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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Indifferenzzone - Indigen
üsch, weder positiv noch negativ elektrisch ist. Die
Verbindungslinie aller I. auf der Oberfläche eines
solchen Körpers heißt Indifferenzlinie, auch
Indifferenzgürtet oder Indifferenzzone.-
In der Psychologie ist I. die Grenze zwischen
Lust- und Unlustzuständen, bei der ein Gleichgewicht
der Gefühlslage erreickt ist. So können gewisse
Vorstellungen, namentlich gewohnheitsmäßig ge-
gebene, ohne die Begleitung angenehmer oder un-
angenehmer Gemütserregung, d. h. gleichgültig sein.
Ebenso geht bei der Steigerung einer in müßigen
Graden wohlthuenden Sinnesreizung das Gefühl
der Lust durch einen I. allmählich in das der Un-
lust über. Auch beim Temperatursinn redet man
von einem I. Es ist diejenige Temperatur, die neu-
tral empfunden wird, deren Steigerung Wärme,
deren Herabsetzung Kälte erregt. Dieser physiol.
Nullpunkt wird mit der neutralen Hauttemperatur
(etwa 34° 0. im Durchschnitt) identifiziert.
Indifferenzzone, s. Indifferenzpunkt.
Mdig, soviel wie Indigo ls. d.).
Indigblau, Indigotin, (^Hio X2 0^ der
wertvolle färbende Bestandteil des natürlichen In-
digos, der etwa 40-80 Proz. davon enthält. Zur
Neindarstellung verwandelt man Indigo durch Re-
duktion in eine alkalische Lösung von Indigweiß
(s. d.). Beim Ansäuern fällt dasselbe in Flocken aus
und wird beim Schütteln mit Luft unter Aufnahme
von Sauerstoff in I. übergeführt. Auch auf künst-
lichem Wege läßt sich I. darstellen. Als Ausgangs-
material dient hierzu nach Baeyer die Zimmetsäure
(s. d.), die zunächst durch rauchende Salpetersäure in
Para- und Orthonitrozimmetsäure umgewandelt
wird. Nur die letztere ist für die Darstellung des I.
verwendbar und wird durch Brom in ein Dibromid,
0" H4 (XO-) - 0IINr - 0IINi- - 000H, übergeführt.
Kocht man das Orthonitrozimmctsäuredibromid mit
einer alkoholischen Lösung von Kalihydrat, so ent-
steht Orthonitrophenylpropiolsäure, 0g II4 (XO^ -
0^0-00011, die auch kurzweg Propiolsäure
genannt wird. Aus dieser Säure bildet sich leicht
I., wenn auf die alkalische Löfung Reduktions-
mittel, wie Traubenzucker oder xanthogensaures
Natron, einwirken. Unter Ausnahme von Wasser-
stoff und Abspaltung von Kohlensäure und Wasser
vereinigen sich hierbei zwei Moleküle Propiolsäure
nach folgender Gleichung:
^I^MO-)-^ 0.0()0II^4H^0igll^02^
> 200.^ 21^0.
Nach der neuern Synthese von .heumann erhitzt
man Phenylglycin, 0, ^ ^11 - 0H2 ^ II saus
Anilin und Monochloressigsäure), oder dessen Car-
bonsäure mit Ätzkali, löst die Schmelze in Wasser
und oxydiert das entstandene Indoxol an der Luft.
Die chem. Konstitution des I. ist sehr wahrschein-
lich solgende:
Indigblau
' Indol.
Es ist demnach ein Abkömmling des Indols (s. d.).
Das I. ist ein dunkelblaues Pulver mit rötlichem
Schimmer und wird durch Reiben kupferrot und
metallglänzend. In fast allen Lösungsmitteln ist
es uMskch. In Chloroform und heißem Anilin
U)st es sich in geringer Menge mit blauer, in ge-
schmolzenem Paraffin mit roter Farbe. Aus heißem
Terpentinöl krystallisiert es in schönen blauen Ta-
seln. Bei 300" verwandelt es sich in purpurroten
Dampf. Es verbindet sich weder mit Säuren noch
mit Alkalien, nur durch konzentrierte Schwefelfäure
wird es in Indigmono- und -disulfonsäure (s. In-
digblauschwefelsauren) umgewandelt. Durch redu-
zierende Mittel geht es in Indigweiß über; beim
Erhitzen mit Kalihydrat entsteht Anilin; Salpeter-
säure oxydiert es zu gelbrotem Isatin (s. d.).
