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Infanterietruppendivision – Infibulation
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Infanterieschule zu St. Maixent'
etwa 400 festgesetzt. Im Frieden darf kein Unteroffizier der Infanterie zum Offizier befördert werden, der
nicht diese Schule mit Erfolg besucht hat. Die Schule ist entstanden aus der frühern Unteroffizierschule
des Lagers von Avors.
Infantĭa Christi (lat.),
die Kindheitsgeschichten Jesu, die in den apokryphischen Evangelien behandelt sind,
s. Apokryphen.
Infárkt (Infarctus,
Emphraxis), in der ärztlichen Sprache eine Verstopfung der Kanäle
des menschlichen Körpers, sodaß deren (mehr oder weniger fester) Inhalt, anstatt der Regel gemäß weiter
zu rücken, stockt, sich anhäuft und anderweit verändert. So versteht man unter I. Anhäufungen von Salzen
(Harnsäure, Kalk u. dgl.) innerhalb der Harnkanälchen, weiterhin Anhäufungen von Kotmassen, namentlich
groben, unverdaulichen Speiseresten (Salatblättern, Sehnen u. s. w.), im Darmkanal. In der Geschichte der
Medizin spielt die von dem hess. Leibarzt Johann Kämpf (1750) begründete Lehre von den I. des Darms,
wonach alle Krankheiten auf der Zurückhaltung eingedickter, innerhalb des Darmkanals zersetzter
Kotmassen beruhen, eine außerordentlich wichtige Rolle. Die neuere Medizin nennt I. (frz.
engorgement) hauptsächlich die Anschoppungen (Stauungen) des
Blutes innerhalb der Gewebe.
Der hämorrhagische oder
hämoptoische I. oder Blutknoten
entsteht durch plötzlichen Verschluß der blutzuführenden Arterien eines Organteils
(s. Embolie), wobei das Blut infolge der eingetretenen Stauung allmählich aus den
feinsten Gefäßen aussickert, sich zwischen die Gewebselemente ergießt und so bohnen- bis walnußgroße,
dunkelrote, derbe Knoten von keilförmiger Gestalt bildet, welche entweder allmählich durch Aufsaugung
wieder verschwinden oder in brandige Erweichung übergehen und dadurch den Tod herbeiführen können.
Am häufigsten finden sich die hämorrhagischen I. in den Lungen, der Milz und den Nieren, wo sie sehr
verschiedenartige, oft schwer zu deutende Symptome bilden.
Infatigabel (lat.), unermüdlich.
Infatuation (lat.), das Vernarrtsein in etwas, thörichte Vorliebe für etwas.
In favorem (lat.), zu Gunsten.
Infektion (lat.), Ansteckung, Seuche
(s. Infektionskrankheiten); infektiös, ansteckend,
pest- oder seuchenartig.
Infektionskrankheiten, zum Unterschiede von denjenigen Krankheiten, die durch
veränderte Körperzustände oder Unregelmäßigkeiten in den Organfunktionen entstehen, solche
Erkrankungen, welche durch die Einwanderung von Mikroorganismen in den Körper hervorgerufen werden.
Die Bezeichnung I. stammt aus einer Zeit, in der jene Lebewesen als Erreger dieser Krankheiten noch
nicht bekannt waren, wo man vielmehr als Ursache der I. die Übertragung eines flüchtigen Giftstoffes
(Kontagium) von andern Körpern oder vom Boden aus (Miasma) auf den erkrankten Organismus
(Ansteckung) annahm. Daher die Bezeichnungen kontagiöse und
miasmatische I. Von den durch Vergiftung im gewöhnlichen Sinn
hervorgerufenen Krankheiten unterscheiden sie sich hauptsächlich dadurch, daß die
Gifte (s. d.) sofort nach ihrer Aufnahme ↔ in den Körper ihre
schädlichen Wirkungen entfalten, wogegen die den I. zu Grunde liegenden pflanzlichen oder tierischen
Keime erst nach einer gewissen Zeit, während der sie sich innerhalb des Körpers vervielfältigen oder
reproduzieren (sog. Inkubationsstadium), mehr oder minder schwere Krankheitserscheinungen hervorrufen.
