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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Heliodōrus; Heliogabălos; Heliogabălus; Heliogrāph; Heliogrăphie

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Heliodorus (Erotiker) - Heliographie

Heliodōrus, griech. Erotiker, aus Emesa in Syrien, verfaßte einen durch Sittenreinheit und zum Teil auch durch kunstreiche Anlage sich auszeichnenden Roman («Aethiopica»), worin die Liebesabenteuer des Theagenes und der Chariklea geschildert werden. Der Kirchenhistoriker Sokrates giebt an, ein Bischof H. von Trikka in Thessalien, den man an das Ende des 4. Jahrh. n. Chr. zu setzen pflegt, sei der Verfasser. Wahrscheinlich aber war der Verfasser ein der neupythagoreischen Lehre ergebener Sophist des 3. Jahrh. Die besten Ausgaben der «Aethiopica» lieferten Coray (2 Bde., Par. 1804), Bekker (Lpz. 1855) und Hirschig (in den «Erotici scriptores», Par. 1856); gute deutsche Übersetzungen Göttling (Frankf. 1822), Jacobs (Stuttg. 1837 fg.) und Fischer (ebd. 1867 fg.). – Vgl. Rohde, Der griech. Roman (Lpz. 1876).

Heliogabălos (mytholog.), s. Elagabal.

Heliogabălus oder Elagabal, röm. Kaiser (218‒222 n. Chr.), eigentlich Varius Avitus Bassianus, ein Enkel der Julia Mäsa, Schwester der Julia Domna, der Gattin des Kaisers Septimius Severus. Seine Großmutter wandte sich nach der durch Macrinus veranlaßten Ermordung Caracallas (im April 217) nach ihrer Heimat Emesa in Syrien, wo ihr (als Caracallas Bastard geltender) Enkel Oberpriester des Elagabal, des Sonnengottes von Emesa, wurde, dessen Namen er selbst annahm. Sie gewann einen Teil des hier lagernden Heers für H., der durch seine schöne Gestalt und seine auffallende Ähnlichkeit mit Caracalla längst sich aller Liebe erworben hatte und nun im Alter von 14 Jahren am 16. Mai 218 zum Kaiser ausgerufen wurde. Macrinus, der als Kronprätendent auftrat, ward im Juni 218 bei Antiochia geschlagen und auf der Flucht ermordet. H. aber zog 219 in Rom ein. Dahin verpflanzte er zugleich den orgiastischen Dienst seines syr. Gottes, dem er einen Tempel auf dem Palatin erbaute und die andern Götter unterordnete. In Schwelgerei und frechem Übermut übertraf er die schlechtesten seiner Vorgänger. 222 wurde er bei einem Aufstand der Gardetruppen ermordet.

Heliogrāph (grch.), Instrument zur Anfertigung von Abbildungen der Sonne behufs Studiums ihrer Oberfläche. Geschieht dies, wie neuerdings meist, mit Hilfe der Photographie, so bezeichnet man das Instrument als Photoheliograph. Die Konstruktion des letztern ist eine sehr verschiedene. Dem Princip nach besteht ein solcher aus einem parallaktisch aufgestellten Fernrohr in Verbindung mit einer photogr. Kammer. Die photogr. Aufnahme des Sonnenbildes erfolgt entweder direkt im Brennpunkt oder durch einen Okularapparat vergrößert. Infolge der großen Helligkeit der Sonne darf die Dauer der photogr. Aufnahme nur äußerst gering sein. Einen größeren von Schröder gebauten Photoheliographen besitzt u. a. die Sternwarte zu Potsdam.

