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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hufeisenbogen - Hüffer

der beiden Schenkel im hintern Drittel einen Querstab trägt (die meisten Taueisen sind Stegeisen). Das Falzeisen ist oben schon erwähnt. Das Kesseleisen besitzt eine ungewöhnlich starke Abdachung und findet Verwendung beim Beschlage der Vollhufe (s. d.). Das halbmondförmige H. besteht nur aus Zehen- und Seitenteil und am Dreivierteleisen fehlt der Trachtenteil einer Seite. Am Deckeleisen, das beim Vorhandensein von Wunden an der Sohle und bei dem sog. Strahlkrebs (s. d.) aufgeschlagen wird, ist zwischen den Eisenschenkeln eine eiserne Platte zum Schutze der Sohle eingeschraubt.

Hufeisenbogen, in der Architektur eine Art Bogen (s. d., Fig. 7).

Hufeisenmagnet, ein hufeisenförmig gebogener Magnet (s. d.) oder Elektromagnet (s. Elektromagnetismus, Bd. 6, S. 6 b), bei welchem die beiden Pole nebeneinander liegen.

Hufeisennasen (Rhinolophidae), eine aus 7 Gattungen und 70 Arten bestehende Familie altweltlicher Fledermäuse, welche sich durch einen komplizierten Nasenaufsatz, aus einem hufeisenförmigen Lappen um die Nasenlöcher, einem vorspringenden Längskamm und einem gefalteten, rückwärts gerichteten, lanzettförmigen Hautstück bestehend, auszeichnen, eine Bildung, die mit dem hochentwickelten Hautsinn dieser Tiere zusammenhängt. Von den Arten kommen in Europa vor die große Hufeisennase Rhinolophus ferrum equinum Schreber; s. Tafel: Fledermäuse Ⅱ, Fig. 1), 36 cm klafternd, mit 4,5 cm langem Schwanz, oben rußbraun, unten weißlich rostrot, die Europa vom südl. England, dem Harz, Riesengebirge bis zum äußersten Süden bewohnt und je weiter südlich um so häufiger wird, und die kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros Bechst.), die weiter nach Norden geht als die vorige. Zu den exotischen Arten gehört die Leiernase (Rhinolophus lyra Geoffr.), eine fast 50 cm klafternde Fledermaus Indiens mit großem Hautaufsatz der Nase, und die graue Klappnase (Rhinopoma microphyllum Geoffr.; s. Taf. Ⅱ, Fig. 3) mit langem, freiem Schwanz und verschließbaren Nasenlöchern; sie bewohnt die Tempelgrüfte Ägyptens in großen Scharen.

Hufeisenniere, s. Nieren.

