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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Heliarctos – Heliodorus (Schatzmeister)

deutung ist sie als Ölpflanze. Das aus der Frucht gewonnene Öl ist ein wichtiger Produktions- und Handelsartikel, besonders für Rußland. Dort betrug die Produktion schon 1870 mehr als 80000 Doppelcentner, welche einen Wert von etwa 4 Mill. Rubel repräsentieren. Der Anbau dieser Pflanze nimmt aber von Jahr zu Jahr zu.

Von Zierpflanzen dieser Gattung ist noch zu erwähnen H. argophyllus A. Gray, ebenfalls einjährig, die ganze Pflanze mit dichtem, silberweißem Seidenfilz bedeckt, die Blumen mit orangegelbem Strahl und schwarzpurpurner Scheibe, welche letztere bei der gefüllt blühenden Varietät mit blumenblattartigen, braungerandeten Blümchen ausgefüllt ist. Der ausdauernde H. multiflorus L. besitzt zwar viel kleinere Blumen, aber desto zahlreichere Blütenstengel und ist eine stattliche, für Ziergärten sehr zu empfehlende Pflanze, besonders die gefüllt blühende Varietät. Der Topinambur, H. tuberosus L., eine Pflanze Nordamerikas, kleiner als die einjährige Sonnenblume, ausdauernd mit birnförmigen Knollen, Erdbirnen, Erdäpfel, Bataten, die als Viehfutter benutzt werden. Die Pflanze gedeiht selbst noch im schlechtesten Boden und ist winterhart.

Heliárctos, der Sonnenbär, s. Bär (Raubtier).

Heliásten, s. Heliäa.

Hélice (frz., spr. elihß), Schraubenlinie, Schraubengang; Escalier en hélice, Wendeltreppe.

Helichrȳsum Gaertn., Pflanzengattung aus der Familie der Kompositen (s. d.) mit gegen 250 Arten, die sämtlich der Alten Welt angehören und vorzugsweise in Südafrika vorkommen. Es sind meist hohe, oft strauchartige Gewächse mit lebhaft gefärbten langgestielten Blütenköpfchen mit trockenhäutigen Hüllkelchen. Viele Arten dieser Gattung werden als Zierpflanzen kultiviert, da ihre Blütenköpfchen die bekannten Immortellen (s. d.) liefern.

Helicīden, s. Schnirkelschnecken.

Helicīn, eine organische Verbindung von der Zusammensetzung C₁₃H₁₆O₇, die durch Oxydation aus dem Salicin (s. d.) entsteht und wie dieses zu den Glykosiden gehört. Durch Säuren wird es in Salicylaldehyd und Zucker gespalten und kann aus diesen Bestandteilen auch wieder dargestellt werden.

Heliconĭdae, s. Helikoniden.

Helictis, Spitzfrett, eine Gattung der Marder (s. d.), mit langem, buschig behaartem Schwanz und an den vordern Gliedmaßen mit stärkern Krallen als an den hintern. Von den vier Arten, die Südasien von Nepal bis Java, Formosa und Shang-hai bewohnen, ist die bekannteste das javanische Spitzfrett (H. orientalis Horsf.), ein dicht behaartes, oben rotgraues, unten gelbliches Tier, mit einem gelbweißen Rückenstreifen, ebensolchen Backen, Ohrrändern, Wangen und Schwanzspitze. Körperlänge 43 cm, Schwanzlänge 16 cm.

Hélie (spr. elih), Faustin, Jurist, geb. 31. Mai 1799 zu Nantes, wurde 1822 Advokat daselbst, 1828 im Justizministerium angestellt und 1837 Chef des Bureaus der Kriminalsachen, 1849 Rat am Kassationshof und 1879 Vicepräsident des Staatsrates. Er starb 22. Okt. 1884 zu Passy (Paris). H. gründete 1829 das «Journal du droit criminel» und schrieb: «Théorie du code pénal» (mit Chauveau, 8 Bde., 1834‒43; 6. Aufl., hg. von E. Villey, 6 Bde., 1887‒88), «Traité de l’instruction criminelle» (9 Bde., 1845‒60; 2. Aufl., 8 Bde., 1866‒67), «Pratique criminelle» (2 Bde., 1877). – Vgl. Boiseau, Éloge de F. H. (Poitiers 1886).

