,
wo sie, durch die Araber erobert, ihren alten Namen
wieder erhielt. Die Seldschuken gründeten hier 998
ein Sultanat, das jedoch bloß bis 1117 dauerte.
Die damals sehr bedeutende Stadt wurde 1260 von
den Mongolen und 1400 von den Horden Timurs
erobert und geplündert. Später kam sie unter
die Mamluten Ägyptens und wurde 1516 durch
Selim I. dem türk. Reiche einverleibt. Sie soll da-
mals an 300000 E. gehabt haben. In neuerer Zeit
wurde H. berüchtigt durch die im Herbst 1850 an
den dortigen Christen verübten Greuel und die da-
mit verbundene Empörung, welche im November
blutig unterdrückt wurde.
H2.IS0 oder Ilnwx llat.), auch ^Visc und ^.lex,
eine im alten Rom beliebte Iischsauee, die teils aus
dem Bodensatze des (-Hrum (s. d.), teils auch aus
andern Fischen bereitet wurde.
Halek, Vitezslav (Vincenz), czech. Dichter, geb.
5. April 1835 in Dolinek bei Melnek, war Redac-
teur der ccXvöt^" (1866 - 72) und des "I^imir"
<1865 u. 1873 fg.) und starb 8. Okt. 1874 in Prag.
Er gilt mit Neruda für den Begründer der neuern
czech. Dichterfchule. Am höchsten steht er als Lyriker
("Abendlieder", "In der Natur", "Erzählungen aus
unserm Dorfe"); doch schrieb er anch Epen ("Al-
fred", "Die Erben des Weihen Berges" u. a.), No-
vellen und Tragödien. Gesammelte Werke, hg. von
Ferd. Schulz l9 Bde., Prag 1878-86).
Halen (spr. alehn), Don Juan, Graf von Pera-
campos, span. General, geb. 16. Febr. 1790 auf der
Infel Leon, trat in den Marinedienst, wurde See-
offizier und nahm, in die Admiralität nach Madrid
berufeu, am Kampfe 2. Mai 1808 teil. In der
Schlacht von Ferrol gefangen, trat er zu den Fran-
zosen über und wurde 1809 Ordonnanzoffizier des
Bönigs Joseph. 1813 ging er im Stäbe des Mar-
schalls Suchet nach Barcelona, trat hier mit den
patriotischen geheimen Gesellschaften in Verbindnng
und spielte durch Verrat die Festungen Lerida,
Monzon und Mequinenza den Spaniern in die
Hände. 1817 von neuem in die Verschwörung der
Torrijos verwickelt, wurde H. verhaftet und in die
Kerker der Inquisition geworfen, entfloh jedoch
nach Rußland, wurde dort 1818 Major in einem
Dragonerregiment des Kaukasus und nahm 1820
an den Kämpfen gegen die Bergvölker teil. Bei
Ausbruch der Revolution kehrte er 1821 in sein
Vaterland zurück und sockt für die Konstitution.
Nach Unterdrückung des Aufstandes ging H. nach
Habana und später nach Brüssel. Bei Ausdruck
der belg. Revolution übernahm er 24. Sept. 1^830
den Oberbefehl über die bclg. Insurgenten, vertrieb
die Holländer aus Brüssel, legte jedoch wegen
Streitigkeiten mit de Potter sein Kommando nieder
und ging als Militärgouverneur nach Südbrabant,
erbielt aber bald unter Beförderung zum General-
lieutenant seinen Abschied. 1834 ging H. nach
Madrid, wurde 1836 Adjutant des Generals Cör-
dova und socht erfolgreich in Navarra gegen die
Karlisten. 1839 wurde er mit dem Oberbefehl in
Catalonien betraut und im folgenden Jahre zum
Generalkapitän von Catalonien ernannt. Ein
trener Anhänger Esparteros, bekämpfte er 1842
den in Barcelona ausgebrochenen Aufstand und
zwang die Stadt 3. Dez. zur Übergabe. Als nach
Efparteros Sturz 1843 der Aufstand abermals aus-
brach , schiffte sich H. mit Espartcro 30. Juli in
Cadiz nach England ein. Darauf lebte er teils in
England, teils in Brüssel, kehrte aber 1850 nach
Spanien zurück, wurde 1851 Präsident des Ober-
kriegsgerichts in Madrid und trat 1856 in den Ruhe-
stand. H. starb 8. Nov. 1864 zu Cadiz. Er schrieb:
"Heiacicm ä" 8u cimckividtui (in 1o8 caiadoxos äe 1a
lllljuikicioil" (Par. 1827; deutsch als "Denkwürdig-
keiten des Don Iuau van H.", Stuttg. 1828), "1.6"
HN3.N'6MIVli663 ck6 ki'UX6ii68" (BrÜss. 1831).
Hales, Alexander von, s. Alexander von Hales.
Hales (spr. Hehls), Stephen, engl. Pflanzen-
physiolog, geb. 17. Sept. 1677 zu Veckesbourn in
Kent, war Pfarrer zu Teddington in Middlesex, wo
er 4. Jan. 1761 starb. In seinem Werke "3t3.tic3i
688N78" (2 Bde., Lond. 1727 u. ö.; deutsch, Halle 1748)
teilte er mannigfache Beobachtungen und Messungen
über das Saftsteigen fowie über andere phystol.
Probleme mit und suchte diese Erscheinungen ab-
weichend von seinen Zeitgenossen auf physiol. Vor-
gänge zurückzuführen. Er ist durch dieses Werk und
besonders durch die von ihm angewandten Metho-
den einer der ersten Begründer dcr wissenschaftlichen
Physiologie geworden.
Halefa (Haläsa), im Altertum Stadt an der
Nordtüste Siciliens, am Halesosfluße, 403 von
griech. Söldnern und Kolonisten aus Herbita ge-
gründet, war unter der röm. Herrschaft eine be-
deutende Handelsstadt mit Steuerfreiheit. Ruinen
sind noch bei Tusa vorhanden.
Halosia. ^>., eine aus wenigen nordamerik.
oder ostasiat. Arten bestehende Gattung aus der
Familie der Styraceen (s. d.). Ihre Arten, kleine
Bäume mit weit auseinandcrgehenden Zweigen und
abwechselnden, eirundlichen, gesägten, behaarten
Blättern, werden häufig zur Anpflanzung in Park-
anlagen verwendet, vorzugsweise H. tsti-^teiÄ ^,.
mit vierflügeliger, und II. äiptsi-g, ^. mit zweiflüge-
liger Frucht. Die Blumen sind glockenförmig, vier-
lappig weiß, lang gestielt, hängend und stehen zu
zwei bis vier beisammen. Beide ertragen unsern
Winter ohne Nachteil und eignen sich für allerlei