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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hieroglyphik - Hieronymiten
hieroglyphischen Schrift und die Grundzüge der darin
niedergelegten Sprache darzulegen und durch zahl-
reiche, den verschiedensten Inschriften aller Epochen
entnommene Beispiele nachzuweisen unternahm.
Eine methodischere Auffassung des ägypt. Schrift-
organismus hat Lepsius in seiner "I^sttre 2. U. Ro>
86liini Zur 1'a1pli2.d6t. dißro^i^pliitiuk" (in den "^n-
QHI68 ä6 1'InLtiwt aroiieolossi^us ", Bd. 9, Rom
1837) zu begründen gesucht, indem er das in Cham-
pollions Grammatik bis auf 232 Zeichen angewach-
sene phonetische Alphabet in verschiedene Klassen zer-
legte und als dessen rein und ausschließlich phone-
tischen Teil nur 34 H. anerkannte. Der lexikalische
Teil der Hieroglyphenkenntnis erfuhr wertvolle
Bereicherungen durch die Schriften von Rosellini,
Lepsius, Leemans, Hincks, Vrugsch sowie durch
die Übersetzungen längerer Texte von Birch, de
Rouge', Chabas, denen sich Goodwin, Le Page-
Renouf, Dümichen, Ebers, Stern, Eisenlohr, Na-
ville, Pierret, 3Naspero, Erman u. a. anschließen.
Die bedeutendste Arbeit in dieser Beziehung ist
Brugschs "Hieroglyphisch-demotisches Wörterbuch"
(4 Bde., Lpz. 1867-68).
Die Untersuchungen über die hieratische Schrift
wurden namentlich durch Chabas und Goodwin
gepflegt. Die demotischen Entzifferungen wurden
seit Silvestre de Sacy und Äkerblad vorzüglich durch
Uoung gefördert und durch ihn eine breite Grund-
lage für alle folgenden Untersuchungen auf diefem
durch Zeit, Dialekt und Quellen ferner liegenden
Felde gelegt. Hierbei ist namentlich seine Inter-
linearübersetzung der Inschrift von Rosette und meh-
rerer demotischer Papyrus in den "lliklOFl^pliicZ
ooiiscwä d^ tks ^F^ptiaii 8ooi6t)"> (Lond. 1823
-28) und den "Ruäim6iit8 ok an ^F^ptikm äietio-
na.?)'", zuerst als Anhang zu der kopt. Grammatik
von Tattam (1830), nachmals getrennt (1831)
publiziert, zu nennen. Neben den verschiedenen Er-
örterungen von Champollion, Salvolini, Kose-
garten, Lepsius ist hierbei noch besonders der wich-
tigen Publikation eines umfangreichen, mit vielen
griech. Umfchriften versehenen demotischen Papy-
rus durch Leemans in den " Nonum6iit8 6^^pti6N8
äe I^siäL" (Leid. 1839) zu erwähnen. Später ha-
ben diese Untersuchungen namentlich in Brugsch
(s. d.) den thätigsten Bearbeiter gefunden, dessen
"(^rHiumairs äeiuotihuk" seitdem die Grundlage
der Weiterforfchung geworden ist. Es darf endlich
auch nicht unerwähnt bleiben) daß die durch Cham-
pollion begründete hieroglyphische Forschung lange
Zeit hindurch einzelne, meistens sehr heftige Gegner
gefunden hatte, von denen hier vor andern Klap-
roth, Palm, Ianelli, Williams, Goulianof, Secchi,
Seyffarth und Uhlemann genannt werden mögen,
deren Entzisferungsweisen unter sich ebensowenig
Zusammenhang wie mit dem System Champollions
haben, mit Ausnahme des letzten, der sich genau
an Seyffarth anschließt.
Hieroglyphik (grch.), Hieroglyphenkunde.
Hierogrämm (grch.), heilige Schrift, geheime
Priesterschrift; Hierogrammaten (Hiero-
grammatisten) wurden von den Griechen die
ägypt. Priester genannt, die die heiligen Gebräuche
auslegten, auf ihre Beobachtung beim Gottes-
dienst sahen, die Kenntnis der heiligen Schrift fort-
pflanzten und die heiligen Urkunden niederschrieben.
Hierogräpha (grch.), sinnbildliche Darstellun-
gen heiliger Gegenstände; Hierographie, heilige
Geheimschrift, Beschreibung heiliger Bräuche u. s. w.
