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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Hammal; Hammâm; Hammatichērus; Hamme; Hammel; Hammelburg; Hammelsprung; Hamme-Oste Kanal; Hammer

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Hammal - Hammer (Bernh.)

oder Kieseln (Sferir), sondern mit kantigen Steinsplittern bedeckte Eluvialebenen, in denen nur wenige Holzgewächse vegetieren.

Hammal, ein aus dem Arabischen in sämtliche Sprachen des Islam aufgenommenes Wort, bedeutet Lastträger. Die bekanntesten H. sind diejenigen Konstantinopels, meistens aus dem östl. Anatolien stammende junge Armenier und Türken von staunenswerter Kraft und Genügsamkeit, die eine privilegierte Gilde mit einem selbstgewählten Obern (H. Baschi) bilden.

Hammâm, s. Hamam.

Hammatichērus, s. Eichenbockkäfer.

Hamme oder Hammi, mit Artikel el-Hammi, bedeutet im Arabischen heiße Quellen. (S. Jarmuk und Tiberias.)

Hamme, Ort in der belg. Provinz Ostflandern, 8 km im NNO. von Dendermonde, rechts der Durme und an der Linie Dendermonde - St. Nicolas der Belg. Privatbahnen, hat (1890) 12039 E., Ackerbau, Tabakkultur, Spitzen- und Leinwandfabrikation.

Hammel oder Schöps, das zum Zwecke der Mästung kastrierte männliche Schaf.

Hammelburg. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Unterfranken, hat 350,70 qkm, (1890) 19977 (9671 männl., 10306 weibl.) E., 36 Gemeinden mit 58 Ortschaften, darunter 1 Stadt. – 2) Bezirksstadt im Bezirksamt H., 24 km nordwestlich von Schweinfurt und 19 km südwestlich von Kissingen, rechts der fränk. Saale und an der Nebenlinie Gemünden-H. (27,8 km) der Bayr. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Schweinfurt), hat (1890) 2889 E., darunter 42 Evangelische und 172 Israeliten, Postexpedition, Telegraph, ein schönes Schloß, eine Lateinschule, Wein- und Wiesenbau, Kalk- und Sandsteinbrüche. In der Nähe das alte Schloß Saaleck mit Weinbergen, das Franziskanerkloster Altstadt, die Marienkapelle Steinthal sowie die Bergschloßruine Amalienburg. Letztere wurde von der Schwester Karls d. Gr. (Amaley) erbaut und bewohnt, später war sie Sommersitz der Bischöfe von Fulda. – H. wurde von Karl d. Gr. der Abtei Fulda geschenkt; 1854 brannte es fast ganz ab. Im Deutschen Kriege 1866 ging 10. Juli die preuß. Division Beyer (rechter Flügel der Mainarmee) gegen H. vor und stieß auf die bayr. 6. Infanteriebrigade und Teile der Reservekavallerie und warf dieselben über die Saale zurück. Bei der Übermacht der Preußen gingen die Bayern rechtzeitig zurück. – Vgl. Chronik der Kriegsereignisse in der Stadt H. 1866 (Hammelb. 1867); Kunz, Feldzug der Mainarmee 1866 (Berl. 1890).

Hammelsprung, eine ursprünglich scherzhafte, jetzt allgemein gebräuchliche Bezeichnung für eine besondere Art der Abzählung der Stimmen bei parlamentarischen Abstimmungen (s. d.).

Hamme-Oste Kanal, s. Tabelle zum Artikel Fehn- und Moorkolonien (Bd. 6, S. 629).

Hammer, ein Werkzeug, das vermöge der ihm erteilten lebendigen Kraft auf ein Werkstück oder Werkzeug einen Schlag oder Stoß ausübt; dasselbe besteht aus dem Hammerkopf (dem eigentlichen H.) und dem Stiel (Helm). Der Hammerkopf hat je nach der Arbeit, zu der er gebraucht wird, eine verschiedene Gestalt. Fig. 1 zeigt die gebräuchlichste Form, den sog. Handhammer (Bankhammer, Schmiedehammer). Die breite Fläche dieses H. heißt Bahn, die schmale, spitz zulaufende Fläche Finne oder Pinne. Das Gewicht der Handhämmer ist je nach ihrem Zweck verschieden, doch sind dieselben nie schwerer als 2,5 kg; schwerere H. von 3 bis 10 kg heißen Zuschlag- oder Vorschlaghämmer, weil sie in den Schmieden von den Gehilfen des Schmiedes, den Zuschlägern, geführt werden. Steht, wie bei dem in Fig. 2 abgebildeten Zuschlaghammer, die Finne parallel zum Stiel, so wird der H. auch Kreuzschlag genannt. Fig. 3 zeigt den H. des Tischlers, dessen Finne geschlitzt ist, um zum Ausziehen von Nägeln dienen zu können. Die H. zum Treiben, Biegen, Glätten, überhaupt zum Bearbeiten der Metalle auf kaltem Wege, haben die mannigfaltigsten Formen; zwei solcher H., wie sie beispielsweise vom Kupferschmied gebraucht werden, sind in Fig. 4 u. 5 veranschaulicht. Die meisten H. bestehen aus Schmiedeeisen und haben verstählte Arbeitsflächen. Neuerdings macht man auch oft die kleinern H. ganz aus Stahl; seltener und nur ganz speciellen Zwecken dienend sind H. aus Kupfer, Blei oder Holz. – Über die mechanisch bewegten H. s. Fallhammer. – Über den als elektrischen Stromunterbrecher dienenden Neefschen oder Wagnerschen H. s. Wagnerscher Hammer.

^[Abb. Fig. 1.]

^[Abb. Fig. 2.]

^[Abb. Fig. 3.]

^[Abb. Fig. 4.]

^[Abb. Fig. 5.]

Hammer (Malleus), in der Anatomie das größte und am weitesten nach außen gelegene der Gehörknöchelchen. (S. Gehör, Bd. 7, S. 689 a, und Tafel: Das Gehörorgan des Menschen Ⅰ, Fig. 3, 1‒3.)

Hammer, Bernh., schweiz. Staatsmann, geb. 1822 zu Olten, studierte in Genf, Freiburg i. Br., Berlin und Zürich Jurisprudenz, ließ sich dann in Solothurn als Rechtsanwalt nieder und wurde 1850 zum Staatsanwalt, 1853 zum Amtsgerichtspräsidenten, 1856 zum Mitgliede des Verfassungs- und Kantonsrates gewählt. Daneben widmete sich H. mit Eifer dem Militärwesen, nahm 1847 als Artillerieoffizier am Sonderbundskriege teil und avancierte 1862 zum Obersten und Oberinstruktor der Artillerie. 1868 wurde er Gesandter der schweiz. Eidgenossenschaft in Berlin, zuerst beim Norddeutschen Bunde, dann beim Deutschen Reiche bis 1876; hierauf führte