Der künstliche Indigo ist nicht im stände mit
dem natürlichen zu konkurrieren, da seine Herstel-
lung zu teuer ist. Es liegt dies daran, daß alle syn-
thetischen Methoden zu schlechte Ausbeute liefern;
es entstehen bei der Nitrierung der Zimmetsäure
nur 40 Proz. von dem allein verwendbaren Ortho-
nitroderivate. In neuester Zeit sind mehrere neue
Verfahren zur Herstellung von Indigo patentiert
worden; ob sie sich in der Technik bewähren, läßt
sich noch nicht beurteilen.
Indigblauschwefelsäuren, zwei verschiedene
Sulfonsäuren, die entstehen, wenn man auf Indig-
blau oder auf sehr fein gepulverten Indigo konzen-
trierte Schwefelfäure einwirken läßt. Je nach der
Dauer der Reaktion und der Menge der Säure
entsteht entweder Indigm 0 n 0 sulf 0 nsäure,
0ig Hg ^2 ^2 302 OH, oder Indigdisulfon-
fäure,0,g 11^2 02 2(802 0ll).
Indigmonofulfonsäure, auch Phönicin-
fchwefelfä'ure, Indigpurpur und Purpur-
fchwefelfäure genannt, erhält man, indem man
1 Teil feingepulverten Indigo mit 20 Teilen Schwe-
felsäure von 66" N. bei gewöhnlicher Temperatur so
lange digeriert, bis sich ein Tropfen der Mischung
klar in Wasser löst. Die so erhaltene Flüssigkeit ist
die Indigkomposition derBlaufäroer, Indig-
tinktur. Wird die Löfung mit Wasser verdünnt,
so fällt die Säure in purpurroten, in fäurehaltigem
Wasser unlöslichen Flocken nieder, die mit ver-
dünnter Salzsäure gewaschen werden, um die über-
schüssige Schwefelsäure zu entfernen. Getrocknet
stellt sie eine blaue Masse dar, die ein rötliches,
in Wasser und Alkohol lösliches Pulver giebt.
Indigdisulfonfäure, Cörulinfchwefel-
fäure, Sulfindigfäure, Sulfindylfäure,
wird gebildet, indem man Indigo in rauchender
Schwefelfäure löst. Wird die Flüssigkeit mit Wasser
verdünnt, so scheidet sich meist etwas Monosäure
aus, voll der abfiltriert wird. Bringt man Wolle
in die fo erhaltene Flüssigkeit, so färbt sie sich intensiv
blau und erschöpft die Löfung völlig an Farbstoff.
Die blaue Wolle giebt die Säure an Alkalien leicht
wieder ab, unter Bildung von leichtlöslichen blauen
Salzen. Verfetzt man die durch Verdünnen der ur-
fprünglichen Löfung erhaltene Flüfsigkeit mit Koch-
falz, fo entsteht das Natriumfalz der Indigdisulfon-
fäure als ein in Salzlösung unlöslicher, in Wasser
leichtlöslicher Niederschlag, der nach dem Abpressen
der Flüssigkeit einen wichtigen Farbstoff, den In-
digkarmin, bildet, der im Handel in Vreiform und
trocken vorkommt und die Namen blauerKarmin,
lösliches Indigblau, gefällter Indigo,
Cörule'in, Indigotin, Chemisch Blau,
Wunderblau führt und vielfach zum Färben von
Wolle und Seide dient.
Illdigdifulfönsäure, s. Indigblauschwefel-
fäurcn. ftisch, einheimifch.
Indigcn (lat. wliiZöna, "eingeboren"), inlän-
Indigen, Handelsname sür Induline (s. d.).