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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Jagdzoologie - Jagemann (Karoline)
läppen und Federlappen. Die Tuchlappen wer-
den am zweckmäßigsten 40 cm lang und 20 cm breit
gemacht; die sogenannten schwed. Lappen sind lang
und schmal. Diese Lappen werden in gewisser Höhe
(0.5 bis 1,3 m) einfach oder doppelt über dem Voden
hingezogen, indem sie an Bäumen, Sträuchern oder
"
besonders eingesteckten Stangen befestigt werden.
Sve sollen das Wild zurückschrecken, dessen Aus-
brechen an bestimmten Stellen verhüten; sie leisten
namentlich, solange sie dem Wilde noch unbekannt
sind, gute Dienste. Treiben, bei denen Lappen
Verwendung finden, nennt man Läpp jagen.
(S. nachstehende Fig. 5 u. 6.) Vom Ausbrechen
Flg. 6.
des Wildes aus den Lappen stammt die Redensart
"durck die Lappen gehen" für Flüchtigwerden. Der
Jäger unterscheidet noch: "über die Lappen fallen".
Fagdzoologie, die Naturgeschichte des nütz-
lichen und schädlichen Wildes, umfaßt die Benennung
und systematische Einteilung der jagdbaren Tiere,
die Kenntnis ihres innern und äußern Baues, ihrer
Abänderung nach Alter und Geschlecht, ihrer Fort-
pflanzung, Lebensweise, Nahrung, ihres Aufent-
haltes, ihrer Fährten und ihrer Eigentümlichkeiten,
womöglich unter Beachtung der Jägersprache.
Iagdzüge, s. Eisenbahnzüge.^
Iagello oder Iagjello, der ^ohnOlgerds, der
Enkel Gedimins, wurde 1381 nach dem Tode seines
Vaters Großfürst von Litauen und behauptete sich
in dieser Würde gegen seinen Oheim Kejstut, den
er ermorden ließ, und gegen dessen tapfern Sohn
Witold, mit dem er sich versöhnte. Nachdem er das
Christentum angenommen und sich mit der Königin
Hedwig vermählt hatte, bestieg er 1386 als Wla-
dislaw II. den poln. Thron. Seine fortwäbreuden
Kämpfe mit den Deutschen Rittern in Preußen und
sein Bestreben, die Vereinigung Litauens und
Polens aufrecht zu halten, sind die Hauptmomente
seiner 48jährigen Regierung. Die Deutschen Ritter
besiegte er in der Schlacht bei Tannenberg 141<>,
die für Polen zunächst zwar nur geringen Ersola,
hatte, mit der aber des Ordens gänzlicher Verfall
begann. Die Verbindung Polens mit dem von be-
sondern Großfürsten beherrschten Litauen blieb nur
eine lose, und zuletzt trat Litauens Großfürst Swidri-
gajlo m offenem Kampfe gegen Polen auf, ward
aber bei Oszmiana 1432 besiegt. I- gründete 1400
die Universität zu Krakau, die nach ihm die Iagel-
lonische heißt. Auch ist er der Gründer des Bis-
tums Wilna. Er starb 1434 in Grodek bei Lemberg
und wurde zu Krakau beigesetzt. Seine Nachkommen,
die Iagellonen (s. d.), regierten Polen bis 1572.
Iagellonen, Name der von Iagello (s. d.) ge-
stifteten Dynastie, die in Polen und Litauen, Böh-
men und Ungarn geherrscht hat. In Polen regierten
sieben Könige aus dem jagellonischen Hause (1386-
1572) in vier Generationen. Auf Iagello selbst
folgten dessen Söhne (von seiner vierten Gemahlin
Sophie, Fürstin von Kiew) Wladislaw III. und Ka-
simir IV., dann des letztern drei Söhne: Johann I.
Albrecht, Alexander und Sigismund I., zuletzt Si-
gismunds Sohn, Sigismund II. August, mit dem
der jagellonische Mannsstamm in Polen 1572 aus-
starb. Mit Sigismund III., einem Sohne des Kö-
nigs Johann von Schweden und der Schwester
Sigismund II. Augusts, Katharina, kam 1587 eine
weibliche Linie der I. wieder auf den poln. Thron
und regierte in dessen Söhnen Wladislaw IV. und
Johann II. Kasimir noch bis 1668. In Böhmen
und zugleich in Nngarn regierten zwei I.: Wla-
dislaw II., der älteste Sohn des poln. Königs
Kasimir IV. (gest. 15^6), und jenes Sohn Lud-
wig II., welcher 1526 bei Mohacs blieb. Mit Lud-
wigs Schwester Anna erlosch hier 1547 das jagello-
nische Haus '.diese heiratete den Erzherzog Ferdinand
von Osterreich, den spätern Kaiser Ferdinand I., dem
sie die Kronen von Böhmen und Nngarn zubrachte.
Iagemann, Christian Ios., Gelehrter, geb.
1735 zu Dingelstedt im Eichsfeld, trat 1752 in das
Augustinerkloster zu Konstanz, entfloh jedoch bald
aus demselben und ging nach Dänemark, wo er
eine Hauslehrerstelle erhielt. Nach zwei Jahren
kehrte I. von Heimweh getrieben zurück und muhte
zur Sühne nach Rom pilgern. Hier gewann er die
ital. Litteratur so lieb, daß er nach erhaltener Prie-
sterweihe in Florenz blieb und daselbst Beichtvater
der Deutschen wurde. Nach seiner Rückkehr nach
Deutschland wurde I. Direktor des kath. Gymna-
siums in Erfurt und 1775 Privatbibliothekar der
Herzogin Anna Amalie in Weimar. Hier trat er
zum Protestantismus über und verheiratete sich.
I. starb 4. oder 5. Febr. 1804. Durch ^eine "Ge-
schichte der freien Künste und Wissenschaften in
Italien" (5 Bde., Lpz. 1777-81, eine Bearbeitung
von Tiraboschis "8t0iia llsiia iktwi-awi-H itaiiaiiH")
förderte er die Kenntnis der ältern ital. Litteratur
in Deutschland bedeutend, ebenso durch das "Ma-
gazin der ital. Litteratur und Künste" (8 Bde.,
Weim. und Halle 1780-85; hierin auch eine Über-
setzung von Dantes "Inkki-iw" in reimlosen fünf-
süftigen Iamben). I. veröffentlichte auch ein viel-
benutztes ital. Wörterbuch (4 Bde., Lpz. 1805) und
eine "Ital. Sprachlehre" (ebd. 1801).
Iagemann, Karoline, Tochter des vorigen,
Schauspielerin und Sängerin, geb. 5. Jan. 1778 zu
Weimar, erhielt ihre künstlerische Ausbildung in
Mannheim unter Beck und Iffland und wurde 1797
am Weimar. Theater angestellt. Durch ihre außer-
ordentliche Schönheit wie durch ihre seelenvolle
Stimme, ihren trefflichen Vortrag und ihr im Tra-
gischen ergreifendes Spiel riß sie sowohl in der Oper
als im Schauspiel zur Bewunderung hin. Auch
gewann sie die Neigung des Großherzogs Karl