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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Helsingör; Helsinki; Helst; Heltai; Heltau; Helth; Heluan; Helvella; Helvellin; Helvetia; Helvetier

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Helsingör – Helvetier

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Helsingland'

H. wird von der Nordbahn durchschnitten; kleinere Privatbahnen vermitteln den Verkehr von der Küste in das Binnenland.


Textfigur:

Helsingör, Seestadt im Amte Frederiksborg auf der dän. Insel Seeland, an der Eisenbahn nach Kopenhagen und an der schmalsten Stelle (4½ km) des Öresundes, in reizender Lage, dem schwed. Helsingborg gegenüber, hat (1890) 11076 E., ein Hospital im alten Dominikanerkloster (Neubau got. Stiles), Rathaus, eine Fischnetz-und eine Tuchfabrik und Schiffbau. Zum Hafen, der Fahrzeugen von 6 m Tiefgang zugänglich ist, gehören (1892) 210 Schiffe (10 Dampfer) mit 6719 t. H.s Bedeutung beruhte bis 1857 auf dem Sundzoll (s. Sund); auch jetzt ist der Schiffsverkehr ansehnlich. In den Hafen liefen (1892) ein: 601 Schiffe mit 50765 Registertonnen, darunter 214 schwed., 184 dän., 89 brit., 62 deutsche, 36 norweg. Schiffe. 1511 Schiffe, die den Sund passierten, besuchten H.; 289 liefen hier an der Eisverhältnisse oder kleinerer Havereien wegen. Unter den Einfuhrartikeln ist Steinkohle (29,69 Mill. kg) weitaus am wichtigsten. H. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Zur Deckung dient auf der Spitze einer Landzunge die Festung Kronborg (s. d.). In der Nähe das ehemalige königl. Lustschloß Marienlyst, jetzt Kurhaus mit Seebädern. Etwa 5 km gegen NW. liegt Hellebäk (s. d.). – H., schon 1288 als Stadt genannt, wurde 1522 von den Lübeckern eingenommen und verbrannt, 1535 für Christian II. erobert, aber bald nachher zurückgenommen.

Helsinki, finn. Name von Helsingfors.

Helst, Bartholomäus van der, holländ. Porträtmaler, geb. 1611 oder 1612 zu Haarlem, war aber in Amsterdam thätig, wo er auch 1670 starb. Obgleich ein scharfer, klarer Beobachter, ein äußerst gewandter und geschmackvoller Kolorist und ein Meister der Komposition, läßt er sich doch an genialer Kraft weder mit Frans Hals noch mit Rembrandt vergleichen. Er bewahrt sich eine neben Rembrandt fast nüchtern wirkende Treue der Naturnachahmung, wie er denn seine Figuren in helles, klares, ja kühles Licht zu setzen liebt. Gleichwohl verrät sich in seinen Werken eine so hohe Kunst, daß namentlich seine Gruppenbilder zu den hervorragendsten Werken der Bildnismalerei gezählt werden müssen. Sein großartigstes Werk ist das figurenreiche Schützenstück von 1639 im Amsterdamer Reichsmuseum, wo sich auch eine Schützenmahlzeit von 1648 und ein Regentenbild von 1657 befinden. Bedeutende Familienporträte sind in Petersburg, Rotterdam und Karlsruhe, einzelne Bildnisse in den meisten größern Sammlungen.

Heltai, Kaspar, ungar. Schriftsteller, der sich auf seinen deutschen Druckschriften auch Kaspar Helth nannte, war von sächs. Herkunft und zu Heltau bei Hermannstadt (Siebenbürgen) geboren. Er studierte Theologie in Wittenberg und wurde 1545 evang. Prediger in Klausenburg. Dieses Amt legte er um 1558 nieder und trat bald zur Lehre Calvins über, um wenige Jahre später (1569) dem Socinianismus zu folgen. Er starb um 1575. Schon 1550 errichtete er mit Georg Hofgreff in Klausenburg eine Druckerei, aus der bis 1597 zahlreiche Werke in deutscher, lat. und ungar. Sprache hervorgingen. H.s Hauptwerk ist seine ungar. Bibelübersetzung, die er im Verein mit mehrern Genossen ↔ in 5 Bänden (1551–62) herausgab. Außerdem übersetzte er das «Tripartitum» des Verböczy ins Ungarische (1571) und verfaßte nach den «Decaden» des Bonfinius eine Chronik von Ungarn (Klausenb. 1572; neueste Ausgabe von F. Toldy, Pest 1854). Andere zahlreiche Schriften (ein Fabelbuch 1566, ein Cancionale 1574 u.a.) reihen H. unter die eifrigsten und verdienstvollsten Pfleger der ungar. Litteratur im 16. Jahrh.

