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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hundsaffe - Hundswut

Hundsaffe, s. Makako.

Hundsfeld, Stadt im Kreis Öls des preuß. Reg.-Bez. Breslau, 7 km im NO. von Breslau, zwischen der Weide und dem Juliusburger Wasser, an der Linie Breslau-Öls und der Nebenlinie H.-Trebnitz (19,7 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Steueramtes, hat (1890) 1415 E., darunter 549 Katholiken; Post, Telegraph, evang. und kath. Kirche; Fabrikation von Wurst und Dachpappe, Ziegeleien, Ackerbau und Viehzucht. Hier fand 1109 ein Gefecht zwischen Kaiser Heinrich V. und Boleslaw III. von Polen statt.

Hundsfisch (Umbra), eine aus zwei kleinen Arten bestehende, den Hechten nahe verwandte Gattung von sehr merkwürdiger geogr. Verbreitung: die eine Art (Umbra Crameri Fitz.) bisweilen im südöstl. Europa, in Ungarn, die andere (Umbra limi Kirtland) im centralen Nordamerika.

Hundsflechte, s. Peltigera.

Hundsgleiße, soviel wie Gleiße (s. Aethusa).

Hundsgras, deutscher Name für Dactylis glomerata L. (s. Dactylis).

Hundsgrotte (Grotta del cane), eine wegen ihrer Mofetten berühmte Höhle zwischen Neapel und Pozzuoli, am Rande des Kratersees Agnano (s. d.), ist etwa 3 m. tief, 1 m breit und 3 m hoch. Kleinere Tiere (z. B. Hunde, daher der Name H.), welche man in die Höhle bringt, werden betäubt oder ersticken. Die Grotte war schon den Alten bekannt und wurde von Plinius beschrieben.

Hundshaare, Grannenhaare, Ziegenhaare, Falsche Haare, Stichelhaare, die langen, groben, nicht gekräuselten Haare, wie sie im Vließ der Schafe und anderer Wolle liefernden Tiere neben den gekräuselten feinen Haaren der Grundwolle vorkommen.

Hundshai, s. Haifische.

Hundshirse, s. Cynodon.

Hundskamille, deutscher Name der Gattung Anthemis (s. d.).

Hundskirsche, in einigen Gegenden die Beere der weißen Zaunrübe (s. Bryonia).

Hundskohl, s. Apocynum.

Hundskraut, s. Solanum.

Hundspetersilie, s. Aethusa.

Hundsrose, s. Rose.

Hundsrücken, Gebirge, s. Hunsrück.

Hundsschwanz, Pflanzengattung, s. Cynosurus.

Hundsstern, s. Sirius.

Hundssternperiode, s. Kalender.

Hundstage, die Zeit, in der die Sonne die Grade 120-150 der Ekliptik oder das Zeichen des Löwen durchläuft und die um den 24. Juli beginnt und um den 24. Aug. endigt; sie heißt deshalb so, weil die entsprechende Jahreszeit, bei den Griechen Opora genannt, dadurch bestimmt wurde, daß der Hundsstern oder Sirius dann mit der Sonne auf- und unterging. Diese Zeit ist in Griechenland sehr heiß; auch in Deutschland gilt sie für die heißeste Zeit des Jahres, wiewohl gegen ihr Ende die Abnahme der Wärme öfters sehr merklich wird.

Hundstagsfliege (Anthomyia canicularis L.), kleine Stubenfliege, 5-6 min lang, Bruststück grauschwarz, oben mit drei dunkeln Linien, Hinterleib grau, vorn an den Seiten gelblich durchscheinend, findet sich im Spätsommer häufig auch in Häusern und wird ebenso lästig wie die gemeine Stubenfliege (s. d.)

Hundsweizen, s. Agropyrum.

Hundswolle, Pflanze, s. Apocynum.

Hundswürger, Pflanze, s. Cynanchum.

