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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Heinsius - Heinzelmännchen
Heinsius, Anthcmy, Holland. Staatsmann, geb.
22. Nov. 1641 Zu Delft, ließ sich, nach Beendigung
der Rechtsstudien zu Leiden, in seiner Vaterstadt
nieder, deren Ratspensionär er 1679 wurde. Als !
der Statthalter Wilhelm 111. 1689 den engl. Thron
bestiegen hatte, wurde H. Natspensionär der Staa-
ten von Holland und leitete als solcher die Ange-
legenheiten der Republik nach den Ansichten des
Statthalters. Im Spanischen Erbfolgekriege trat
H. als hartnäckiger Gegner Ludwigs XIV. auf. Mit
Marlborough und Prinz Eugen bildete er das sog.
Triumvirat, dem die Kriegführung der Verbündeten
gegen Frankreich anvertraut war. Als Ludwig XIV.
1706 heimlich Friedensanträge an die Staaten von
Holland stellen ließ, antwortete H. kurzweg, daß die
Republik der Allianz treu bleiben wolle. Auch!
später, als Marlborough abberufen war, bot H.
alles auf, um die Allianz aufrecht zu halten, fah
sich aber genötigt, dem Frieden von Utrecht 1713 ^
beizutreten. Nach dem Kriege blieb H. noch an der ^
Spitze der Verwaltnng, bis er 3. Aug. 1720 starb. !
Heinsius, Dan., Holland. Philolog und Kritiker, !
geb. 9. Juni 1580 zu Gent, war Schüler Ios. Scali- !
gers, wurde in FranekerundLeiden gebildet,in seinem
25. Jahre Professor der Staatskunst und Geschichte
in Leiden, dann Kustos der Universitätsbibliothek
und Sekretär der Universität, tönigl. Rat und Histo-
riograph des Reichs. Er starb 25. Febr. 1655. Er
verfaßte griech., lat. und Holland. Gedichte, histor.
Schriften und Reden; unter feinen Ausgaben der
alten Klassiker sind die des Hesiod, Theocrit, Horaz,
Virgil, Ovid, Livius, Terenz, des Tragikers Seneca,
des Marimus Tyrius und der "i^i-oeinioFi'apni
ssra6ci" noch jetzt geschätzt. Als Renaissancedichter
hat er auf Opitz den größten Einfluß ausgeübt.
Sem Sohn, Nikolaus H., geb. 20. Juli 1620
zu Leiden, unternahm wissenschaftliche Reisen nach
England, Frankreich, Schweden und besonders
Italien, bekleidete später die Stelle eines niederländ.
Residenten zu Stockholm, brachte aber die letzten
10 Jahre seines Lebens in seinem Vaterlande zu
und starb 7. Okt. 1681 im Haag. Glücklich war er
besonders in der kritischen Behandlung der röm.
Dichter, von denen er den Virgil, Ovid, Claudian,
Valerius Flaccus und Prudentius herausgab. An-
merkungen über mehrere röm. Schriftsteller ent-
halten feine von Burmann dem Jüngern heraus-
gegebenen "^äv6i'8ari(>i'nm lidi-i" (Harling. 1742).
Heinze, Karl Friedr. Rud., Lehrer des Straf-
rechts, geb. 10. April 1825 zu Saalfeld, trat 1847
in den meiningifchen Justizdienst ein, wurde 1856
Stellvertreter des Oberstaatsanwalts für das König-
reich Sachsen, 1860 erster Staatsanwalt am Be-
zirksgericht Dresden, 1865 ord. Professor des Straf-
rechts in Leipzig, 1873 in Heidelberg. Er veröffent-
lichte: "Parallelen zwischen der engl. Jury und dem
1864),"Ein deutsches Geschworenengericht" (2.Ausg.,
Lpz. 1865), "Das Recht der Untersuchungshaft" (ebd.
1865), "Staatsrechtliche und strafrechtliche Erörte-
rungen zum Entwurf eines Strafgefetzbuchs für den
Norddeutschen Bund" (ebd. 1870), "Zum revidierten
Entwurf eines Strafgefetzbuchs für den Norddeut-
schen Bund" (1870),'"Verhältnis des Reichsstraf-
rechts zu dem Landesstrafrecht" (Lpz. 1871), "Straf-
prozessuale Erörterungen" (Stuttg. 1875), "Die
StraflosigkeitparlamentarischerRechtsverletzungen"
(1879), "Heidelberger Universitätsjubiläen" (Heidelb.
