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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Janusbildung; Janus Pannonius; Janville; Japan; Japan (Klima, Pflanzen- und Tierwelt); Japan (Oberflächengestaltung)

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Janusbildung – Japan (Oberflächengestaltung. Klima, Pflanzen- und Tierwelt)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Janus'

des J. (Consivius). Dieser Auffassung entspricht es endlich auch, wenn ihn die spätere rationalisierende Sage zum Weltenschöpfer oder zum ältesten italischen König macht. Als solcher soll er noch vor Saturn und Jupiter auf dem Janiculum (am rechten Tiberufer) geherrscht und von dort aus die Segnungen des Ackerbaues, Schiffbaues, der Münzprägung u.s.w. verbreitet haben. Darstellungen des J. finden sich auf den alten röm. Libralassen. – Vgl. Mommsen, Histoire de la monnaie romaine, traduite par le Duc de Blacas (4 Bde., Par. 1865–75).

Janusbildung, s. Syncephalus.

Janus Pannonĭus, ungar. Humanist, geb. 29. Aug. 1434 zu Czezmicze in Slawonien, daher gewöhnlich Johannes von Czezmicze (früher fälschlich Cesinge) genannt, studierte in Ferrara und Padua und wurde 1458 Koadjutor seines Oheims, des Bischofs Vitéz von Großwardein. König Matthias ernannte ihn 1459 zum Bischof von Fünfkirchen. Nachdem er 1464 den Feldzug gegen die Türken mitgemacht hatte, ließ er sich 1471 in die Verschwörung ein, die sein Oheim, nunmehr Primas von Ungarn, gegen Matthias angezettelt hatte. Nach dem Fehlschlagen flüchtete J. P. nach Kroatien, wo er in Bärenburg Ende 1472 starb. Eine vollständige Ausgabe seiner Werke (2 Bde.) erschien Utrecht 1784; zahlreiche Nachträge dazu in Abels «Analecta» (Budapest 1880).

Janville, Gabrielle de Martel de, franz. Schriftstellerin, s. Martel de Janville, Gabrielle de.

Japan, in der Landessprache Nipon oder Daï Nipon (d. h. das große Nipon) genannt, Inselreich im O. von Asien, breitet sich von 25°50' bis 47° nördl. Br. und 123°23' bis 152°40' östl. L. von Greenwich aus. Es besteht aus den vier Hauptinseln Jesso (Hokkaido), Hondo oder Nipon, Shikoku und Kiushiu und einer großen Menge kleinerer und ganz kleiner Inseln. Die Gesamtzahl aller wird von den Japanern selbst auf 3850 berechnet. Die Nordgrenze des Reichs bildet die Kurilenstraße zwischen dem Kap Lopatka auf Kamtschatka und der Insel Shumshu; im O. und S. wird es von dem Stillen Ocean, im W. vom Japanischen Meer (s. d.) und dem Meer von Ochotsk bespült. Der Flächeninhalt sämtlicher Inseln einschließlich der Gruppen der Kurilen (s. d.), der Liu-kiu und der Bonin-Inseln (s. d.) beträgt 382416, nach Strelbitskij 386852 qkm. (Hierzu eine Karte: Japan.)

