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Janssens - Janus
Photographie; namentlich hat er sich um die Er-
forschung der Konstitution der Sonne verdient ge-
macht. Im Winter 1870 verließ er das von den
Deutschen belagerte Paris im Ballon "Volta", um
die 22. Dez. dieses Jahres in Algier sichtbare totale
Sonnenfinsternis zu beobachten. Auch später hat
er sich an zahlreichen astron. Expeditionen (1871,
1874, 1875, 1882, 1883) beteiligt. 1876 richtete die
franz. Regierung auf Vorschlag der Akademie das
Observatorium zu Meudon ein, als dessen Direktor
er eingesetzt wurde. Das neue Observatorium auf
dem Montblanc hat I. eingerichtet.
Ianfsens (van Nuyfsen), Abraham, vläm.
Maler, geb. 1575 zu Amsterdam, gest. 1632. I.
hat wie Rubens in Italien studiert, ist aber nie wie
dieser zu einem selbständigen nationalen Stil ge-
gelangt, sondern in der ital. Manier besangen ge-
blieben, was sich sowohl in der Formensprache wie
der kühlen, glatten Farbenbehandlung geltend macht.
Viele Kirchen in Flandern besitzen Gemälde von
seiner Hand; berühmt sind: Grablegung Christi und
eine Madonna (in der Karmeliterkirche zu Antwer-
pen), sowie Petri Fischzug und Petri Befreiung (in
der Peterskirche zu Gent). Auch die Galerien zu
Antwerpen (Die Scheide), Wien und Berlin be-
wabren Bilder von ihm.
Ianssens, Pieter (?), niederländ. Maler in der
Art des Pieter de Hooch, war wahrscheinlich um
1660-70 in Amsterdam thätig. Bilder von ihm
befinden sich in den Galerien in München, Frank-
furt a. M. und Petersburg (Kunstakademie) sowie
m Privatbesitz.
Iantra, bulgar. auch Ietar, der 5atru8 der
Römer, rechter Nebenfluß der Donau im Fürsten-
tum Bulgarien, entspringt südlich von Gabrova,
am Nordabhange des Balkan, fließt vor Aufnahme
der Nusica an Tirnova vorüber und mündet nach
einem Lauf von 128 km östlich von Sistov, gegen-
über der Mündung des Vede. Das Flußgebiet um-
faßt 8031 <ikm.
Fantsekiang, Fluß in China, s. Iang-tse-kiang.
Januar (lat.), im Deutschen Ienner oder
Jänner, auch Hart- oder Eismonat genannt,
der erste Monat des Jahres, hat 31 Tage und soll
den Namen durch Numa Pompilius nach dem röm.
Gotte Ianus (s. d.) erhalten haben, dem der erste
Tag dieses Monats gewidmet war.- Während der
ersten zwei Drittel des I. steht die Sonne im Zei-
chen des Steinbocks, während des letzten in dem
des Wassermanns. Der I. ist in Deutschland meist
der kälteste Monat. Als Lostage (s. d.) gelten im I.:
Neujahr, St. Genoveva (3.), Fabian Sebastian (20.),
St.Vincenz (22.) und St.Pauli Bekehrung (25.).
Ianuario, San, Ort in Westafrika, s. Humpata.
Ianuarius (lat., d. i. Pförtner: ital. sau <F6n-
näro), der Keilige, Vifchof von Venevent, wurde
zu Anfang des 4. Jahrh, unter Kaiser Diocletianus
nach vielen Martern zu Puzzuoli enthauptet. Sein
Körper ist in Neapel in der unterirdischen Kapelle
der nach ihm benannten Hauptkirche beigesetzt. Sein
Haupt nebst zwei Fläschchen mit Blut, das eine
fromme Matrone bei seiner Enthauptung auffing,
werden in einer prächtigen Kapelle verwahrt. Das
Blut soll die wunderthätige Eigenschaft haben, wie-
der flüssig zu werden, sobald es in die Nähe des
Hauptes gebracht wird. In der Regel wird dreimal
im Iabre, namentlich am Sterbetage des Heiligen
(19. Sept.), das Wunder unter dem Herbeiströmen
von zahllosen Gläubigen und Neugierigen, außer-
dem bei besondern Veranlassungen, wie Erdbeben,
Seuchen u. s. w., in Scene gesetzt. Fließt das Blut
nicht, so gilt dies für ein fchlimmes Zeichen, das
schon oft Neapel in große Unruhe versetzte. I. ist
der Schutzpatron des frühern Königreichs Neapel.
