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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Humanist; Humanitär; Humanitarismus; Humanität; Humann; Humansdorp; Humb; Humber; Humbert

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Humanist - Humbert

fach das Mittel dazu, der Sprachunterricht, zum alleinigen Zweck wurde, die Realien vernachlässigt, die nationalen Sprachen absichtlich in den Hintergrund gedrängt wurden und an die Stelle der frischen Lebendigkeit ein geistloser Formalismus trat. - Vgl. zur Geschichte des H.: L. Heeren, Geschichte des Studiums der klassischen Litteratur (2 Bde., Gött. 1797 u. 1802); G. Voigt, Die Wiederbelebung des klassischen Altertums (2. Aufl., 2 Bde., Berl. 1880-81); J.^[Jacob] Burckhardt, Die Kultur der Renaissance in Italien (4. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1885); L. Geiger, Renaissance und H. in Italien und Deutschland (Berl. 1882); M. Herrmann, A. von Eyb und die Frühzeit des deutschen H. (ebd. 1893).

Humanist, s. Humanismus; humanistisch, s. Humaniora.

Humanitär (frz.), menschenfreundlich; man nennt so im allgemeinen alle Bestrebungen, die auf die Förderung des Wohls der Nebenmenschen, namentlich der leidenden, gerichtet sind, wie Armenpflege, Krankenversorgung u. a.; dann als Substantiv soviel wie Philanthrop und Humanitarismus soviel wie Philanthropinismus (s. Philanthropie), weil dieser in der Erziehung der Jugend eine humane Behandlung besonders betont wissen wollte.

Humanitarismus, s. Humanitär.

Humanität, s. Human.

Humann, Karl, Ingenieur und Archäolog, geb. 4. Jan. 1839 zu Steele in Rheinpreußen, war bei den Bauten für die Bergisch-Märkische Eisenbahn thätig, besuchte dann die Bauakademie zu Berlin, mußte aber 1861 seiner angegriffenen Gesundheit wegen ein südl. Klima aufsuchen. Er ging zunächst nach Samos, wo er mit Erfolg Ausgrabungen anstellte, später nach Smyrna und Konstantinopel. Im Auftrage der türk. Regierung bereiste er 1864 Palästina, um das Land zu nivellieren und eine Karte desselben zu entwerfen; ebenso erforschte er später den östl. Balkan und nahm eine Karte desselben auf, 1866 auch Vorderasien. Von 1867 bis 1873 leitete er den Ausbau eines größern Straßennetzes in Vorderasien. Hauptsächlich wurde H. bekannt durch seine Ausgrabungen von Pergamon (s. d.), die er im Sept. 1878 begann und 1880-81, dann 1883-86 fortsetzte. Im Auftrage der Berliner Akademie der Wissenschaften machte er ferner Aufnahmen von Antiken in Angora, am obern Euphrat und in Nordsyrien. Im Mai 1884 wurde er zum Abteilungsdirektor bei den königl. Museen in Berlin ernannt, jedoch mit der Anweisung seines Wohnsitzes in Smyrna, um von hier aus die Interessen der königl. Museen im Orient wahrzunehmen. 1888 leitete er die Ausgrabung von Sindschirli in Nordsyrien und eine kurze Versuchsausgrabung in Tralles, und seit Dez. 1890 bis jetzt (1893) gräbt er Magnesia am Mäander aus. Mit O. Puchstein gab er heraus: "Reisen in Kleinasien und Nordsyrien" (mit Atlas, Berl. 1890).

Humansdorp, Bezirk in der südöstl. Provinz der Kapkolonie, an der Südküste, nahe westlich von Port Elizabeth, hat 5050 qkm und (1891) 11841 E., darunter 4126 Weiße. Das Land umschließt eine reizende gutbewaldete Hügelgegend mit Ackerbau und Viehzucht. Der Zitzikammaforst liefert hochgeschätztes Bauholz. Der Hauptort H. hat 551 E.

Humb., bei naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für Alexander von Humboldt (s. d.).

