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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Horn

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Horn (Berggipfel) - Horn (Gustav Karlsson, Graf von Björneborg)

matischen oder Ventilhorn (corno cromatico) wird, sind 1814 von Stölzel erfunden, nachdem Versuche zur Erlangung der chromatischen Töne vorher u. a. zur Erfindung des Klappenhorns geführt hatten. (S. Klappen.) Vermöge ihrer können alle Töne der chromatischen Skala offen, ohne Beihilfe des Stopfens, hervorgebracht werden, indem der Gebrauch eines oder mehrerer Ventile etwa ein F-Horn in ein E-, Es- oder D-Horn umwandelt und die Tonstufen dieser Stimmungen alsdann zur chromatischen Skala sich ergänzen. Stölzel brachte zuerst zwei Ventile an; C. A. Müller in Mainz fügte 1830 noch ein drittes hinzu. Läßt man die Ventile außer Thätigkeit, so verwandelt man das Ventilhorn wieder in ein einfaches Naturhorn. Die mittlern Hornstimmungen sind für Anwendung von Ventilen die geeignetsten, Ventilhörner in F die gebräuchlichsten, demnächst in E und Es. Notiert wird auch für das Ventilhorn stets in C-dur. Da der Klangcharakter des Naturhorns durch Anbringung von Ventilen beeinträchtigt wird, giebt die Theorie den Naturhörnern, trotz der unvollkommenen Skala, noch jetzt den Vorzug. - Das Englisch-Horn (s. d.) hat mit dem Waldhorn nichts zu tun, wohl aber das Russische H. (S. Russische Hornmusik.)

Horn, Berggipfel, s. Aiguille.

Horn, Kap, s. Hoorn.

Horn. 1) Stadt im Fürstentum Lippe, 9 km im SO. von Detmold, in 223 m Höhe, an der zur Weser gehenden Wiembecke und am Lippeschen Walde, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Detmold), hat (1890) 1832 E., darunter 41 Katholiken und 49 Israeliten, Post, Telegraph, Reste der Stadtmauer, Burg (1348), got. Kirche, Synagoge; bedeutende Sandsteinbrüche, Ackerbau und Viehzucht. Westlich die Externsteine (s. d.). - 2) Vorort von Hamburg (s. d., Bd. 8, S. 700 a).

Horn. 1) Bezirkshauptmannschaft in Niederösterreich, hat 762,39 qkm und (1890) 37662 (18247 männl., 19415 weibl.) kath. deutsche E., 6482 Häuser und 8629 Wohnparteien in 110 Gemeinden und 150 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Eggenburg, Geras und H. - 2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft H., in einer merkwürdigen Mulde des Granithochlandes, an der Linie Siegmundsherberg-H.-Hadersdorf (44 km) der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 2576 E., Post, Telegraph, Bezirksgericht (316,50 qkm, 47 Gemeinden, 72 Ortschaften, 15373 E.), alte Pfarrkirche mit der gräflich Puchheimschen Familiengruft und vielen historisch merkwürdigen Grabsteinen, interessantes Schloß der Grafen von Hoyos-Sprinzenstein, ein Landes-Real- und Obergymnasium in dem ehemaligen Piaristenkloster, eine Stiftung der Grafen Hoyos, jetzt Landesanstalt; Ackerbau und Viehzucht. Während der prot. Bewegung im Lande war H. der Mittelpunkt der kirchlichen Agitation. Hier wurde 1580 die Visitation der luth. Geistlichen des Landesteiles vorgenommen, und die prot. Stände verbanden sich 1609 zum offenen Widerstand gegen die Regierung.