Ianuarlusorden, sicil. Orden, vom König
Karl III. 6. Juli 1738 gestiftet, zerfiel in Rechts-
ritter und Ehrenritter, die katholisch sein mußten.
Das Ordenszeichen, ein achtspitziges, weiß emaillier-
tes Goldkreuz mit Kugeln an den Spitzen und gol-
denen Lilien in den Winkeln, auf der Vorderseite den
Oberkörper des heil. Ianuarius Zeigend, wurde an
rotem Bande getragen. Der I. hatte eigene Ordens-
tracht, ging aber nach der Annexion des Königreichs
durch Itaüen ein.
Ianus, ein altitalischer, vor allem in Rom hoch-
verehrter Gott, dessen Kult wohl dem religiösen
Bedürfnis entsprang, den Thüren (^nuas) der
Häuser göttlichen Schutz zu sichern. Er wurde in
der Regel mit zwei Gesichtern dargestellt (er führt
deshalb den Beinamen Biceps oder auch Bifrons,
d. h. der Doppelstirnige), weil er wie ein Thür-
hüter (^anitor) beide Sei-
ten des Eingangs zu-
gleich im Auge haben
sollte (s. beistehende Ab-
bildung). Dieses ur-
sprünglich rein häusliche
Amt wurde, wie es scheint,
schon in sehr alter Zeit
auf die Stadtgemeinde,
insbesondere auf deren
Versammlungsplatz, den
Markt (loi-uin), übertra-
gen. So kam es, daß auch die Hauptzugänge zu den
röm. Marktplätzen durch sog. ^ani, d. i. Ianus-
bogen, bezeichnet und als solche dem I. geweiht
wurden. Der berühmteste und älteste dieser Bogen
befand sich am ^oi-mn Ilomauum an der Stelle,
wo das ^Filetum, d. i. die von der 8udura her-
kommende alte Straße, in dasselbe einmündete,
also Mischen der Kurie (8. ^.(Iriano) und der
I^silicg. ^emilia. Die Errichtung dieses ältesten
Bogens, in dem eine eherne Statue des Gottes
stand, wurde dem Numa Pompilius zugeschrieben.
Die eigentümliche Sitte, durch das öffnen seiner
Thüren den Krieg, durch ihr Schließen den allge-
meinen Reichsfrieden anzudeuten, erklärt sich wohl
am besten durch den Glauben, daß es für die auf
dem Forum versammelten und durch den Ianus-
bogen hindurch ins Feld rückenden Bürger eine
schlimme Vorbedeutung gewesen wäre, wenn man
hinter ihnen den gottgesegneten Eingang zum
Forum, dem Sammelplatze der röm. Volksgemeinde,
verschlossen hätte. Die Schließung konnte natur-
gemäß erst dann stattfinden, wenn die ausgerückten
Bürger wieder glücklich heimgekehrt waren und das
göttliche Wirken des I. nach außen unnötig er-
schien. Später wurde I. auch zu einem göttlichen
Beschützer aller Anfänge (das röm. Wort für An-
fang initium bedeutet ursprünglich soviel als
Eingehen oder Eingang). Als solchem waren dem
I. vor allem die Kalenden, d. h. die Anfangs-
tage der Monate, die früheste Morgenstunde (?at6r
NawtinuF) und der erste Monat des röm. Jahres,
der Ianuarius, geweiht. Bei Gebeten und Opfern
pflegte man ihn vor allen andern Göttern an erster
Stelle anzurufen. Auch der Anfang des mensch-
lichen Lebens, die Zeugung, stand unter der Obhut