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Heimsuchung - Heine (Heinrich)
zahlreiche Anhänger in Europa, namentlich in
Deutschland und Osterreich gefunden. Man hofft
von der durch diefe H. gesicherten Verbindung der
Familie mit dem Grund und Voden eine Besserung
der Lebensverhältnisse der Arbeiter, des kleinen
Mannes, der bisherigen Bewohner der Mietkaser-
nen, zumal wenn die Unteilbarkeit der Heimstätte
und ihr Übergang auf einen Erben gesichert werden.
Eine lebhafte Agitation zur Einführung eines Heim-
stätterechts wurde 1890 durch den Kammerherrn
von Riepenhausen ins Werk gesetzt. Ein von ihm
ausgearbeiteter Heimstättengesetzentwurf wurde von
einer Anzahl konservativer und reichsparteilicher
Abgeordneteil als Initiativantrag im Reichstage
eingebracht und von diesem an eine Kommission
überwiesen, die inzwischen ihren schriftlichen Bericht
erstattet hat. (Nr. 711 der Drucksachen des Reichs-
tags 1892.) - Vgl. Rudolf Meyer, Heimstätten und
andere Wirtschaftsgefetze der Vereinigten Staaten,
von Canada, Rußland, China, Indien, Rumänien,
Serbien und England (Berl. 1883); Ofner, Die neue
Gesellschaft und das Heimstättenrecht (Wien 1886);
von Riepenhausen-Crangen, Gesicherte Familien-
heimstätten im Deutschen Reich (3. Aufl., Lpz. 1890);
DieHeimstättenfrage, Separatabdruck aus dem Ver-
handlungsberichte des deutschen Landwirtschafts-
rates über den Entwurf eines Reichsheimstätten-
gefetzes (Berl. 1891).
Heimsuchung, im Mittelalter der strafbare
Hausfriedensbruch (s. d.).
Heimsuchung Maria, s. Maria (Mutter Jesu).
Heimfuchungsorden, f. Chantal, Ieanne.
^ Heimweh MoL^I^ia), eine durch unbefriedigte
Sehnsucht nach der Heimat oder den heimatlichen
Verhältnissen hervorgerufene Gemütskrankheit, die
in schweren Fällen auch die körperliche Gefundheit
angreift und so selbst tödlich enden kann. In der-
artigen Fällen wird der an H. Leidende erst von
tiefer Traurigkeit befallen, worauf sich Verdauungs-
störungen einstellen, denen allgemeine Erschöpfung,
Tuberkulofe und, wenn keine passende Hilfe geleistet
wird, der Tod folgen. Ein jedes Volk liefert Bei-
spiele von Heimwehkranken. Besonders aber ver-
fallen die an ein einfaches Naturleben gewöhnten Ge-
birgsbewohner und überhaupt einfache, beschränkte,
gedankenarme Individuen vorzüglich um die Zeit
der Puberttttsentwicklung in diese Krankheit. Als
Hauptmittel gegen das H. wird allgemein die Rück-
kehr in die Heimat und in die gewohnten Verhält-
nisse anerkannt; ist diese nicht möglich, so muß
wenigstens die Hoffnung dazu erweckt und erhalten
werden. Außerdem muß man den Gedanken des
Kranken eine andere Richtung zu geben versuchen.
Nnter Nmständen läßt sich auch dem H. vorbeugen
durch Abhaltung von allem, was an die Heimat
erinnert, durch Anregung von Geist und Gemüt.
Hein oder Hain, in der Formel Freund H.
eine Bezeichnung des Todes, die Matt. Claudius
in die Litteratur einführte, indem er den Ausdruck
im ersten und zweiten Teil der "Sämtlichen Werke
des Wandsbccker Boten" (1775) in der "Erklärung
der Kupser und Zeichen" für den dort dargestellten
Tod gebrauchte. Es ist nicht anzunehmen, daß Clau-
dius den Ausdruck erfunden hat, vielmehr mag er
ihn dem Volksmunde entnommen haben, worauf
auch der Umstand hindeutet, daß H. (nach Grimms
"Wörterbuch" Abkürzung von Heine, einer Koseform
von Heinrich) bereits im Mittelalter zur Bezeich-
nung des Teufels diente.
Heincke, Johann Friedrich, Zoolog, geb. 6. Jan.