Humber (spr. hömmb'r), Ästuar an der Ostküste Englands, wird gebildet durch die gemeinschaftliche Mündung von Ouse und Trent. Der H. ist 60 km lang, trennt die Höhenzüge Lincoln-Heights und York-Wolds, hat bis Hull östl., dann südöstl. Richtung. Am Ausgang zur See ragt die Spitze der Halbinsel Holderneß, Spurn-Head, weit nach S. vor. Die Ufer sind flach, mit weißem Schlamm bedeckt. Hier liegen die wichtigen Häfen Hull und Great-Grimsby sowie im innersten Winkel Goole.

Humbert (ital. Umberto), Rainer Karl Emanuel Johann Ferdinand Eugen H., König von Italien, Sohn Victor Emanuels II., wurde 14. März 1844 in Turin geboren. An den Bestrebungen der ital. Patrioten nahm er regen Anteil, diente als Hauptmann im ital. Feldzuge von 1859 und zeichnete sich 1866 bei Villafranca als Generallieutenant der 16. Division aus. Nachdem er hierauf an der Umbildung des ital. Heerwesens mitgewirkt hatte, übernahm er als Generallieutenant nach der Einnahme von Rom den Befehl über die dortige Division und wurde 1871 Generalkommandant des dortigen Armeekorps. Am 9. Jan. 1878 kam er auf den Thron, leistete 19. Jan. den Eid auf die Verfassung und eröffnete 7. März das Parlament. Dem Angriff Passanantes, der den König 17. Nov. 1878 am Schlusse einer mit seiner Gemahlin Margherita und dem Kronprinzen Victor Emanuel, Prinzen von Neapel, gemachten Rundreise in Neapel anfiel, folgte eine stürmische Kundgebung des Landes für das Königtum. Der harte Schlag, welcher das im Innern durch die Radikalen, Republikaner, Irredentisten und Klerikalen beunruhigte, mit dem Papsttum wegen der Besetzung von Rom noch unversöhnte Land durch die Besetzung von Tunis von seiten Frankreichs traf, veranlaßte H. zum Anschluß an das deutsch-österr. Schutzbündnis. Auf den Rat Bismarcks begab sich H. mit Mancini 27. Okt. 1881 nach Wien. Nachdem 1883 der Dreibund zwischen Deutschland, Österreich und Italien abgeschlossen worden war, wurde 17. bis 20. Dez. H. vom damaligen deutschen Kronprinzen, spätern Kaiser Friedrich III., in Rom besucht. Große Volkstümlichkeit erwarb sich der König durch sein menschenfreundliches und furchtloses Auftreten bei dem Erdbeben in Casamicciola 1883 und bei der Choleraepidemie in Neapel 1884. Den Besuch Kaiser Wilhelms II. in Rom 11. bis 19. Okt. 1888 erwiderte H., begleitet vom Kronprinzen und von Crispi, 21. bis 26. Mai 1889 in Berlin, wo er eine glänzende Aufnahme fand. Den Besuch, den König und Königin von Italien 20. bis 24. Juni 1892 in Potsdam und Berlin anläßlich der Verlobung ihres Pathenkindes der Prinzessin Margarete, jüngsten Schwester Kaiser Wilhelms II. machten, gab dieser mit der Kaiserin zurück bei der silbernen Hochzeit, die das ital. Königspaar April 1893 unter großen Festlichkeiten beging. H. hat sowohl in seiner auswärtigen Politik, in der er die vom Vater eingeschlagene Linie, trotz seiner frühern Hinneigung zu Frankreich, festzuhalten suchte, wie in seinem Verhalten gegenüber der Verfassung, die er durchaus zur Richtschnur nimmt, Zuverlässigkeit und Beständigkeit bewiesen. (S. Italien, Geschichte.) Seit 22. April 1868 ist H. vermählt mit seiner Cousine Margherita Maria Theresia (geb. 20. Nov. 1851), Tochter seines Oheims Ferdinand, Herzogs von Genua. Dieser Ehe entstammt Victor Emanuel, Prinz von Neapel, geb. 11. Nov. 1869.

Humbert (spr. ongbähr), Gustave Amédée, franz. Rechtsgelehrter und Politiker, geb. 28. Juni 1822 zu Metz, studierte die Rechte zu Paris und wurde