Oberflächengestaltung. Die Inselgruppe liegt am Rande der submarinen Fortsetzung des asiat. Kontinents; unweit der Ostküste stürzt der Sockel bis auf 8000 m Tiefe hinab. An das leichtgebogene Nipon hängen sich im SW. und im NO. die zwei andern Hauptinseln an, während Shikoku sich zwischen Kiushiu und die Halbinsel Kii von Nipon einschiebt. Die Inseln bestehen aus Stücken einfacher Kettengebirge, die sich der Längsachse parallel und, aus krystallinischen Schiefern, Granit und Gneis sowie paläozoischen Ablagerungen bestehend, in 12–1500 m Höhe zeigen. Diese Bergzüge werden durch die vulkanische Kette, die als Fortsetzung der Oshima-Inseln mit dem Fusijama auf Hondo stößt und hier durch zahlreiche vulkanische Vorkommnisse charakterisiert ist, in zwei Teile geteilt. Nach Kiushiu greift der vulkanische Liu-kiubogen, nach dem Osten von Jesso der der Kurilen hinüber. Die innern Zonen der Ketten sind durch einzelne oder Reihen von Vulkanen ausgefüllt. Von diesen sind zu ↔ erwähnen: auf den Kurilen der Vulkan auf der Insel Alaid, nordwestlich von der Insel Paramushir (3000–3500 m); der Pik Sarytschew auf Matau, und die noch thätigen Vulkane auf Urup, Iturup und Kunashir; auf Jesso eine Anzahl teils ausgebrannter, teils noch thätiger Vulkane; auf Nipon der 3745 m hohe Fusijama (s. d.), japan. Fusi-no-jama, der Asama-jama, der Haku-san und der Jako-jama; auf Kiushiu der 1424 m hohe Onzen, japan. Onzen-notake, der Aso-jama, der Mi-take und der Kiri-shima. Die meisten von ihnen sind noch jetzt thätig. Auch auf den Liu-kiu, auf einigen kleinern Inseln in der Nähe von Nipon und Kiushiu giebt es teils noch thätige, teils erloschene Vulkane. Sie alle bilden eins der Hauptglieder der langen Kette, die sich durch sie von Hinterindien über die Sunda-Inseln, Molukken und Philippinen bis nach Kamtschatka und den Alëuten hinzieht. Erdbeben, oft sehr verwüstender Art, sind sehr häufig, besonders an der pacifischen Seite des Landes. Ihre Zahl während des J. 1885 betrug 482, 1889: 930, darunter 767 örtlicher Natur; das größte Erdbebengebiet umfaßte 89000 qkm. Die meisten Erdbeben suchen die Ostspitze von Jesso und das nördl. und mittlere Nipon, besonders Tokio selbst, heim. Zier wurde das Erdbeben vom 28. Okt. bis 15. Nov. 1892 besonders verderblich. Im südlichen J. werden hauptsächlich die Gegenden von Osaka, Kioto und des Biwasees erschüttert. J. ist daher auch das klassische Land des Erdbebenstudiums. Die Zahl der Flüsse ist sehr groß, aber sie sind meist zu reißend oder im Wasserstand zu wechselnd, als daß die Schiffahrt Nutzen von ihnen ziehen könnte. Eine Ausnahme hiervon macht unter anderm der gegenwärtig sogar vielfach von Dampfschiffen befahrene Fluß Jodo (japan. Jodogawa) auf Nipon.

Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Bei der beträchtlichen geogr. Breitenausdehnung des Archipels zeigen die klimatischen Verhältnisse der einzelnen Inseln große Verschiedenheit. Die Nähe des Kontinents macht sich in dem schroffen Gegensatz von Sommer und Winter geltend. Die mittlere Temperatur des Sommers ist in Nagasaki +27,7, die des Winters aber +8,4°C. Im Juli und August steigt das Thermometer oft auf 36 bis 37°, während im Winter Schnee und Eis nicht selten sind. Das Klima im nördl. Teil von Nipon und auf Jesso ist rauh und im Winter fällt reichlich Schnee. In den Wintermonaten wehen rauhe Winde aus NW., N. und NO., während vom August bis zum Oktober Cyklone oder Drehstürme von furchtbar zerstörender Kraft in den südlichern Teilen häufig sind. Nach Woeikofs Untersuchungen ist der Westen von Jesso und Nipon südlich bis zum 36.° nördl. Br. im Winter wegen des Einflusses der Japanischen See wärmer als der Osten; jenseit der angegebenen Südgrenze ist die Ostseite im Winter etwas wärmer. Im Sommer ist dagegen der Osten, besonders südlich bis 38°30' nördl. Br. bedeutend kälter als der Westen. – Die Flora wechselt von Süd zu Nord und außerdem nach der Bodenerhöhung. Rein unterscheidet fünf Pflanzungszonen:

  • 1) Zone des Kiefernwaldes und Wacholders bis 400 m;
  • 2) Zone der Kryptomerien, Cypressen und Eiben, 1000 m, zugleich die Region der Kastanien, Laminaceen, Magnoliaceen u.s.w.;
  • 3) Zone der Pinus firma And., 1500 m, zugleich die der Eichen, Buchen, Ahorne, Erlen, Roßkastanien u.s.w.;
  • 4) Zone der Tannen und Lärchen, 2000 m;
  • 5) Zone des Knieholzes, 2000 m

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 857.