1852 zuHagenow in Mecklenburg, studierte 1869
-73 in Rostock, Leipzig und Kiel Naturwissen-
schaften, besonders Zoologie, war 1873-76 Assi-
stent am Zoologischen Institut in Kiel, 1877-79
Privatdocent ebenda, 1879-91 Lehrer der Natur-
wissenschaften an der Oberrealschule zu Oldenburg.
l892 wurde er Professor und Direktor der neu er-
richteten königl. Biologischen Anstalt auf Helgoland,
zugleich ist er Mitglied der Kommission zur wissen-
schaftlichen Nnterfuchung der deutschen Meere in
Kiel, an deren Thätigkeit er sich schon von 1875 an
namentlich durch seine Erforschungen der Natur-
geschichte des Herings (worüber er mehrere größere
Arbeiten veröffentlichte) beteiligte. Seit 1886
arbeitete er auch im Dienste des Deutschen Fischerei-
vereins (Sektion für Küsten- und Hochseefischerei) und
leitete 1889-90 mehrere wissenschaftliche Expeditio-
nen in die Nordsee. Von ihm wurden in PH.L.Mar-
tins "Illustrierter Naturgeschichte" (Lpz. 1882-84)
die Fische und die niedern Tiere (mit Ausschluß der
Insekten) bearbeitet. Mit K. Möbius veröffentlichte
er "Die Fische der Ostsee" (Berl. 1883).
HeindlschesGifenbahnoberbausyftem. Die
eisernen Querschwellen nach Heindls Anordnung
sind im Profil den Hilfschen Schwellen ähnlich
(s. Eisenbahnbau, Bd. 5, S. 835 d); sie sind pris-
matisch geformt, besitzen senkrechte Stege, wenig
abgestumpfte Ecken und keine Fußflantschen. Ihre
Länge beträgt für Haupt- und Nebenbahnen 2,4 m,
die untere Breite 260 mm und 230 mm, die Höhe
100 mm und 80 mm, das Gewicht (bei einer Stärke
der Schwellendecke von 10 mm) 72 KZ und 53 KZ.
Die dem H. E. eigentümliche Schienenbefestigung er-
folgt durch Anwendung einer festliegenden Unter-
lagsplatte mit einem äußern Anfatze, durch Anwen-
dung von Einfatzstücken, welche den Seiten- und
Lä'ngenschub der Schienen ohne schädliche Hebel-
wirkungen auf die Schwellen übertragen und die
Herstellung der Spurerweiterungen gestatten, sowie
durch Anbringung von Klemmplatten, die mittels
Schrauben festgehalten werden. Die Schienen-
stohverbindung wird durch beiderseits eingeklinkte
Winkellaschen bewirlt. Das System Heindl wurde
zum erstenmal 1883 auf einer 1 km langen Probe-
strecke der Aussig-Teplitzer Bahn zur Anwendung
gebracht; 1885 prämiierte es der Verein deutscher
Eisenbahnverwaltungen und gegenwärtig liegt es
mit gutem Erfolge auf nahezu 450 km, namentlich
auf den bayr. Staatsbahnen (364,2i km), auf der
Kaiser-Ferdinands-Nordbahn (2 km), den österr.
Staatsbahnen (81,40 km) und auf einer Schlepp-
dahn der Südbahn (0,545 km); letztere besonders be-
merkenswert wegen der bedeutenden Steigung von
33,3 Promille. Aus den österr. Staatsbahnen befin-
den sich auch 2550 Stück Weichen auf eisernen Guh-
schwellen mit der Heindlschen Schienenbefestiguna.
Heine, Heinrich, Dichter und Schriftsteller, geb.
13. Dez. 1797 zu Düsseldorf, von jüd. Abkunft, stu-
dierte in Bonn, Berlin und Göttingen die Rechte,
promovierte an letzterer Universität und trat 1825
zum Christentum über. Erlebte seitdem in Hamburg,
Berlin und München, bis er 1830 Paris zu seinem
bleibenden Aufenthaltsorte wählte. H. widmete sich
hier ausschließlich litterar. Beschäftigung und de-
zog seit 1836 bis zvmv Sturze des 'Ministeriums
Guizot im Febr. 1648 ein ansehnliches Jahrgeld
aus der Kasse des Ministeriums des Auswärtigen.
Seinen Aufenthalt in der franz. Hauptstadt unter-