Hierökles, griech. Philosoph und Rhetor zu
Ende des 3. und im Anfang des 4. Jahrh. n. Chr.,
war als röm. Statthalter von Vithynien in Niko-
medien ein Hauptbeförderer der Christenverfolgung
unter Kaiser Diocletian seit 303 n. Chr. Auch be-
kämpfte er das Christentum in einer eigenen Schrift,
die man aber nur noch aus Lactantius und beson-
ders aus einer Gegenschrift des Eufebius kennt.
Ein anderer, als Neuplatoniker bekannter H.
lehrte im 5. Jahrh. n. Chr. zu Alexandria mit Bei-
fall. Außer Auszügen und Bruchstücken anderer
Werke ist von ihm erhalten ein mehr philos. als
grammatischer Kommentar zu den "Goldenen Sprü-
chen des Pythagoras" (hg. von Mullach, Verl.
1853; deutsch von Schultheß, Zür. 1778). Eine
Sammlung spaßhafter Erzählungen (hg. von Ko-
ra'is u. d. T. "^8wia", Par. 1812, und als "Ilisro-
clig 6t I'dilaßrii fac6tia6" von Eberhard, Verl.
1869; deutsch von Ramler, ebd. 1782) gehört einer
spätern Zeit an. Gesamtausgaben von Pearson
(Lond. 1654 u. 1675) und Needham (Cambr. 1709).
Hierokrätie (grch.), Priesterherrschaft.
Hierolögie (grch.), Rede von heiligen und gött-
lichen Dingen, z. B. Predigt, Segensfpruch, auch
Einfegnung.
Hieromäntie (grch.), foviel wie Hieroskopie (s. d.).
Hieromnemönes (grch.), s. Amphittyonie.
HiLromonächos (grch.), in der griech.-kath.
Kirche Mönche mit den priesterlichen Weihen.
Hieron, s. Hiero.
HiLrolttken, die Sieger in den Agonen (s. d.).
Hieronymianer, s. Brüder des gemeinsamen
Lebens und Hieronymiten.
Hiöronymiten(Hieronymianer, Einsied-
ler, Eremiten des heiligen Hieronymus),
Name verschiedener Mönchsorden, die den heil.
Hieronymus (s. d.) zum Schutzpatron wählten. Der
erste Orden der H. wurde um 1370 von dem Portu-
giesen und Tertiarier des Franziskanerordens Vasco
und dem span. Kammerherrn Peter Ferd. Pecha in
der Nähe von Toledo gestiftet, 1373 von Gregor XI.
bestätigt. Die H. folgten der Regel des heil. Augu-
stinus und verbreiteten sich rasch in Spanien und
Portugal, später in Amerika. Die Ordenstracht ist
ein weißer Rock von grobem Stoff, eine kleine Kapuze
und ein Skapulier, beides von schwarzer Farbe.
Hauptklöster des Ordens waren in Guadalupe, Ge-
ronimo de San Juste (s. d.) und im Escorial (s. d.).
Später verfiel der Orden in weltliches Treiben,wurde
aufgelöst und besteht jetzt nur noch in Amerika.
Einen weiblichen Zweig des Ordens, Einsied-
lerinnendes heiligen Hieronymus oder Hie -
ronymitinnen, stiftete Maria Garcias 1375 im
Kloster des heil. Paul zu Toledo. Erst unter Julius II.
legten sie ein feierliches Gelübde ab und wurden
förmlich anerkannt. Sie trugen ein weißes Kleid
mit braunem Skapulier, waren srüher in Spanien
sehr verbreitet, besteheu aber jetzt nicht mehr.
Aus den Mitgliedern des Ordens der spanischen
H. bildete der dritte General, Lupus d'Olmedo (gest.
1433), 1424 eine abgesonderte, 1426 bestätigte
Kongregation der Eremiten des heiligen
Hieronymus von der Observanz, die sich in
Spanien 1595 wieder mit den übrigen H. vereinigte,
in Italien als Kongregation der Eremiten
des heiligen Hieronymus von der Lom-
bardei sich in einigen Klöstern erhalten hat.
Die Bettelbrüder oder Eremiten des hei-
ligen Hieronymus (?3.ux6l63 Nrsmit2.632.uctj