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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Hildebrandston; Hildebrandt; Hildegard

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Hildebrandston – Hildegard

nen Dietrich nach seiner Heimat Italien sein alter Waffenmeister Hildebrand unerkannt und wider Willen mit seinem eigenen, vor 30 Jahren als Kind zurückgelassenen und nun den Vater tot glaubenden Sohn Hadubrand bestehen muß. Der fehlende Schluß war sicher tragisch: Hadubrand fiel von des Vaters Hand. Der starre, überknappe, springende Balladenstil des Gedichts vernachlässigt die Erzählung und verweilt nur bei dem tragischen Pathos der Wechselreden. Fülle und Bildlichkeit fehlt dieser herbkräftigen Rede ganz. Der Vers ist die allitterierende Langzeile (s. d.), wie die Brüder Grimm (in ihrer ersten Ausgabe, Cass. 1812) entdeckten; vielleicht sind vierteilige Strophen anzunehmen. Die grundlegende Ausgabe und Erklärung des H. ist von Lachmann («Über das H.», Berl. 1833; neuere Ausg. von Müllenhoff in seinen und Scherers «Denkmälern deutscher Poesie und Prosa», 3. Ausg., ebd. 1892). Ein photogr. Faksimile der Handschrift besorgte Sievers (Halle 1872). – Vgl. Möller, Zur althochdeutschen Allitterationspoesie, S. 53 fg. (Kiel 1888); Heinzel, Über die ostgot. Heldensage (Wien 1889). – Das jüngere H. im Hildebrandston (s. d.), das etwa im 13. Jahrh. entstand und bis ins 19. hoch- und niederdeutsch als Volkslied viel verbreitet war, endet mit einer fröhlichen Wiedererkennung im Familienkreise (hg. in Uhlands «Deutschen Volksliedern», Bd. 1, Nr. 132, Stuttg. 1844‒45, und in Böhmes «Altdeutschem Liederbuch», Nr. 1, mit Melodie, Lpz. 1887).

Hildebrandston, eine Entartung der Nibelungenstrophe, deren Cäsuren gereimt und deren letzte längere Langzeile im H. auf die Länge der drei vorhergehenden verkürzt ist; er wird namentlich im Ortnit, Wolfdietrich, Rosengarten sowie im jüngern Hildebrandsliede und andern Liedern des 15. und 16. Jahrh. gebraucht.

Hildebrandt, Eduard, Landschaftsmaler, geb. 9. Sept. 1818 in Danzig, erhielt seit 1836 in Berlin bei dem Marinemaler Krause Unterricht, machte 1839 seine erste Studienreise nach Skandinavien und besuchte 1841 das Atelier Isabeys in Paris. Von Berlin aus unternahm er dann auf Empfehlung Humboldts mit königl. Unterstützung eine Reise nach Nordamerika und Brasilien, deren Ergebnisse, eine Anzahl von Aquarellen, in die Nationalgalerie gelangten. Es folgte eine weitere Reise nach Spanien, Portugal und der Westküste Afrikas, von der H. 1849 zurückkehrte. Zahlreiche Aquarelle und Ölbilder waren die Frucht derselben, darunter der Pik von Teneriffa, Madeira u. s. w. Der inzwischen zum Hofmaler ernannte Künstler begab sich nun nach Ägypten, der Türkei, Palästina und Griechenland, aus welcher Zeit viele in den Besitz des Herzogs von Ratibor übergegangene Studien und die Gemälde: Jerusalem, Der Teich Bethesda, Nazareth und Bethlehem stammen. Darauf machte er 1853 eine Reise nach den Alpen und Oberitalien. 1856 folgte eine Reise nach dem Norden, bei welcher er bis zum Nordkap vordrang. Endlich entschloß er sich 1863‒64 zu einer Reise um die Welt, welche nach seinen Tagebüchern Kossak (3 Bde., Berl. 1867; 7. Aufl. 1882) herausgab. Außer mehrern Ölbildern (Der heilige See zu Birma, Benares u. s. w.) lieferte dieses große Unternehmen über 300 Aquarelle; eine Ausgabe gewählter Blätter in Farbendruck veranstaltete Steinbock und Loeillot in Berlin: «Reise um die Erde» (34 Blätter, Berl. 1871‒74) und «Aus Europa» (1875 fg.). Eine «Neue Folge» seiner Aquarellen erschien zu Berlin (1880 fg.). Von seinen sonstigen Ölbildern besitzt die Nationalgalerie zu Berlin: Küste der Normandie, Winterlandschaft (1846), Strand bei Abendlicht (1855), Schloß Kronborg bei Helsingör (1857). H.s Arbeiten, in denen die Betonung der farbigen Wirkungen unbedingt vorherrscht, sind von ungleichem Wert, namentlich seine letzten Aquarelle tragen den Stempel ausgesprochener Manier. In Lichteffekten ist er unerreichter Meister, seine Ölbilder stehen aber an Wert unter den Aquarellen. Seit 1855 war H. Mitglied der Akademie der Künste in Berlin, wo er 25. Okt. 1868 starb. – Vgl. Arndt, Eduard H. (Berl. 1869).