Hufeland, Christoph Wilh., Arzt, geb. 12. Aug. 1762 zu Langensalza in Thüringen, studierte von 1780 an nach dem Beispiele seines Vaters und Großvaters (beide weimar. Leibärzte) Heilkunde in Jena und Göttingen, wo er 1783 die mediz. Doktorwürde erhielt. Sodann begab er sich nach Weimar, um seinen erblindeten Vater zu unterstützen, und lebte hier, bis ihm 1793 eine ord. Professur der Medizin in Jena mit dem Titel eines weimar. Leibarztes und Hofrats übertragen wurde. Indes ging er 1798 als Direktor des Collegium medicum, Vorstand der Oberexaminationskommission, königl. Leibarzt, erster Arzt am Charité-Krankenhause und Mitglied der Akademie der Wissenschaften mit dem Titel eines Geheimrats nach Berlin, wo er bei der Gründung der Universität 1809 die Professur der speciellen Pathologie und Therapie übernahm, 1810 als Staatsrat in die Medizinalsektion eintrat und 25. Aug. 1836 starb. H. gehört zu den edelsten Erscheinungen, sowohl als Arzt wie als Mensch. Seine wissenschaftliche Thätigkeit erstreckte sich fast über alle Teile der Heilkunde; als praktischer Arzt wie als Lehrer und Schriftsteller stand er im ehrenvollsten Ansehen. Seine hohe allgemeine Bildung, seine erschöpfende Kenntnis des Gesamtwesens der Medizin, verbunden mit einer geistreichen Auffassung und einem scharfen, treffenden Urteile, leiteten ihn bei Behandlung der Kranken, bei seinem Unterrichte und bei Abfassung seiner Schriften, von denen viele auch Nichtärzten eine lehrreiche Lektüre gewähren. Vor allen ist hier zu nennen die «Makrobiotik, oder die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern» (Jena 1796; neuere Aufl., Berl. 1887), die fast in alle europ. Sprachen, ja selbst in die chinesische übersetzt wurde. Ferner schrieb er: «Über die Ungewißheit des Todes» (Weim. 1791; neue Aufl., Halle 1824), «Vollständige Darstellung der Kräfte und des Gebrauchs der salzsauren Schwererde» (Berl. 1794), «Über die Natur, Erkenntnis und Heilart der Skrofelkrankheit» (Jena 1795; 3. Aufl., Berl. 1819), «Guter Rat an Mütter über die wichtigsten Punkte der physischen Erziehung der Kinder in den ersten Jahren» (Berl. 1799; 12. Aufl., Halle 1875), «Geschichte der Gesundheit» (Berl. 1812; 3. Aufl. 1816), «Praktische Übersicht der vorzüglichsten Heilquellen Deutschlands» (ebd. 1815; 4. Aufl., von Osann, 1840), «System der praktischen Heilkunde» (2 Tle., zum Teil in 2. Aufl., Jena 1818‒28), «Enchiridion medicum, oder Anleitung zur mediz. Praxis, Vermächtnis einer 50jährigen Erfahrung» (Berl. 1836; 10. Aufl. 1857). Ein Teil seiner weniger umfangreichen Schriften und Journalaufsätze findet sich gesammelt in seinen «Kleinern mediz. Schriften» (4 Bde., Berl. 1822‒28) und in einer neuern Auswahl unter demselben Titel (Bd.1, ebd. 1834). Außerdem verdanken ihm das «Journal der praktischen Arznei- und Wundarzneikunde» (83 Bde., ebd. 1795‒1835) und die «Bibliothek der praktischen Heilkunde» (86 Bde., ebd. 1799‒1835) ihre Begründung und ihre Bedeutung. Von seinen Verdiensten um das Medizinalwesen sind die Einführung der Leichenhäuser, von denen das erste in Weimar unter seiner speciellen Aufsicht errichtet wurde, und seine Bemühungen um die Schutzpockenimpfung hervorzuheben. An ihn erinnert die Hufeland-Gesellschaft, ein Verein von Ärzten, der die Förderung der mediz. Wissenschaft auch durch Preisverteilung erstrebt. H.s Selbstbiographie gab Göschen (Berl. 1863) heraus. – Vgl. Augustin, H.s Leben und Wirken für Wissenschaft, Staat und Menschheit (Potsd. 1837) und die Biographie H.s von Stourdza (in franz. Sprache, Berl. 1837).

Hufelands Kinderpulver, s. Kinderpulver.

Hufenier, Senftenier, Schutzpolsterung des Bauches und der Lenden unter der Rüstung des 10. bis 13. Jahrh., dem eisernen Maschenhemd, der Halsberge und der Brünne.

Hufenschoß, s. Hufe und Generalhufenschoß.

Hüffer, Herm., Historiker und Rechtsgelehrter, geb. 24. März 1830 zu Münster, studierte in Bonn und Berlin Rechtswissenschaft und Geschichte, machte dann eine Studienreise durch Frankreich und Italien, habilitierte sich 1855 in Bonn, wurde 1860 zum außerord., 1873 zum ord. Professor der Rechte, 1884 zum Geh. Justizrat ernannt. Von 1865 bis 1866 war er Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses (keiner Fraktion angehörig), 1867‒70 als Vertreter des Wahlkreises Kempen Mitglied des Norddeutschen Reichstags, wo er sich der Freien Vereinigung anschloß. Von seinem Hauptwerk: «Diplomat. Verhandlungen aus der Französischen Revolution», behandelt Bd. 1 «Österreich und Preußen gegen- ^[folgende Seite]