Zu den I., die man auch nach der Dauer des Verlaufs als akute und
chronische unterscheidet, rechnet man gewöhnlich die akuten
fieberhaften Exantheme (Blattern, Varicellen, Röteln, Masern, Scharlach), ferner Unterleibs- und Flecktyphus,
Rückfallsfieber, Cholera, Gelbfieber, Pest, Ruhr, Diphtheritis, Keuchhusten und Grippe, Wechselfieber,
Cerebrospinalmeningitis, akuten Gelenkrheumatismus, Aussatz und Tuberkulose, Syphilis, Rose, Pyämie
und andere Wundinfektionskrankheiten; auch die sog. Tierkrankheiten oder Zoonosen (Hundswut, Rotz,
Milzbrand u. s. w.) gehören hierher. Über Natur, Entstehung und Ausbreitung der diese Krankheiten
hervorrufenden Ansteckungsstoffe s. Ansteckung, Kontagium
und Miasma; über die Verbreitung der I. s. Epidemie und
Endemie.
Infektionstheorie, die Behauptung einzelner Tierzüchter, daß die erste
Befruchtung den ganzen weiblichen Organismus imprägniere oder ihm eine specifische Impression erteile.
Vermöge derselben soll den Produkten späterer Zeugungen der Stempel aufgedrückt, es soll die Mutter
derartig infiziert sein, daß alle ihre Kinder mehr oder weniger Ähnlichkeit mit dem ersten Erzeuger an sich
tragen und von den Eigenschaften desselben beeinflußt sind. Rasseneigentümlichkeit und die individuellen
Eigenschaften des ersten Erzeugers wären somit für die gesamte Nachkommenschaft eines Muttertieres
entscheidend. Diese besonders bei Jägern und Hundezüchtern, doch auch in der Pferdezucht vielfach
geteilte Anschauung beruht auf unzuverlässigen Beobachtungen, und Settegast hat schon ausführlich die
Unhaltbarkeit der I. nachgewiesen, die auch thatsächlich von dem praktischen Tierzüchter, als durch viele
praktische Erfahrungen widerlegt, nicht mehr bei den Züchtungsmaßregeln beachtet wird. – Vgl. Settegast,
Die Tierzucht (2 Bde., 4. Aufl., Bresl. 1878).
Infĕri (lat.), die Bewohner der Unterwelt, auch letztere selbst;
Inferĭen (inferĭae), Totenopfer.
Inferior (lat. inferĭor), von niederm Grade,
Range, untergeordnet; Inferiorität, das Untergeordnetsein,
niederer Grad, Rang, Wert (Gegensatz: Superiorität).
Infernal (infernalisch, lat.), der Unterwelt,
Hölle angehörig, höllisch, teuflisch; Infernalität, höllisches, teuflisches
Thun, Wesen.
Infernalis lapis (lat.), Höllenstein.
Infertilität (lat.), Unfruchtbarkeit.
Infĕrum mare (lat.), das untere (Tyrrhenische) Meer, im Gegensatze zum
mare superum, dem obern (Adriatischen) Meere. Der Name ist den
antiken Karten entnommen, auf denen Osten oben, Westen unten war.
Infibulation (lat.), eine Operation, welche durch Anwendung mechan. Mittel die
Ausübung des Beischlafs und den Mißbrauch der Genitalien verhindern soll. Sie besteht beim männlichen
Geschlecht im Durchstechen der mäßig angespannten Vorhaut vermittelst einer dicken Nadel und dem
Einheilen eines ringförmig gebogenen und an den Enden zusammengelöteten Metalldrahts
(fibŭla) in die Vorhaut,
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 591.