H. oder Sonnentelegraph ist auch die Bezeichnung für eine von dem Engländer Henry Mance vor 1875 erfundene, namentlich für die Zwecke der Feldtelegraphie bestimmte Vorrichtung. Schon Gauß hatte das 1820 von ihm erfundene Heliotrop (s. d.) bei der hannov. Gradmessung zur Signalisierung mittels einer Folge von Sonnenlichtblicken angewendet. Mance benutzt einen mit der Hand drehbaren Spiegel, um durch Reflex der Sonnenstrahlen Lichteindrücke von kürzerer oder längerer Dauer auf große Entfernungen hin hervorzubringen. Durch entsprechende Gruppierung und zwar entweder der

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Lichtblicke selbst, wie es sonst in der optischen Telegraphie (s. d.) bei Benutzung von Lampen zu geschehen pflegt, oder noch zweckmäßiger durch Gruppierung der durch einfache Änderung der Neigung des Spiegels mittels eines kleinen Tasters und die dadurch bewirkte Ablenkung des reflektierten Strahles hervorgebrachten, zwischen den Lichtblicken liegenden, kurzen und langen Verdunklungen am Empfangsorte wird, ähnlich wie beim Morse-Apparat aus Punkten und Strichen, ein Alphabet gebildet. Der H. von Mance hat bei Versuchen in England und Indien günstige Ergebnisse geliefert; indes ist wegen der Abhängigkeit des H. vom Sonnenlicht derselbe nicht zu jeder Stunde zu gebrauchen; bei sehr klarem Wetter kann er auf 60, ja bis auf 160 km Entfernung arbeiten. – Vgl. Society of Telegraph Engineers (Bd. 4, S. 24).

Heliogrăphie (grch.), zunächst die Wissenschaft, die sich mit der Lehre von der Sonne als Weltkörper befaßt, also soviel wie Sonnenbeschreibung, Sonnenkunde; ferner ist H. oder Heliotypie der Inbegriff aller derjenigen Künste und Methoden, durch welche man mittels der Photographie Bilder erzeugt, die sich auf mechan. Wege durch Flach-, Hoch- oder Tiefdruck vervielfältigen lassen. Zu den zahlreichen photomechan. Reproduktionsmethoden der H. gehören die Photolithographie, die Photozinkographie, der Lichtdruck und der Aubeldruck. Seitdem eine strengere Scheidung der verschiedenen Methoden eingetreten ist, bezeichnet man mit H. vorzugsweise die Herstellung von Druckplatten für die Kupferdruckerpresse auf photochem. Wege und mit Hilfe der Galvanoplastik. Daher wird auch die H. teilweise Photogalvanographie genannt.

Die H. wurde fast gleichzeitig (Mitte der fünfziger Jahre) in Frankreich durch Poitevin, in London durch Paul Pretsch eingeführt. Der letztere wurde dann in die k. k. Hof- und Staatsdruckerei nach Wien berufen, und Professor Husnik hat nach Pretsch ebenfalls in genannter Anstalt die H. verbessert und zu großer Vollkommenheit gebracht, ebenso haben Scamoni in Petersburg und Rodriguez in Lissabon sich um die H. hoch verdient gemacht und Platten in H. von wunderbarer Schönheit und Feinheit erzeugt. Das Verfahren, heliographische Platten für den Tiefdruck zu erzeugen, beruht vornehmlich darauf, daß eine mit chromsauren Salzen versetzte Gelatineschicht an den unter einem photogr. Negativ belichteten Stellen unlöslich wird und so, nachdem die unbelichtet gebliebenen Teile der Gelatine durch warmes Wasser aufgelöst und weggewaschen worden sind, ein Relief bildet, das, wenn es auf einer versilberten Kupferplatte erzeugt wurde, durch Graphit leitend gemacht und auf galvanischem Wege abgeformt werden kann. Diese galvanische Platte zeigt nun das Bild vertieft und ist bei genügender Stärke für den Druck auf der Kupferdruckerpresse geeignet. Da eine Kupferdruckplatte in den Vertiefungen eine feine Körnung oder Rauheit besitzen muß, wenn sie beim Einschwärzen die Farbe zurückhalten soll, so wird die zur Erzeugung eines Reliefs zu benutzende Gelatine, außer mit Chromsalz, auch noch mit einem feinen pulverigen Zusatz, feinstem Glas- oder Bimssteinpulver versehen. Dies giebt dem Relief eine feine Körnung, die sich auch auf die galvanisch abgenommene Tiefdruckplatte überträgt. Diese Art der H. ist aber bei aller Schönheit der damit zu erzielenden Resultate nicht leicht ausführbar; das mehr oder minder hohe Relief, die Verschiedenheit der Körnung,