Heltau, Dorf bei Hermannstadt (s. d., 2).

Helth, Kaspar, ungar. Schriftsteller, s. Heltai.

Heluān (Helwân), Badeort in Ägypten, 23 km südlich von Kairo, mit dem es durch Bahn verbunden ist, 5 km östlich vom Nil, am Rande der Wüste, hat Schwefelquellen (30°C.); sie enthalten Chlornatrium und Chlormagnesium und sind reich an Kohlensäure, Schwefelwasserstoff und Stickstoff. H. hat ein vicekönigl. Palais, ein großes Hotel, Villen für Badegäste, ein Badehaus mit Inhalationssaal, eine Trinkquelle und durch eine Dampfpumpe bewässerte Gartenanlagen. Wegen der reinen Wüstenluft ist H. 1874 zu einem Luftkurort eingerichtet. Eine Wasserleitung versorgt den Ort.

Helvella L., Faltenmorchel, Lorchel, Pilzgattung aus der Familie der Discomyceten (s. Ascomyceten), deren meiste Arten, etwa 15 in Deutschland, eßbar sind. Es sind ziemlich große Pilze mit unregelmäßig gelapptem und kugelig angeschwollenem Hute, der eine runzelige oder gefaltete Oberfläche besitzt. Der Stiel ist von hellerer Farbe als der Hut. Das die Sporenschläuche enthaltende Hymenium ist über den ganzen Hut ausgebreitet und hat gewöhnlich eine braune oder braunrote, seltener eine gelbliche Färbung. Die bekannteste Art ist die Speiselorchel oder Steinmorchel, auch Hasenmorchel, H. esculenta Pers. (s. Tafel: Pilze I: Eßbare Pilze, Fig. 14). Sie hat einen wachsartigen, stark aufgetriebenen Hut auf 2–5 cm hohem Stiel, kommt hauptsächlich in Nadelwäldern vor und ist einer der besten Speiseschwämme. Eine dieser ähnliche Art, H. suspecta Krombh., kommt ebenfalls in Nadelwäldern, aber weniger häufig vor, unterscheidet sich von der vorigen durch eine lebhaftere rotbraune Farbe und durch die fast schwammige Beschaffenheit des Hutes; sie schmeckt unangenehm süßlich und muß jedenfalls als verdächtig gelten, ist übrigens leicht von der vorigen zu unterscheiden. Seltener sind die übrigen Arten, z. B. die ebenfalls eßbare sog. Herbstlorchel, H. crispa Fr., mit sehr unregelmäßigem grauem Hute.

Helvéllin, Gipfel des Berglandes von Cumberland im nördl. England, im Seendistrikt, im SO. von Keswick, erhebt sich zu 932 m Höhe und wird seiner großartigen Aussicht wegen häufig bestiegen.

Helvetĭa, lat. Name für die Schweiz.

Helvetĭer, ein großes kelt. Volk, erscheint in der Geschichte zuerst bei dem Zuge der Cimbern und Teutonen, denen sich die Tiguriner, einer ihrer vier Stämme, anschlossen. Diese brachten dem Heere des röm. Konsuls Lucius Cassius 107 v.Chr. bei Agen im südl. Frankreich eine schwere Niederlage bei. Nach dem Untergange der Cimbern und Teutonen kehrten die Tiguriner in ihre Heimat zurück. Die Wohnsitze der H. erstreckten sich zu Cäsars Zeit vom Genfersee bis zum Bodensee, von diesem bis zum Gotthard und gegen SO. bis zur Grenze Rhätiens. Gegen S. waren die H. durch die Berner Alpen von den kleinen kelt. Völkerschaften, die das Rhônethal (Wallis) bewohnten, gegen W. durch den Jura von den Se-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 26.