Helĭke, uralte Stadt im Peloponnes an der Mündung des Selinus. Ein Naturereignis, von Aristoteles beschrieben, das sich beim benachbarten Bura als Erdbeben, bei H. wesentlich als Austreten des Meers äußerte, zerstörte 373 v. Chr. den Ort vollständig und veränderte die ganze Küstenlinie.

Helikoīdisch (grch.), spiralförmig.

Helĭkomĕtrie (grch., d. i. Schneckenmessung), die Lehre von den Spiralen (s. d.).

Helĭkon, bei den alten Griechen ein viereckiges Saiteninstrument mit neun Saiten, das nur der Tonbestimmung diente; ferner Name eines modernen, besonders bei der Militärmusik eingeführten riesigen Blechblasinstruments, das kreisrund gewunden ist und über die Schulter getragen wird.

Helĭkon, jetzt Zagora, ein von W. nach O. streichender Gebirgszug im SW. der griech. Landschaft Böotien, ausgezeichnet durch die Schönheit seiner Thäler, ist von den alten Dichtern als geheiligter Musensitz verherrlicht worden. Auf dem 1570 m hohen Gipfel der Hauptkette des Gebirges stand ein Altar des Zeus Helikonios; nur 70‒80 m unterhalb entspringt ein Quell des klarsten und frischesten Wassers, die Hippokrene. (S. Pegasos.) Etwa 8 km weiter abwärts in einem schmalen Seitenthale befand sich im Altertum ein den Musen geweihter Hain, der mit zahlreichen Bildwerken geschmückt war. In der Nähe des Hains sprudelt eine ebenfalls den Musen heilige Quelle, die Aganippe, aus dem Felsboden hervor.

Helikonīden (Heliconidae), eine Familie lebhaft gefärbter, tropischer Tagschmetterlinge mit sehr langen, schmalen Flügeln, s. Tafel: Schmetterlinge Ⅰ, Fig. 16.

Helikonīden, Name der Musen nach ihrem Aufenthaltsort, dem Berg Helikon.

Helikoptère, s. Flugtechnik.

Heliocéntrisch (grch.), auf den Mittelpunkt der Sonne bezüglich. So bezeichnet der heliocentrische Ort, z. B. die heliocentrische Länge und die heliocentrische Breite eines Himmelskörpers die Stelle am Himmel, an der ein im Mittelpunkt der Sonne befindlicher Beobachter denselben erblicken würde. H. wird im Gegensatz zu geocentrisch (s. d.) gebraucht. Auf die Sonne bezogen erscheinen die Bahnen der zu unserm Sonnensystem gehörigen Körper als Linien von einfacher Form, Kegelschnitte, während sie von der Erde aus gesehen sehr verwickelte und von der Stellung der Erde abhängige Gestalt annehmen. Bei der Berechnung der Ephemeriden wird daher zuerst immer der heliocentrische Ort berechnet, von dem man dann auf den geocentrischen übergeht. Die heliocentrische Länge der Erde ist von der geocentrischen der Sonne um 180 Grad verschieden. Über das heliocentrische Weltsystem s. Weltsysteme.

Heliochrŏmie (grch.), s. Photographie.

Heliodōrus, Schatzmeister des Königs von Syrien Seleucus Ⅳ. Philopator (187‒175), begab sich auf Anstiften des Apollonius, Statthalters von Cölesyrien und Phönizien, nach Jerusalem, um den Tempelschatz zu plündern, soll aber nach der sagenhaften Erzählung des zweiten Buches der Makkabäer (Kap. 3) durch das wunderbare Einschreiten eines berittenen Engels an seinem Vorhaben gehindert worden sein. Später ermordete H. den König und bemächtigte sich des Thrones, wurde aber nach wenigen Monaten durch Einschreiten der pergamenischen Fürsten Attalus und Eumenes gestürzt.