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Hartgipsdielen – Hartig (Franz, Graf)
52 km nordnordöstlich von New-Haven, rechts des bis hier für kleinere Dampfer schiffbaren Connecticut, an der Einmündung des Park-River, hat (1890) 53230 E., gegen 42551 E. im J. 1880. Die Stadt ist schön gebaut, unter den öffentlichen Gebäuden ist das Staatshaus das hervorragendste; ferner das Trinity College (200 Studenten) und High School, das Postamt, Stadthaus, Athenäum mit Bibliothek und Sammlungen, die Episkopalkirche Zum guten Hirten und zahlreiche Bankgebäude. Wohlthätigkeitsanstalten sind: das Taubstummenasyl, das Krankenhaus, Waisenhaus und die Irrenanstalt. H. ist Sitz großer Feuer- und Lebensversicherungsgesellschaften mit einem Gesamtkapital von 150 Mill. Doll.; die Industrie erstreckt sich vornehmlich auf Maschinenbau, Fabriken von Äxten, Schrauben, Sämaschinen, Teppichen, Silberwaren und Steingut. Berühmt ist Colts Feuerwaffenfabrik. – H. wurde 1635 gegründet. Bis 1875 war die Gesetzgebung des Staates in geraden Jahren in New-Haven, in ungeraden in H.; seitdem ist es die einzige Staatshauptstadt.
Hartgipsdielen, s. Gipsdielen.
Hartglas oder Vulkanglas, s. Glas (S. 42 b)
Hartgummi, Ebonit, s. Gummiwarenfabrikation (S. 558 b).
Hartguß, Schalenguß oder Kapselguß, derjenige Eisenguß, welcher durch Eingießen des flüssigen Gußeisens in metallene Formen, sog. Schalenformen oder Coquillen, hergestellt wird. Durch die rasche Abkühlung des geschmolzenen Metalls an den Wänden der Form entsteht an der Oberfläche des Abgusses eine Schicht weißen, glasharten Eisens, die nicht schwächer oder stärker als 10‒15 mm, im Bruch nicht scharf abgegrenzt sein, sondern strahlig in die weiche graue Grundmasse übergehen soll. Der H. findet zu den verschiedensten Gegenständen, als Ambossen, Wagenrädern, Walzen, Herzstücken für Weichen u. s. w. Verwendung; seit 1870 auch in großartigem Maßstabe zur Herstellung schwerer, geschoßsicherer Panzer für Befestigungszwecke. Das Grusonwerk in Buckau, durch H. Gruson gegründet, verdankt insbesondere der Erfindung und Ausbildung dieser zuletzt genannten Verwendung des H. (Grusonmetall) seinen Weltruf.
Da die Hartgußgegenstände nur an einzelnen Stellen hart sein, in ihren übrigen Teilen aber die geringere Sprödigkeit und Leichtbearbeitbarkeit des gewöhnlichen Gußeisens besitzen sollen, so pflegen die zur Herstellung benutzten Gußformen auch nur teilweise aus Gußeisen, im übrigen aus Sand, Masse oder Lehm (s. Formerei und Gußformen) gefertigt zu werden. Eine Gußform zu einer Hartgußwalze besteht nur in dem mittlern Teile aus Gußeisen, in den Zapfen aus Masse oder Lehm; bei jenen erwähnten Panzern wird nur diejenige Seite, welche bei der Benutzung nach außen gekehrt und der Geschoßwirkung preisgegeben ist, in der gußeisernen Form gegossen, während die übrigen Begrenzungen der Gußform aus Masse gebildet werden. Nur die eiserne Gußschale (Schalenform) läßt sich daher zu mehrern Güssen benutzen; der übrige Teil der Gußform muß, wie alle derartige Gußformen, nach jedem Gusse erneuert werden.
