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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Hochwild; Hochzeit

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Hochwild - Hochzeit

vorhandener Berieselungsanlage leicht mit dem Kanalwasser zusammen aus der Stadt gepumpt wird, wodurch die Pumpen unnötige Leistungen verrichten. Die Anlage von Rückstauklappen an den geeigneten Stellen kann dies verhindern. Bei kleinern Wasserläufen, namentlich Gebirgsbächen, hat man mit Erfolg das H. durch Anlage von Sammelteichen oder Reservoirs vermindert, die im Anfang einen Teil der Hochwassermenge aufnehmen können, um ihn dann beim Rückgang des H. allmählich ablaufen zu lassen.

Auf Wald und Forstwirtschaft hat das H. vielfachen Einfluß. Es tritt um so verheerender auf, je mehr die Gebirge, namentlich die Thalhänge, entwaldet werden. Im Walde wird ein Teil der Niederschläge durch die Baumkronen, durch das Wurzelgeflecht in Verbindung mit der natürlichen, lebenden und toten Bodendecke an den Hängen zurückgehalten; wo der Wald fehlt, stießen diese Wässer ungehindert zu Thal, führen oft massenhaften Schutt in die Wildbäche, die dann ihre verheerenden Wirkungen weit in das Land hinaustragen. Hiergegen muß durch sorgfältigste Bewirtschaftung der Hochgebirgswaldungen in den Sammelgebieten der Gewässer vorgegangen werden, und es ist hierbei die Aufforstung öder Strecken und Erhaltung noch vorhandener Wälder in den Höhenregionen von großer Bedeutung. In der Ebene, in den Überschwemmungsgebieten größerer Ströme, gewährt der Wald Schutz gegen Unterwaschung der Ufer, namentlich auch gegen die oft verderblich werdenden Eisgänge. Zu diesem Zweck muß ein schützender Laubholzgürtel als Femelwald, hochwaldähnlicher Mittelwald oder auch im Kopfholz- oder Schneidelholzbetrieb bewirtschaftet werden. Eichen, Erlen, Ulmen, Schwarz- und Silberpappeln, Baumweiden, teilweise auch Eschen sind geeignete Holzarten. Auch ist darauf zu achten, daß alles gefällte Holz noch vor der Zeit des Frühjahrswassers aus dem Walde entfernt wird. Bei sehr plötzlich eintretendem H. wird das gefällte Holz wohl auch befestigt.

Erwähnenswert sind endlich noch Schutzmaßregeln für das Wild in ganz ebenen, namentlich im Frühjahr oft meilenweit überschwemmten Gegenden. Für Rehe, Hasen und Fasanen sind künstliche Hügel, sog. Wildberge (Rettungsberge) anzulegen, die über den höchsten Stand des Wassers hinausragen und mit Futter für das Wild versehen werden. Um diese kostspielige Maßregel zu vermeiden, wählt man bei der Anlage von Tiergärten, wenn irgend thunlich, ein durch natürliche Hügel dazu geeignetes Gelände.

Die Schäden des H. für die durch dasselbe bedrohten Felder können sehr bedeutend sein. Es vernichtet nicht nur die Ernte, sondern die Wassermassen sind aus den tiefer gelegenen Geländen oft in Jahresfrist nicht fortzuschaffen, versauern und versumpfen die Ackerfelder und Wiesen oder versanden dieselben.

Zu rechtzeitiger Warnung und wirksamem Schutz der Anwohner von Flüssen pflegte man in frühern Zeiten auf drohende H. durch sichtbare und hörbare Signale aufmerksam zu machen. Jetzt sind an deren Stelle meist Hochwassertelegramme getreten, welche von den zuständigen Wasserbau- und Gemeindeämtern aufgegeben, zum Teil auf besonders zu diesem Zwecke hergestellten Telegraphenleitungen nach den bedrohten Orten befördert und dort von den gleichen Ämtern durch Anschläge, Boten und andere geeignete Mittel bekannt gemacht werden.

