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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Helm; Helmarshausen; Helmbarte; Helmbold; Helmbrecht; Helmbrechts; Helmbrünne; Helmbusch; Helmdach; Helmdecke; Helme; Helmer; Helmerding; Helmers

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Helm (in der Technik) - Helmers

helme (s. Taf. Ⅱ, Fig. 20 u. 21), die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. ausschließlich als adlige H. betrachtet wurden, während Bürgerliche den Stechhelm führten. Die moderne Heraldik hat den Unterschied zwischen adligem und bürgerlichem H. beseitigt. Um 1500 erscheinen auch die Burgunderhelme als heraldische Abzeichen. Noch ist der vorwärts gekehrte und rot gefütterte sog. goldene Königshelm mit offenem Visier zu erwähnen, der in Frankreich erfunden, von König Friedrich Ⅰ. auch in Preußen eingeführt wurde (s. Taf. Ⅱ, Fig. 22).

Wie zu einem Wappen nur ein H. gehört, sollten auch für ein aus mehrern zusammengesetztes nur eine entsprechende Anzahl von H. gehören. Ein Schild mit mehrern H. ist stets gerade zu stellen und die H. sind nach Verhältnis kleiner zu zeichnen. Der H. steht auf dem Wappenschilde in der Weise, daß das Bruststück auf dem Oberrande ruht. Wird der Schild gelehnt, so steht der der Richtung des Schildes entsprechend seitwärts gekehrte H. auf dem erhöhten Obereck. Die Anzahl der Bügel an einem Spangenhelm ist in der neuern franz. Heraldik von Bedeutung, in der deutschen jedoch nicht. H. können Menschen oder Tieren, die als Schildhalter dienen, aufgestülpt oder neben den Schild gestellt werden, wenn ihrer sehr viele sind. In letzterm Falle können die Schildhalter auch H. in den Händen tragen. Bei zwei gegeneinander gekehrten H. ist der rechtsseitige der erste, bei drei H. der mittlere (vorwärts gekehrte) der erste, rechts der zweite, links der dritte. Bei einer ungeraden Zahl der H., die größer ist als drei, ist die Rangordnung so: 6, 4, 2, 1, 3, 5, 7 und sind die äußern H. dem mittelsten zuzukehren; bei einer geraden Zahl der H. gilt diese Rangordnung: 5, 3, 1, 2, 4, 6. Bei modernen Wappen kann der Schild fast so groß wie H. und Helmkleinod (s. d.) zusammen sein; jedenfalls darf man den H. mit seinem Schmuck nicht zu klein darstellen, da der Wappenschild nur der Brustschild des Helmträgers war. Die Fütterung der H. ist in der Heraldik rot, das Halskleinod gewöhnlich ein an einer Kette um das Halsstück gelegtes Medaillon; hinten über dem H., lediglich zur Verkleidung der kahlen Fläche, hing ein Tuch, die Helmdecke (Helmhang), herab. – Vgl. Warnecke, Heraldisches Handbuch (3. Aufl., Frankf. 1884); E. von Sacken, Katechismus der Heraldik (5. Aufl., Lpz. 1893).

Helm, in der Technik der Stiel eines Hammers, Beiles oder einer Axt.

Helm, Orden vom eisernen, s. Eiserner Helm.

Helm, Clementine, s. Beyrich, Clementine.

Helmarshausen, Stadt im Kreis Hofgeismar des preuß. Reg.-Bez. Cassel, 3 km südlich von Carlshafen, an der Nebenlinie Hümme-Carlshafen der Preuß. Staatsbahnen, von der Ruine der Kruckenburg überragt, hat (1890) 1315 E., darunter 25 Katholiken und 34 Israeliten, Postagentur, Telegraph, Rittergut und Schloß der Gräfin Bentinck; Cigarrenfabrikation, Sandsteinbrüche, Steinplattenschleiferei, Kunstmühle und Ausfuhr von Pflastersteinen. Das ehemalige, schon 998 urkundlich erwähnte Benediktinerkloster (Helmardeshusen, Helmwarteshusen) war Reichsabtei.

Helmbarte, s. Hellebarde.

