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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hygieinemuseum - Hygroskopicität

der, Casper beschäftigen sich vorzugsweise mit öffentlicher H. die Annales d'hygiène publique et de médicine légale (Paris, seit 1829), die Vierteljahrschrift für gerichtliche Medizin und öffentliches Sanitätswesen (hg. von Eulenberg, Berl. 1852 fg.), die Deutsche Vierteljahrschrift für öffentliche Gesundheitspflege (hg. von Finkelnburg u. a., Braunschw. 1869 fg.), Die Veröffentlichungen des Kaiserlich Deutschen Gesundheitsamtes (Berl. 1877 fg.), Centralblatt für allgemeine Gesundheitspflege (hg. von Finkelnburg u. a., Bonn 1882 fg.), Archiv für H. (hg. von Pettenkofer u. a., Münch. 1883 fg.), Zeitschrift für H. (hg. von Koch und Flügge, Lpz. 1886 fg.).

Hygieinemuseum, s. Hygieinische Institute.

Hygieinische Institute, Anstalten zum Unterricht in der Hygieine und zu deren Pflege, die in der neuern Zeit (meist in Verbindung mit einer Hochschule) an zahlreichen Orten Deutschlands und des Auslandes gewöhnlich aus Staatsmitteln, jedoch, wie in Amerika, auch durch wohlthätige Stiftungen begründet wurden. Das erste Hygieinische Institut wurde 1877 in München auf Betreiben Max von Pettenkofers durch die bayr. Staatsregierung mit einem Kostenaufwand von 180 000 Fl. erbaut. Seitdem sind größere H. I. entstanden in Berlin, wo sich in Verbindung mit dem Institut ein großartiges Hygieinemuseum befindet, in Leipzig, Breslau, Halle a. S. u. s. w., in Wien, Budapest, Klausenburg u. s. w. Diese Anstalten dienen in erster Linie dem Unterricht und der Forschung. Aber auch zur praktischen Bethätigung der Gesundheitspflege wurden H. I. errichtet. Sie dienen als Pflegestätten teils für das gesamte Gebiet der öffentlichen Hygieine, teils nur gewisser Zweige derselben, namentlich der Prophylaxe der Infektionskrankheiten, wie die neuen Institute von Pasteur in Paris, von Koch in Berlin, das Hygieinische Institut in Hamburg u. a. m.

Hygieinische Normallampe, s. Lampen.

Hygiene, Hygienisch, andere Schreibung für Hygieine (s. d.), Hygieinisch.

Hyginus, röm. Bischof, ungefähr 136-140. Unter ihm traten die Gnostiker Cerdon (s. Marcion) und Valentinus in Rom auf.

Hyginus, Gajus Julius, röm. Grammatiker im Zeitalter des Augustus, Schüler des Alexander Polyhistor und Freund des Ovid, war ein Freigelassener des Kaisers, der ihn hoch schätzte und zum Vorsteher der Palatinischen Bibliothek ernannte. Er schrieb u. a. vielleicht über ital. Städte, berühmte Männer der röm. Geschichte, sammelte und kommentierte allerlei zu röm. Dichtern u. s. w. Seinen Namen tragen zwei Kompilationen. Die eine führte den Gesamttitel "Genealogiae", wurde aber vom ersten Herausgeber "Fabulae" benannt, weil der zweite größere Teil die Erzählung griech. Mythen aus griech. Quellen enthält und deswegen besonders wertvoll ist. Die zweite Schrift, in ältern Ausgaben "Poeticon astronomicon", in den Handschriften "De astronomia" betitelt, ist ein Werk über Sternsagen, die Elemente der Himmelskunde und der Sternbilder, ebenfalls nach griech. Lehrbüchern (Eratosthenes u. s. w.). Erstere Schrift benutzte man bis tief ins Mittelalter hinein als Schulbuch; sie ist in sehr verstümmelter Form auf uns gekommen. Das letztere Werk ward im Mittelalter viel gelesen und ist etwas besser erhalten. Beide Werke wurden in den "Mythographi latini" von Muncker (2 Bde., Amsterd. 1681), in den "Auctores mythogr. lat." von van Staveren (2 Bde., Leid. 1742) und in den "Lat. Mythographen" von Bunte (Heft 1, Brem. 1852), die "Fabulae", von demselben (Lpz. 1857), mit kritisch berichtigtem Text von M. Schmidt (Jena 1872) und die "Astronomica" von Bunte (Lpz. 1875) herausgegeben.