Horn, Arvid Bernhard, Graf, schwed. Staatsmann, geb. 1664 in Finland, trat in schwed. Kriegsdienste, folgte Karl XII. nach Polen als Befehlshaber der Trabanten und wurde 1704 Generallieutenant. Er fand daneben aber auch als Diplomat Verwendung und setzte als erster schwed. Kommissar 1704 die Absetzung Augusts des Starken als König von Polen durch. 1706 kehrte er als königl. Rat nach Schweden zurück und war seit 1710 als Kanzleipräsident das einflußreichste Mitglied der Regierung ^[Spaltenwechsel] in Stockholm. Hier entwickelte er sich zum entschiedenen Gegner der königl. Souveränität, nahm schon während der Lebenszeit Karls XII. im geheimen an der Ausarbeitung einer neuen Konstitution teil, wie später an der Systemveränderung nach dem Tode des Königs. Eine kürzere Zeit schied er aus der Regierung, nahm aber 1720 seinen Platz als Kanzleipräsident wieder ein und war dann unter dem indolenten Friedrich I. bis 1738 der eigentliche Lenker der innern und äußern Politik Schwedens. Klug und bedächtig, folgte er einer entschieden friedlichen Politik, suchte, nach den erschöpfenden Kriegen, dem Wohlstande des Landes wieder aufzuhelfen und genoß des größten Ansehens. Man verglich ihn mit Axel Oxenstjerna. Vor der neuen von jugendlichem Eifer erfüllten kriegerischen Partei der "Hüte" mußte er endlich weichen. Er nahm freiwillig Ende 1738 seinen Abschied und starb 17. April 1742.

Horn, Franz Christoph, Schriftsteller, geb. 30. Juli 1781 zu Braunschweig, studierte seit 1799 in Jena die Rechte und dann in Leipzig Philosophie, Geschichte und Ästhetik, wurde 1803 Lehrer am Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin, 1805 am Lyceum in Bremen, wandte sich aber 1809 wieder nach Berlin, wo er 19. Juli 1837 starb. Seine Romane "Guiscardo, der Dichter" (Lpz. 1801; neue Aufl. 1817), "Kampf und Sieg" (2 Bde., Brem. 1811), "Die Dichter" (3 Bde., Berl. 1817) und "Liebe und Ehe" (ebd. 1819), wie seine "Novellen" (2 Bde., ebd. 1819‒20), unter denen der "Ewige Jude" die meiste Teilnahme fand, gerieten bald in Vergessenheit. Wertvoller sind seine "Umrisse zur Geschichte und Kritik der schönen Litteratur Deutschlands von 1790 bis 1818" (Berl. 1819; 2. Aufl. 1821; "Nachträge", 1821) und "Die Poesie und Beredsamkeit der Deutschen von Luthers Zeit bis zur Gegenwart" (4 Bde., ebd. 1822‒29). Auch zur gerechtern Würdigung Shakespeares trug er bei durch sein umfangreiches Werk "Shakespeares Schauspiele" (5 Bde., Lpz. 1823‒31). Eine willkürliche Deutungssucht in der Weise der romantischen Schule, sowie Breite des Raisonnements haften an fast allen Arbeiten H.s. G. Schwab und F. Förster besorgten eine Auswahl aus seinem Nachlasse u. d. T. "Psyche" (3 Bde., Lpz. 1841). - Vgl. (Karoline Bernstein) Franz H., ein biogr. Denkmal (Lpz. 1839).

Horn, Gustav Karlsson, Graf von Björneborg, schwed. Feldherr im Dreißigjährigen Kriege, geb. 23. Okt. 1592 zu Örbyhus in Upland, studierte zu Rostock, Jena und Tübingen, nahm unter Gustav Adolf Kriegsdienste, eroberte 1625 Dorpat, 1630 Kolberg und führte dann beim Vordringen Gustav Adolfs gegen Frankfurt a. O. die eine Hälfte des schwed. Heers. In der Schlacht bei Breitenfeld befehligte er den linken Flügel; auch nahm er teil an der Schlacht am Lech. Nach Gustav Adolfs Tode unterstützte er die Pläne seines Schwiegervaters Oxenstjerna und vereinigte sich in Schwaben mit dem Herzog Bernhard von Weimar, der gegen seinen Rat 6. Sept. 1634 die Schlacht von Nördlingen lieferte. In dieser gefangen genommen, wurde H. erst 1642 gegen Johann von Werth ausgewechselt. 1644 führte er dem General Torstenson wieder ein Heer zu Hilfe nach Schonen und nötigte die Dänen zum Frieden von Brömsebro (s. d.). Auch unter der Königin Christine und unter Karl X. stand er in großem Ansehen. Er war zuletzt Reichsmarschall, verwaltete Livland und Schonen als Statthalter und starb 10. Mai 1657 in Skara.