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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Heinrich (der Seefahrer); Heinrich (Markgraf von Österreich); Heinrich (Prinz der Niederlande)

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Heinrich (Prinz der Niederlande) – Heinrich (der Seefahrer, Infant von Portugal)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Heinrich (der Erlauchte)'

fangs unter Vormundschaft seines Oheims, des Landgrafen Ludwigs des Heiligen von Thüringen, der aber 1227 starb. H. wurde 1230 mündig erklärt und heiratete 1234 die Tochter des Herzogs Leopold von Österreich, Constantia. Seine ersten Waffenthaten verrichtete er in dem Kreuzzuge gegen die Preußen 1236. Bald nachher geriet er mit dem Markgrafen Johann von Brandenburg in Fehde, später aber nahmen ihn ausschließlich die thüring. Erbschaftsstreitigkeiten in Anspruch. Schon 1242 hatte er vom Kaiser eine Eventualbelehnung mit Thüringen und der Pfalz Sachsen erhalten. Als aber 1247 mit Heinrich Raspe (s. d.) der thüring. Mannsstamm wirklich erlosch, konnte er nur mit dem Schwerte sein Recht gegen Sophia, die Tochter Ludwigs des Heiligen, sowie gegen den Grafen Siegfried von Anhalt behaupten. Viele thüring. Städte huldigten ihm 1249, und 1250 übernahm er auch, jedoch nur im Namen von Sophias unmündigem Sohne, Heinrich dem Kinde, die Regierung von Hessen. Als indes Sophia in Albrecht von Braunschweig, ihrem Schwiegersohne, einen Bundesgenossen erhielt, brach 1256 von neuem Streit aus, welcher nach der Schlacht bei Besenstädt in der Nähe von Wettin 29. Okt. 1263 mit dem Verzicht Sophias auf Thüringen und die Pfalz Sachsen endete (Dez. 1264). Dagegen vermochte H. nicht nach dem Aussterben des Babenbergischen Hauses (1246) die mit seiner Gemahlin Constantia (gest. 1234) erworbenen Ansprüche auf die Erbfolge in Österreich gegen König Wenzel von Böhmen, mit dessen Schwester Agnes (gest. 1268) er sich schon 1245 vermählt hatte, zur Geltung zu bringen, erwarb aber 1251 wenigstens Sayda und Purschenstein. Eine lange Reihe verderblicher Zwistigkeiten entwickelte sich aus der Teilung von 1265, bei der er sich nur Meißen und die Niederlausitz vorbehalten hatte. (S. Sachsen.) Noch verwickelter aber gestalteten sich H.s häusliche Verhältnisse, als er sich zum drittenmal mit einer Ministerialin, Elisabeth von Maltitz, vermählte und dem Sohne derselben, Friedrich dem Kleinen, einen Teil seines Erbes zuwendete. Er starb 15. Febr. 1288. H. war tapfer, edel, gerecht, prachtliebend, kunstsinnig, wie seine Minnegesänge und kirchlichen Kompositionen bezeugen. In der Geschichte der deutschen Poesie wird er auch (ebenso wie Frauenlob, s. d.) als H. von Meißen erwähnt. – Vgl. Tittmann, Geschichte H.s des Erlauchten (2 Bde., Dresd. und Lpz. 1845–46).

Heinrich, Wilh. Friedr., Prinz der Niederlande, geb. 13. Juni 1820 in Soestdyk als zweiter Sohn König Wilhelms II., trat als Offizier in die Marine ein und wurde 1849 Statthalter von Luxemburg und Admiral-Lieutenant der holländ. Flotte. Als Statthalter führte er eine streng konstitutionelle Regierung. Er starb 13. Jan. 1879 kinderlos. H. war in erster Ehe 19. Mal 1853 vermählt mit der Prinzessin Amalie (geb. 20. Mai 1830, gest. 1. Mai 1872), Tochter des Herzogs Bernhard von Weimar, in zweiter Ehe 24. Aug. 1878 mit der Prinzessin Marie von Preußen (geb. 14. Sept. 1855), einer Tochter des Prinzen Friedrich Karl.