Für die Anwohner größerer Flußläufe hat das H. auch in gesundheitlich er Beziehung Nachteile im Gefolge. Der durch das H. behinderte Abfluß des Grundwassers macht sich in raschem Ansteigen des Grundwasserspiegels in den Brunnen im ganzen Bereich der Rückstauung bemerkbar. Sind die Kellersohlen der Häuser in diesem Bereiche nicht genügend hoch über dem Grundwasser oder nicht genügend isoliert, so verursacht jedes größere H. das Auftreten von Wasser in den Kellerräumen und dadurch eine bedeutende Durchfeuchtung der Mauern, also Bedingungen zur Entstehung feuchter Wohnungen. Es wird gewöhnlich angenommen, daß das in den Uferboden eingedrungene Wasser Flußwasser sei; sind nun die betreffenden Flüsse durch Abwässer von Städten, Fabrikanlagen u. s. w. verunreinigt, so befürchtet man von diesem Eindringen von Flußwasser in die Keller und namentlich in die Brunnen die Verbreitung von Krankheiten, hauptsächlich epidemischer Natur, wie Typhus und Cholera. In den meisten Fällen jedoch ist das erwähnte Wasser lediglich zurückgestautes Grundwasser ohne jede Beimengung von Flußwasser; nur wo das Grundwasser tiefer liegt als der Spiegel des Flusses, kann thatsächlich Flußwasser in die Brunnen des Ufers eindringen. Aber auch dann besteht wenig Gefahr der Verbreitung einer Krankheit, da das Flußwasser bei dem Durchtritt durch den Boden der Ufer wie durch natürliche Filter gereinigt wird. In neuester Zeit ist namentlich zur Agitation gegen die Abschwemmung städtischen Unrates und städtischer Fäkalien in offene Flußläufe (s. Flußverunreinigung), auf eine Gefahr, welche H. mit sich bringen können, aufmerksam gemacht worden. Diese Gefahr bestehe darin, daß dergestalt verunreinigte Flüsse bei H. weite Gebiete Land überschwemmen und so lebende Krankheitskeime und toter organischer Unrat, der später als Nährboden für diese Keime dienen kann, über Stadt und Land flußabwärts ausgesät werden könnten. Zur Zeit stehen aber die Beweise für die Berechtigung dieser Annahme noch aus. - über die H. des Meers s. Gezeiten.

Vgl. Demontzey, Reboisement et gazonnement des montagnes (Par. 1878; 2. Aufl. 1882); von Seckendorff, Verbauung der Wildbäche, Aufforstung und Berasung der Gebirgsgründe (Wien 1884); Landolt, Die Bäche, Schneelawinen und Steinschläge und die Mittel zur Verminderung der Schädigung durch dieselben (Zür. 1886).

Hochwild nennt man gewöhnlich das zur hohen Jagd gehörige Wild, bez. auch nur das hierher zu rechnende edle Haarwild oder gar nur das Edelwild. In der Schweiz versteht man unter H. das im Hochgebirge lebende Wild.

Hochzeit, ursprünglich jede hohe oder Festzeit des Jahres, z. B. Weihnachten, Ostern, Pfingsten u. s. w., dann vorzugsweise das Fest mit seinen Gebräuchen, das bei der Schließung der Ehe (s. d.) begangen wird und je nach den Zeiten und Völkern sehr verschieden ist. Im Deutschen hat das Wort H. das alte Brautlauf (s. d.) verdrängt. Bei den alten Hebräern bereitete man am Vorabend der H. im Hause des Bräutigams ein festliches Mahl. Inzwischen wurde die Braut von den Brautjungfern mit Ceremonien in ein Bad geführt, dann gesalbt und ihr der Gürtel umgeschürzt, der nur von der Hand des ihr angetrauten Gatten gelöst werden