Hildebrandt, Joh. Maria, Botaniker und Reisender, Sohn des folgenden, geb. 19. März 1847 zu Düsseldorf, war Maschinenbauer, dann Botaniker, reiste 1872 nach Arabien und dann von Massaua mit Munzinger durch das Land der Bogos, besuchte 1873 die nördl. Somalküste und kehrte dann über Sansibar nach Deutschland zurück. 1875 ging er wieder nach Afrika und drang von Mombas aus bis in die Nähe des Kenia vor; 1879 besuchte er Madagaskar und kam 1880 nach der Hauptstadt Antananarivo, wo er 29. Mai 1881 starb. Über seine Reisen berichtete er in der «Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin».

Hildebrandt, Theodor, Historienmaler, geb. 2. Juli 1804 in Stettin, war 1820‒22 Schüler der Akademie in Berlin und schloß sich später Schadow an. Seine ersten selbständigen Werke entstanden unter dem Einfluß der Berliner Bühne und des ihm befreundeten Devrient: Faust und Mephisto, Gretchen von Faust im Kerker besucht, König Lear bei der Leiche seiner Tochter (1824‒26). Nach diesen ersten Erfolgen besuchte er seit 1826 die Akademie zu Düsseldorf und lernte, mit Schadow reisend, 1829 die neue Belgische Schule, besonders Wappers kennen, unter deren Einfluß Der Räuber (1829; Berliner Nationalgalerie) entstand und bereiste 1830 auch Italien. Die folgenden Bilder steigerten seinen Ruf. So: Judith und Holofernes (1830), Der Krieger und sein Kind (1832; Berliner Nationalgalerie), Der kranke Ratsherr und seine Tochter, Die Märchenerzählerin (Fürst von Wied) und vor allen Die Ermordung der Söhne Eduards Ⅳ. von England (1836; Galerie Raczynski in Berlin), die durch ihre romantische, teils theatralische, teils weinerliche Stimmung großen Beifall fanden. Seine Begeisterung für Shakespeare gab Anlaß zu mehrern Bildern, worunter Wolsey im Kloster (1842) und Othello seine Abenteuer erzählend (1847; beide im Besitz des Deutschen Kaisers); minder tüchtig und vom schweren Leiden des Künstlers beeinträchtigt erscheinen dagegen die Arbeiten: Julia den Schlaftrunk nehmend (1852), eine Scene aus «König Johann» (1855) und Cordelia den Brief an Kent lesend (1859). Jahrzehntelang war H. auch einer der hervorragendsten Porträtmaler der Rheinlande (Bildnisse des Vaters des Künstlers und des Kupferstechers Thelott im städtischen Museum zu Köln). H. starb 29. Sept. 1874 zu Düsseldorf.

Hildegard, die Heilige, geb. um 1098 zu Böckelheim in der Grafschaft Sponheim, von adliger Abkunft, gründete 1148 ein Kloster auf dem Ruppertsberge bei Bingen, als dessen Äbtissin sie 17. Sept. 1179 starb. Mit Freimut sprach sie gegen die Verderbnis der Kirche sowie die Laster des Klerus. Zur Ausbreitung ihres Prophetenrufs trug besonders ihre Freundschaft mit Bernhard von