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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Heberbarometer - Hébert
dringen der giftigen Flüssigkeit in die Mundhöhle
zu verhindern. Eine Anwendung des H. im großen
hat man bei dem Canal du Midi gemacht, bei dem
man ein Überlaufen durch Einlegen von Saughebern
^evnii'd. Ein gänzliches Ausfließen wurde durch in
Höhe des gewöhnlichen Niveaus augebrachte Öff-
nungen in dem in das Wasser tauchcuden Schenkel
unmöglich gemacht, weil die im geeigneten Augen-
blick durch diese Öffnungen hinzutretende Luft den
Zusammenhang des Wassers und damit den Aus-
fluß unterbrach.- über den Stoßheber s. Hy-
draulischer Widder.
Heberbarometer, s. Barometer.
Heberle, I. M., Antiquariats-Buch- und
Kunsthandlung in Köln, gegründet 1807 von Jo-
hann Mathias Heberle, geb. l7.Ian. 1775 in
Düsseldorf, gest. 8. März 1840, und 1842 von
Heinrich Lempertz erworben. Letzterer, geb.
2. Okt. 1816 in Köln, gab heraus: "Beiträge zur
ältern Geschichte der Buchdruck- und Holzschneide-
kunst" (2. Aufl., 1. leinziges) Heft, Köln 1839) und
"Bilderhefte Zur Geschichte des Buchhandels und der
mit demselben verwandten Künste und Gewerbe"
l13 Jahrgänge, cbd^1853 -05). 1872 trat er das
Geschäft an seine Sohne Karl Lempertz, geb.
1. April 1843, gest. 18. Jan. 1889, und Heinrich
Lempertz .jun., geb. 22. Febr. 1851, ab, welcher
letztere nach dem Tode des Bruders alleiniger Be-
sitzer ist unter der 1872 angenommenen Firma
"I. M. Heberle (H. Lempertz' Söhne)". Das Geschäft
ist namentlich bekannt durch feine bedeutenden
Bücher- und Kunstauktionen (die erste, eine Bücher-
auktion, fand 1811 statt), wie der Kunstsammlungen
(Gemälde, Kupferstiche, Antiquitäten u. s. w.) von
Leven, Mertens-Schaaffhausen, Koch, Weyer, Mi-
nutoli, Garthe, Ruhl, von Hirsch, Parpart, Eugen
Felix, H. Disch, I. Paul, Fürst Hanau, Herzog von
Ösuna, Museum Hammer, von Friesen, Pein u. s. w.
In den letzten Jahren wurden von der Firma auch
außerhalb Kölns große Versteigerungen veranstaltet,
wie in München (Morbio, Gedon, Hoch), Würz
bürg (Adelmann), Hamburg (Schuldt), Konstan;
(Vincent), Zürich (Gubler, von Elsner), Hannover,
Braunschweig u. s. w. Über das antiquarische Lager
erschienen (bis 1893) 95 nach Wissenschaften geord-
nete Kataloge. Der Verlag umfaßt kath. Theologie,
Geschichte der Rheinlands u. a.
Heberlein, Jakob, Eisenbahn-Maschinentech-
niker, geb. 1. April 1825 zu Roth a. S. bei Nürn-
berg, trat nach mehrjähriger Beschäftigung als
Kunstdrechsler und als Mechaniker 1848 in den
Eifenbahndienst in Bayern. 1853 wurde er Loto
motivführer, 1865 Abteilungsmaschinenmeister,
1870 Betriebsmaschinenmeister in München, 1873
Bezirks- und 1877 Obermaschinenmeister der bayr.
Staatsbahnen. Die nach ihm benannte Heberlein -
Bremse (s. Eisenbahnbremsen, Bd. 5, S. 856 a) ist
seine Erfindung. Nachdem er 1853 ein Patent dar-
auf genommen hatte, gelang es ihm erst 1873, die-
selbe zu verwerten. Er starb 11. Jan. 1881.
Heberollen, Steuerrollen, Steuerlisten,
die amtlich eingeführten Steuererhebungslisten, die
den Namen und die zu entrichtende Summe des
steuerpflichtigen enthalten.
Heberfchreiber, ein telegr. Zickzackschreiber,
s. Elektrische Telegraphen ^, 7 '(Bd. 5, S. 1008d).
Hebert (spr. ebähr), Edmond, franz. Geolog,
geb. 12. Juni 1812 zu Villefargeau (Depart. ?)onne),
ward 1833 Lehrer, später chem.Pröparateur an der
Normalschule, 1852 Direktor des naturwissenschaft-
lichen Unterrichts, 1857 Professor der Geologie an
der Sorbonne. Er ftarb 4. April 1890 in Paris.