Heinrich Jasomirgott (so genannt nach einem von ihm angeblich viel gebrauchten Ausruf), Markgraf von Österreich, aus dem Hause der Babenberger, folgte seinem Bruder Leopold IV., dem sein Halbbruder König Konrad III. das dem Welfen Heinrich dem Stolzen abgesprochene Herzogtum Bayern verliehen hatte, 1141 in Österreich und ↔ erhielt 1143 auch Bayern, nachdem er Heinrichs Witwe Gertrud geheiratet hatte. Da diese aber 1143 starb, kam H. in eine üble Lage, da er sich zugleich in Bayern gegen Heinrichs des Stolzen Bruder Welf VI. und in Österreich gegen den König Geisa von Ungarn zu wehren hatte und von letzterm 1146 geschlagen wurde. Er verschaffte sich Frieden durch die Teilnahme am zweiten Kreuzzuge; aber bald nach der Rückkehr begann auch Heinrichs des Stolzen Sohn, Heinrich der Löwe, Ansprüche auf Bayern zu erheben. Nach mancherlei Verhandlungen wurde in der That dieses Herzogtum Heinrich dem Löwen 1154 von Kaiser Friedrich I. zuerkannt und 1155 förmlich verliehen, H. aber auf dem Reichstage zu Regensburg (Sept. 1156) dadurch entschädigt, daß die Mark Österreich von dem Lehnsverbande mit Bayern gelöst, zu einem Herzogtum erhoben und mit weitgehenden Befugnissen ausgestattet ward, die in dem Privilegium minus enthalten sind. So wird die echte Urkunde Friedrichs I. von Österreich genannt, im Gegensatz zu dem Privilegium majus, das der Herzog Rudolf IV. im 14. Jahrh. zur Erlangung noch weiterer Vorrechte gefälscht hat. H.s spätere Regierungszeit verlief ebenso stürmisch; doch verdankt Wien erst ihm größere Bedeutung, da er es zur Residenz des neuen Herzogtums machte und dort auch das Schottenkloster gründete, das er zur Familiengrabstätte bestimmte. Er starb 13. Jan. 1177 infolge Sturzes mit dem Pferde.

Heinrich der Seefahrer (portug. Dom Enrique el Navegador), Infant von Portugal, Herzog von Viseo, der vierte Sohn König Johanns I., geb. 4. März 1394 zu Oporto, zeichnete sich frühzeitig ebenso in ritterlichen Übungen wie durch ernste wissenschaftliche Studien aus. Schon seine ersten Waffenthaten bei der Eroberung von Ceuta 1415 und als Oberbefehlshaber der Flotte bei dem Entsatz dieser wichtigen Festung 1419 machten ihn bekannt. Seit 1420 als Großmeister des zur Verfolgung der Mauren gestifteten Christusordens mit der Führung der afrik. Angelegenheiten beauftragt, nahm er seinen Wohnsitz zu Sagres, an der äußersten Südwestspitze Portugals. Hier errichtete er außer einem Arsenal auch eine Sternwarte, mit der er eine Seeakademie, die erste nautische Schule der Welt, in Verbindung setzte. Jährlich sandte er Schiffe auf Entdeckungen aus. So fanden 1419 Tristam Vaz und Gonsalves Zargo, durch Sturm verschlagen, die schon früher von Genuesen entdeckten und auf der Florentiner Seekarte 1351 verzeichneten Inseln Porto-Santo und Madeira auf. Beide Inseln wurden alsbald kolonisiert, die benachbarten Eilande Desertas sowie 1422 oder 1423 auch die Gruppe der Salvages besetzt. Gonsalves Velho Cabral fand 1431 die ersten Inseln der Azorengruppe wieder. An der afrik. Küste waren die vor H. ausgesandten Expeditionen nur bis zum Kap Bojador vorgedrungen, bis es dem kühnen Gil Eannes (Gilianes) 1434 gelang, dieses Vorgebirge zu passieren. Bereits 1435 gelangten Gil Eannes und Baldaya nach Angra dos Ruivos, und 1436 ankerte der letztere am Rio dos Lobos marinhos (Rio de Oro). Durch Beteiligung an der Ordnung der innern Angelegenheiten Portugals für die nächsten Jahre abgehalten, nahm H. seine Entdeckungspläne erst 1441 wieder auf. In demselben Jahre drang Nuno Tristam bis zum Kap Blanco vor, und 1443 gelangte dieser bis zur Insel und Bucht von Arguin. 1445 erreichte Dinis Diaz das Grüne Vorgebirge, 1446 nahmen Lancerota,

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 995.