Hartgußgranaten, Granaten aus Eisenhartguß (s. Hartguß) zum Schießen gegen Panzerplatten (s. Geschoß, Bd. 7, S. 907 a). Sie besitzen gegenüber den jetzt vielfach statt der schmiedeeisernen gebrauchten Platten aus Stahleisen (Compoundplatten) und aus reinem und Nickel- oder Chromstahl nicht die genügende Haltbarkeit und müssen den Stahlgranaten, die sich viel besser bewähren, weichen. ^[Spaltenwechsel]
Hartha, Stadt in der Amtshauptmannschaft Döbeln der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, in 260 m Höhe, an der Nebenlinie Rochlitz-Waldheim der Sächs. Staatsbahnen, hat (1890) 4235 E., darunter 47 Katholiken und 11 Israeliten, Post, Telegraph; Leinen-und Barchentweberei, Stuhl- und Wagenbauerei, Filzwaren-, Cigarren-, Perlmutterknopf- und Drahtlitzenfabrikation und Gneisbrüche.
Harthaknut, Hardeknut, König von Dänemark (1035‒42) und von England (1040‒42), der rechtmäßige Erbe Knuts d. Gr. aus dessen Ehe mit Emma, der Witwe Ethelreds des Unberatenen, folgte seinem Vater 1035 in Dänemark und ward im Süden Englands als König anerkannt, während der Norden sich für seinen Halbbruder Harold Ⅰ. erklärte und auch in Norwegen ein Sproß des alten Königshauses den Thron bestieg. Norwegen aufgebend, war H. im Begriff, sich gegen Harold zu wenden, als dieser starb (1040) und ihm den Weg zum engl. Thron freimachte. Die Unfähigkeit und Roheit dieser Söhne Knuts bereiteten der dän. Herrschaft in England ein Ende. Als H. beim Trunk, dem er sehr ergeben war, 8. Juni 1042 gestorben war, riefen die Großen den letzten Sproß des westsächs. Hauses, Eduard (s. d.) den Bekenner, auf den Thron.
Harthäutigkeit des Rindes, auch Lederbindigkeit genannt, besteht darin, daß die Haut ein struppiges, glanzloses Haarkleid trägt, sowie daß eine emporgehobene Stelle derselben einige Zeit als Falte stehen bleibt, anstatt, wie bei gesunden Tieren, sich augenblicklich wieder zu verflachen. Die H. ist ein Zeichen chronischer Ernährungsstörung und wird besonders bei dem schleichenden Verlaufe der Tuberkulose und Lecksucht (s. d.) beobachtet.
Hartheu, s. Hypericum.
Hartig, Franz, Graf, österr. Staatsmann, geb. 5. Juni 1789 zu Wien, diente als Hofrat bei der polit. Hofkanzlei, seit 1825 als Gouverneur von Innerösterreich. Befreundet mit Erzherzog Johann, beförderte er das Wohl der Steiermark, übernahm 1830 die Verwaltung des Lombardisch-Venetianischen Königreichs und wurde 1840 Staats- und Konferenzminister. Sehr populär in Mailand, wurde er 1848 zu spät dorthin als königl. Kommissar gesendet. Bald darauf ließ er anonym sein berühmt gewordenes Buch «Genesis der Revolution in Österreich» (3. Aufl., Lpz. 1851) erscheinen. Dies hatte die Wirkung, daß H. nicht mehr im Staatsdienste verwendet wurde; er zog sich in den Ruhestand zurück, bis er 1860 in den verstärkten Reichsrat gewählt ward, wo er eine hervorragende Rolle spielte. In das österr. Herrenhaus 1861 berufen, gehörte er bis zu seinem Tode, 11. Jan. 1865, der liberal-centralistischen Partei an.
Sein Sohn Edmund, Graf H., geb. 2. Nov. 1812, widmete sich zuerst der innern Verwaltung, dann dem diplomat. Dienste (in Florenz, Paris, Cassel), war 1852‒56 Gesandter in Kopenhagen, dann bis 1859 in München. Seit 1861 war er Mitglied des böhm. Landtags und des Abgeordnetenhauses, 1867‒68 Oberstlandmarschall von Böhmen, seit 1867 Mitglied des Herrenhauses. Er nahm hervorragenden Anteil an allen Debatten im Sinne des liberalen Centralismus und war auch Berichterstatter über wichtige Gesetze (Schulgesetz, Wehrgesetz). Er starb 30. März 1883 in San Remo.