H. schrieb: "1^8 ni<^-8 9,noionno8 et Iem'8 i-iv^68
l1mi8 1o 1)g,88ili ä6l^i'i8" (Tl. 1, 1857), "NLinl)iro
8UI-1L8 f<>88ii08 llo NouU'Luil-LoN^" (18li1), <Mk-
teii^ux poln- 8(^1 vir ^ Icl ä08cli^tion du torrain
t)1'6t<ic6 8UM'1'iour 0N ^I'^NCO" (1875), "^0t,10!13
K6116I-!Ü08 äo 3"0ll)^i6" (1884).
Hebert (spr. ebähr), Ernest, franz. Maler, geb.
."". Nov. 1817 zu Grenoblc, kam 1835 nach Paris,
wurde Schüler von Delaroche und gewann !839 bei
der akademischen Preisbewerbung mit seinem Tasso
im Kerter den großen Preis. Er brachte dann eine
Reihe, von Jahren in Italien zu und widmete sich
besonders dem ital. Sittenbild, dann auch der
Porträtmalerei. Das Bild: Römische Campagna-
familie der Malaria entfliehend (l.850; im Luxem
bourg zil Paris) fand eine günstige Aufnahme.
1853 erschien der Judaskuß (ebenfalls im Lurem-
bourg). Ferner find zu nennen: Mädchen von Alvito
l l855),Heuverkäuserinnen von <Hant'Angelo (1857),
Wasserträgerinnen in der röm. Campagna (1859;
im Luxembourg), Mädchen am Brunnen i1863),
Die Schäferin (1869), Der kleine Geiger (1882),
Lebensmorgen und Lebensabend, Die Helden ohne
Ruhm (1889). 1866-^73 sowie 1885-9! war H.
Direktor der Akademie in Rom, seit l874 ist er
Mitglied des Instituts.
Höbert (spr. ebähr), Jacques Rene, genannt
Pöre Duchesnc, einer der ärgsten Demagogen
der Französischen Revolution, geb. 1755 zu Alencon,
kam jung nach Paris und wurde erst Billeteur an
einem kleinen Theater, dann Bedienter. Zu Anfang
der Revolution veröffentlichte er mehrere Flugfchrif-
tcn gegen den Hof, trat in den Klubs als Volksred-
ner auf und gewann befonders bei den Jakobinern
durch feinen blutdürstigen Fanatismus Einstuft.
Ein Postbeamter, Lemaire, gab damals u. d. T.
(d^öre I)udie8ii6v ein kleines, auf die Verbreitung
der konstitutionellen Grundsätze berechnetes Volks-
blatt heraus. Der Erfolg dieser Zeitung veranlaßte
die Jakobiner 1789 zur Gründung eines gleichbe-
nannten Journals, dessen Redaktion man H. anver-
traute. In diefem neuen "I>6i'6 DncliesiiL", der
namentlich in den Provinzen und im Heere ver-
breitet wurde und dessen Name aus den Redacteur
selbst überging, rief H. in der pöbelhaftesten Sprache
das Volt zu Gewaltthaten und zum Nmsturze der
Verfassung auf. Infolge der Ereignisse vom 10. Aug.
l792 (f. Frankreich, Bd. 7, S. 93 d) wurde er Mit-
glied des revolutionären Gemeinderats, wodurch er
Gelegenheit erhielt, bei den Septcmbergreueln und
allen Volksbewegungen eine wichtige Rolle zu spie-
len. Als im Mai 1793 die revolutionäre Gemeinde
mit den Jakobinern einen Anschlag auf das Leben
der Girondisten vorbereitete, ließ die vom Konvent
zur Untersuchung berufene Kommifsion 25. Mai H.
und einige andere verhaften. Der Konvent aber
wurde deshalb vom Pöbel fo heftig bedroht, daß er
die Verhafteten freigeben und die Kommission auf-
lösen muhte. In dem Prozeß Marie Antoinettc^
wagte H. der Königin Unzucht mit ihrem Sohne
vorzuwerfen. Auf feinen Betrieb wurde die Notre-
Damekirche in einen Tempel der Vernunft verwan-
delt. Fabre d'Eglantine, Desmoulins, Danton
brachte er vor das Revolutionstribunal, bis ihm
1794 das gleiche Schickfal von Robespierre zu
teil wurde. (S. Hsbertisten.) Am Tage nach seiner