Hygro... (vom grch. hygrós, naß, feucht), Feuchtigteits..., feucht...

Hygrograph (grch.) wird ein Instrument genannt, das die Luftfeuchtigkeit (s. d.) selbstthätig, ununterbrochen oder in bestimmten Zeiträumen aufschreibt. Man kann hierzu alle die Methoden anwenden, welche beim Artikel Thermograph erwähnt werden, es muß dann nur außer dem trocknen Thermometer, wie beim Psychrometer (s. d.), noch ein dauernd befeuchtetes Thermometer registriert werden. Sehr bequem ist dies, wo photogr. Registrierung oder Markierung durch Sonden angewendet wird. Auch das Haarhygrometer (s. d.) kann zur Registrierung eingerichtet werden, es braucht nur der Zeiger mit einem Schreibstift versehen zu werden, wobei man allerdings ein Bündel Haare anwenden muß. Endlich hat man auch versucht, Absorptionshygrometer (s. d.) als H. zu verwenden.

Hygrologie (grch.), Lehre von der Feuchtigkeit, besonders der Luft.

Hygrom (grch.), Balggeschwulst mit wässerigem Inhalt.

Hygrometer (grch.) oder Notiometer, Instrumente, die zur Bestimmung der Luftfeuchtigkeit dienen, wie das Absorptionshygrometer, das Haarhygrometer, das Kondensationshygrometer und das Psychrometer (s. diese Artikel). Ein selbstregistrierendes H. heißt Hygrograph (s. d.).

Hygrometrie (grch.), die Lehre von der Bestimmung des Feuchtigkeitsgehalts der Luft (s. Luftfeuchtigkeit); die dazu dienenden Instrumente sind die Hygrometer (s. d.).

Hygroskop (grch., d. i. Feuchtigkeitsanzeiger), Bezeichnung für Instrumente, die durch den bloßen Augenschein einen Schluß auf die größere oder geringere Luftfeuchtigkeit zu machen gestatten.

Hygroskopicität, die Eigenschaft der Stoffe, durch Flächenanziehung dampfförmiges Wasser an ihrer Oberfläche oder in ihrem Innern zu verdichten. Diese Eigenschaft kommt in besonders hohem Grade vielen organischen Gebilden, Haaren, Wolle, Seide, Pflanzenteilen, Stärkemehl zu. Die H. dieser Körper ist so groß, daß sie sich völlig trocken nur in einer künstlich ausgetrockneten Atmosphäre aufbewahren lassen. Sobald sie im künstlich getrockneten Zustande der gewöhnlichen Luft ausgesetzt werden, nehmen sie, ohne irgendwie feucht zu erscheinen, in kürzester Frist aus derselben so viel Wasser auf, daß sie ihr Gewicht um 10-20 Proz. vermehren. Die Menge der so absorbierten Feuchtigkeit ist verschieden nach dem augenblicklichen Wassergehalt der Atmosphäre, derart, daß die betreffenden Körper sich beständig mit dem Wassergehalt der Atmosphäre ins Gleichgewicht setzen. So geben sie an relativ trockne Luft Wasser ab und nehmen aus feuchterer Wasser auf; hiermit ist eine Raum- bez. Gewichtsänderung verbunden, was bei den Hygrometern (s. d.) benutzt wird. Die Verstimmung der Streichinstrumente während des Konzerts ist ebenfalls auf ein Feuchtwerden der hygroskopischen Darmsaiten zurückzuführen. Manche chem. Stoffe (Salze) sind so stark hygroskopisch, daß sie eine Wasserdampfmenge aufnehmen, die zu ihrer Auflösung hinreicht; solche Stoffe nennt man zerfließlich, wie z. B. Pottasche, Chlorcalcium, Chlormagnesium u. a. Auch Flüssigkeiten, wie z. B. Alkohol und Schwefelsäure, sind hygrosko-^[folgende Seite]