Hundswut (Wutkrankheit, Tollwut, Wasserscheu, Lyssa, Rabies canina), eine eigentümliche, schon im Altertum bekannte und bereits von Aristoteles und Celsus meisterhaft beschriebene akute Infektionskrankheit, welche ursprünglich die Hunde und die dem Hundegeschlecht angehörenden Tiere, die Wölfe, Hyänen, Schakale und Füchse, befällt, aber von diesen auch auf den Menschen, die Katze, auf Hornvieh, auf Pferde, Schweine, Meerschweinchen und Kaninchen, vielleicht selbst auf Vögel übertragen werden kann. Die Symptome der Tollheit an Hunden sind nach Rasse, Temperament, Alter, Geschlecht u. s. w. verschieden; man faßt aber dieselbe richtig auf, wenn man sie als eine fieberhafte, mit Delirien und andern Funktionsstörungen verbundene Erkrankung des Centralnervensystems betrachtet. Den hauptsächlichsten Krankheitszeichen nach lassen sich jedoch die schon längst angenommenen zwei Hauptformen des Übels, die rasende und die stille Wut, beibehalten, obschon diese sich nur in seltenen Fällen streng scheiden. Die erstere giebt sich besonders dadurch kund, daß die Hunde mit dem Anfange der Krankheit ihr bisheriges Betragen (besonders auffällig gegen Personen, denen sie sonst zugethan sind) ändern, eine wechselnde Gemütsstimmung und große Unruhe zeigen, ungewöhnlich herumschweifen, überhaupt großen Vagiertrieb kundgeben, viel an kalten Gegenständen lecken, die Freßlust verlieren oder fremdartige Gegenstände, wie Holz, Stroh, Steine, Nägel u. s. w., verschlingen, weder bellen noch in der Art der gesunden Hunde heulen, sondern einen eigentümlichen heisern Ton von sich geben, der zwischen jenen ziemlich mitteninne steht, früher oder später eine sehr heftige Neigung zum Beißen rasch an ihnen sich vorbeibewegender Dinge, endlich gegen Katzen, dann gegen Hunde und zuletzt gegen Menschen zeigen, oft auch in die bloße Luft schnappen, in ihrem äußerlichen Ansehen zwar im Anfange weniger verändert sind, nach einigen Tagen aber gerötete und dazu sehr matte Augen bekommen, in kurzer Zeit infolge der stetigen Aufregung sehr abmagern und ein rauhes, struppiges Äußere erhalten (sog. maniakalisches Stadium). Die stille Wut (melancholisches Stadium) unterscheidet sich von der rasenden dadurch, daß der Unterkiefer vermöge einer Lähmung seiner Muskeln herabhängt, weshalb alles, was in die Mundhöhle gebracht wird, gleichwie auch der Speichel, wieder herausfließt, daß der Trieb zum Beißen und Umherlaufen nicht so heftig ist (doch kann trotz der gelähmten Unterkiefermuskeln gebissen werden), daß die veränderte Stimme nur selten gehört wird, daß bald Unempfindlichkeit gegen äußere Einwirkungen, Lähmung des Hinterteils, Teilnamlosigkeit und Betäubung hinzutritt (sog. paralytisches Stadium). Ihren Herrn erkennen die kranken Hunde in den spätern Stadien der Krankheit häufig erst, wenn sie angerufen (aus den Delirien erweckt) werden. Wasserscheu, Abneigung gegen glänzende Gegenstände zeigen die Hunde nicht immer. Das Licht scheuen sie nur, wenn die Augen entzündet sind, und den Schwanz ziehen sie ein (lassen ihn hängen) nur bei Lähmung der hintern Körperhälfte. In allen Fällen erfolgt der Tod 6-8, längstens bis 12 Tage nach dem ersten Auftreten der Krankheit; die Fälle von angeblichen Heilungen beruhen meist auf Verwechselungen mit andern ähnlichen Erkrankungen. Bei den Sektionen