Helmbold, Ludw., luth. Liederdichter, geb. 13. Jan. 1532 zu Mühlhausen in Thüringen, wurde 1561 Konrektor zu Erfurt, später Diakonus und 1586 Superintendent zu Mühlhausen, wo er 8. April 1598 starb. Unter seinen steifen, aber ihrer Zeit hochgepriesenen Kirchenliedern sind die bekanntesten: das vortreffliche «Von Gott will ich nicht lassen» und «Ich weiß, daß mein Erlöser lebt». Den Ehestand hat H. in Liederreihen gefeiert, gegen die Jesuiten in Reimen polemisiert, auch zahlreiche lat. Dichtungen verfaßt. – Vgl. Thilo, Ludwig H. nach Leben und Dichten (Berl. 1851).

Helmbrecht, s. Wernher der Gartenäre.

Helmbrechts, Stadt im Bezirksamt Münchberg des bayr. Reg.-Bez. Oberfranken, 8 km im NW. von Münchberg, auf dem östl. Abhange des Frankenwaldes, in 620 m Höhe, am Fuße des Kirchberges und an der Nebenlinie Münchberg-H. (9,7 km) der Bayr. Staatsbahnen, hat (1890) 4131 E., darunter 140 Katholiken; Postexpedition, Telegraph, Gasanstalt, städtische Sparkasse; 2 Fabriken von wollenen und baumwollenen Webwaren, 1 Appreturanstalt, 3 Dampffärbereien und bedeutende Hausindustrie in Webwaren.

Helmbrünne, eine Haube aus Kettengeflecht, die an der Brünne (s. d.) befestigt wurde (s. Helm, S.17 b).

Helmbusch, s. Helm und Haarbusch.

Helmdach, s. Turm.

Helmdecke, s. Helm.

Helme, linker Zufluß der Unstrut in der preuß. Provinz Sachsen, entspringt im W. von Stöckey im Harz, fließt östlich bis Ober-Röblingen, dann südlich bis unterhalb Artern, wo sie nach 90 km langem Laufe mündet. Sie erhält links vom Harz die Zorge mit der Wieda. Ihr Thal bildet die Grenze zwischen Harz und Thüringer Terrasse und wird wegen seiner Fruchtbarkeit Goldene Aue (s. d.) genannt.

Helmer, Hermann, Baumeister, geb. 13. Juli 1849 zu Harburg, studierte in München und siedelte nach Wien über, wo er seit 1871 mit Ferd. Fellner (s. d.) gemeinsam arbeitet.

Helmerding, Karl, Schauspieler, geb. 29. Okt. 1822 zu Berlin, ging 1847 zur Bühne und spielte in Meißen bis 1848 Charakterrollen und Intrigants. Direktor Kallenbach, an dessen Sommertheater in Berlin er 1848‒51 engagiert war, wies ihn zuerst auf das Gebiet der Komik. 1852 erhielt er ein Engagement an das Königstädtische, 1854 an das Krollsche Theater in Berlin, nachdem er im Winter vorher Mitglied des Theaters in Köln gewesen war. 1855 engagierte ihn Wallner für Posen. Noch im selben Jahre siedelte er nach Berlin über, wo er am Wallner-Theater bis 1878 der glänzendste Vertreter der Berliner Komik war. Seit 1878 hat H. nur noch ausnahmsweise gespielt. Das Leichte und Bewegliche des Berlinertums ist nie besser zum Ausdruck gebracht worden als durch H., der den großen Vorzug hatte, durch das abgeschlossene, überall scharf umgrenzte Ganze seiner Leistungen zu wirken. Zu seinen vorzüglichsten Rollen gehörten Nitschke im «Gebildeten Hausknecht», Petz in «Aurora in Öl», Doucet in «Berlin wird Weltstadt», Weigelt in «Mein Leopold», Wichtig im «Registrator auf Reisen». Auch als Bühnenschriftsteller («Eine Weinprobe»), Übersetzer und Bearbeiter war H. thätig.

Helmers, Jan Frederik, holländ. Dichter, geb. 7. März 1767 zu Amsterdam, gest. 26. Febr. 1813, fand in den traurigen Zeiten, die Holland nach 1790 erlebte, den Stoff für seine Gedichte fast ausschließlich in der Vergangenheit des Vaterlandes, dessen Fall er tief empfand; davon zeugen seine Dichtungen «Nederland in 1672» (1793), «Lofzang op het graf van Nederland» (1795), «Vaderlandsche Lierzang»