1886), "Bericht (in franz. Sprache) über die strafrecht-
liche Behandlung der Trunkenheit, für denPetersbur-
gerinternationalen Gefängnistongreß" (1890). Auch
hat er einzelne Teile des von Holtzendorff heraus-
gegebenen "Handbuchs des Strafrechts" (4 Bde.,
Verl. 1871-77) bearbeitet. Für die Siebenbürger
Sachfen trat er ein in der Schrift "Hungarica, eine
Anklageschrift" (Freib. i. Br. 1882).
Heinze, Max, Philosoph, Bruder des vorigen,
geb. 13. Dez. 1835 zu Prießnitz in Sachsen-Mei-
ningen, studierte auf den Universitäten Leipzig,
Tübingen, Erlangen, Halle und Berlin Theologie,
Philologie und Philosophie. Nachdem er drei
Jahre lang Lehrer an der Landesschule Pforta und
fodann Erzieher der oldenb. Prinzen gewefen war,
habilitierte er sich 1872 in Leipzig, wurde 1874
ord. Professor der Philosophie zu Basel, 1875 zu
Königsberg und im Herbst desselben Jahres zu
Leipzig. Unter seinen histor. Arbeiten sind neben
kleinern Abhandlungen über Anaragoras, Prodikos,
über die Ethik und Erkenntnislehre der Stoiker, über
Descartes, Spinoza, E. Platner u. a. hauptsächlich
"Die Lehre vom Logos in der griech. Philosophie"
(Oldenb. 1872) und "Der Eudämonismus in der
griecb. Philosophie" (Lpz. 1883 fg.) hervorzuheben.
Ein befonderes Verdienst erwarb sich H. durch die
seit 1875 von ihm besorgte Herausgabe des "Grund-
risses der Geschichte der Philosophie" von Überweg
(3 Bde., 7. Aufl., Verl. 1886-88).
Heinzel, Richard, Germanist, geb. 3. Nov. 1838
in Capodistria, studierte in Wien klassische und
deutsche Philologie, war Gymnasiallehrer in Trieft,
Wien und Linz/wurde 1868 als ord. Professor der
deutschen Sprache nach Graz, 1873 in gleicher Eigen-
schaft an die Universität Wien berufen. H. veröffent-
lichte u. a. "Heinrich von Melk" (Berl. 1867), "Ge-
schichte der niederfränk. Geschäftsfprache" (Paderb.
1874),"liberden Stilderaltgerman. Poesie" (Straßb.
1875; in Heft 18 der "Quellen und Forfchungen zur
Sprach- und Kulturgeschichte der german. Völker"),
"Notkers Psalmen" (mit Schercr, ebd. 1876), "Wort-
schatz und Sprachformen der Wiener Notkerhand-
fchrift" (3 Tle., Wien 1875-76), "über die End-
silben der altnord. Sprache" (ebd. 1877) und hat
sich neuerdings vorzüglich der Durchforschung der
german. Heldensage zugewandt: "Veschreibnng der
isländ. (Haga" (ebd. 1880), "über die Nibelungen-
sage" (ebd. 1885), "Über die Hervararsaga" (ebd.
1887), "über die Walthersage" (ebd. 1888), "über
die ostgot. Heldensage" (ebd. 1889); den Beziehun-
gen der franz. Dichtung zur deutschen im Mittelalter
gelten die Arbeiten "über das Gedicht von König
Orendel" (Wien 1892) und "über die franz. Gral-
romane" (ebd. 1891).
Heinzelin von Konstanz, Lehrdichter, lebte
als Küchenmeister am Hofe des auch als Minnesän-
ger bekannten Grafen Albrecht von Hohenburg
(gest. 1298). Sein Hauptwerk, "Der Minne Lehre",
erzählt eine kleine zum Teil in allerliebsten Briefen
sich abspielende Liebesgeschichte überraschend frifch
und formvollendet nach guten Vorbildern, aber
mit viel allegorischen Zuthaten. Von seinen Streit-
gedichten erörtert eins das an Minnehöfen beliebte
Thema der Vorzüge "von dem Ritter und Pfaffen",
das andere einen klösterlichen Rangstreit zwischen
Johannes dem Täufer und dem Evangelisten. Aus-
gabe von Pfeiffer, H. von Konstanz (Lpz. 1852).
Heinzelmännchen (Koseform zu Heimwicht, d. i.
Erdgeist), im mitteldeutschen Volksglauben Name
von geschäftigen Hausgeistern, Kobolden, die heim-