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Juncus – Junges Belgien
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Juncaceen'
die ganze Erde zerstreut sind und zum Teil bis in die höchsten Breiten hinaufgehen. Es sind krautartige Pflanzen mit meist
ausdauernden Rhizomen, linealen grasartigen oder cylindrischen Blättern. Die Blüten sind klein und unansehnlich, stehen in
verschiedenartig gestalteten, meist köpfchen- oder rispenförmigen Blütenständen. Die J. wachsen vorzugsweise auf
sumpfigem Boden und haben als Futterkräuter geringen Wert. - Vgl. Buchenau,
Monographia Juncacearum (Lpz. 1890).
Jung, Jak. Friedr. Alexander, kulturhistor. und philos.
Schriftsteller, geb. 28. März 1799 zu Rastenburg in Ostpreußen, studierte seit 1826 in Berlin und Königsberg Theologie
und Philosophie und widmete sich dann vorzugsweise der litterar. Thätigkeit. Er starb 20. Aug. 1884 in Königsberg. Unter
seinen Schriften sind hervorzuheben: «Briefe über die neueste Litteratur» (Hamb. 1837), «Vorlesungen über die moderne
Litteratur der Deutschen» (Danz. 1842), «Vorlesungen über sociales Leben und höhere Geselligkeit» (ebd. 1844),
«Königsberg und die Königsberger» (Lpz. 1846), «Frauen und Männer» (Königsb. 1847), «Charaktere, Charakteristiken
und vermischte Schriften» (2 Bde., ebd. 1848), «Friedrich Hölderlin und seine Werke» (Stuttg. 1848), «Goethes
Wanderjahre und die wichtigsten Fragen des 19. Jahrh.» (Mainz 1854), «Briefe über Gutzkows Ritter vom Geiste"
(Lpz. 1856), «Das Geheimnis der Lebenskunst» (2 Bde., ebd. 1858), «Panacee und Theodicee. Illustrationen, Karikaturen
der Gegenwart» (2 Bde., ebd. 1875). Unter seinen belletristischen Schriften, die bei geistiger Vertiefung doch zu wenig
individuelles Leben zeigen, sind die bedeutendsten: «Der Bettler von James Park» (Lpz. 1850), «Rosmarin. Roman»
(5 Bde., ebd. 1862), «Darwin, ein komisch-tragischer Roman in Briefen an einen Pessimisten» (3 Bde., Jena 1873).
Jung, Joach., oder Jungius,
Gelehrter, geb. 22. Okt. 1587 zu Lübeck, widmete sich anfangs der Mathematik und wurde 1609 Professor derselben zu
Gießen, legte aber 1614 seine Professur nieder, lebte mit Ratichius und Helvich in Augsburg, begab sich 1615 nach
Lübeck, dann nach Rostock, wo er bis 1618 blieb und Medizin studierte, und promovierte 1618 zu Padua. 1619 kehrte er
nach Rostock zurück, gründete hier 1622 eine gelehrte Gesellschaft und wurde 1625 Professor der Mathematik an der
Universität daselbst, 1628 Rektor des Johanneums in Hamburg. Er starb hier 17. Sept. 1657. J. gilt als ein Vorgänger
Leibniz’ in dem Bestreben nach einer Reform der Philosophie. Die Botanik verdankt ihm die erste natürlichere Gruppierung
der Pflanzen nach Ideen, die erst nach seinem Tode und nach einer Abschrift seiner Diktate (denn er selbst hat nichts
drucken lassen) von Joh. Baget in «Joachim J. isagoge phytoscopia etc.»
(Hamb. 1678) bekannt und von Linné berücksichtigt wurden. – Vgl. Guhrauer, Joachim J. und sein Zeitalter (Stuttg. 1851);
Avé-Lallemant, Des Dr. J. Jungius aus Lübeck Briefwechsel (Lüb. 1863); ders., Das Leben des Dr. med. Joachim Jungius
(Bresl. 1882); Wohlwill, Joachim Jungius und die Erneuerung atomistischer Lehren im 17. Jahrh. (Hamb. 1887);
ders., Joachim Jungius (ebd. 1888).
Jungbier, s. Bier und Bierbrauerei (Bd. 2, S.999a).
Jungbrunnen, in der german. Sage Brunnen, welchen die Kraft beiwohnt, alternde Menschen zu
verjüngen. So badet in der Sage von Wolfdietrich die rauhe Else in einem J. und wird zur reizenden Sigeminne. Die
Forschung hat den J. für identisch erklärt mit dem märchenhaften Kinderbrunnen der Frau Holle, aus welchem die Seelen
der neugeborenen Kinder kommen. Aus nordischen Quellen ist als J. am bekanntesten Brunnakr, die Halle der Göttin
Idhun (s. d.).
Jung-Bunzlau. 1) Bezirkshauptmannschaft in Böhmen, hat
567,93 qkm, (1890) 64972 (31508 männl., 33464 weibl.) kath. E., 8155 Häuser und
13754 Wohnparteien in 87 Gemeinden mit 129 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Neu-Benatek und J. –
2) J., Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft, links der Iser, auf felsiger Anhöhe (230 m), an den Linien J.-Nimburg
(31 km) der Österr. Nordwest- und Prag-Bakow-Georgswalde der Böhm. Nordbahn, besteht aus der Alt- und Neustadt und
den Vorstädten Podoletz und Ptát und hat (1890) 11518 meist kath. czech. E., in Garnison (625 Mann) das 3. Bataillon des
36. Infanterieregiments «Reichsgraf Browne», Post, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Kreis-, Bezirksgericht
(201,41 qkm, 52 Gemeinden, 81 Ortschaften, 39946 czech. E.), fünf Kirchen, von denen
eine früher den Böhmischen Brüdern gehörte, ein Piaristenkollegium, eine alte Burg (10. Jahrh.), jetzt Kaserne, ein
Templerhaus, altes Rathaus, jetzt Kreisgericht, neues Rathaus, Gasanstalt, czech. Staatsobergymnasium, zwei Bürger-,
eine allgemeine Handwerker-, eine Handelsfortbildungs- und eine Ackerbauschule; Wollspinnerei und Färberei,
Baumwollwarenfabrik, Stärke-, Seifen- und Spiritusfabriken, drei Kunstmühlen, Brauereien, eine Aktien-Zuckerfabrik und
regen Handel. – Ihre Gründung verdankt die Stadt dem Herzog Boleslaw II. um 995. Im 16. Jahrh. war sie ein Hauptsitz der
Böhmischen Brüder, welche hier eine der ersten böhm. Buchdruckereien gründeten.
Junge Pfalz (Pfalz-Neuburg),
s. Neuburg.
Jünger (grch. mathetai, «Schüler»), die Anhänger
Johannes des Täufers, die Apostel (s. d.) und übrigen ersten Nachfolger Jesu.
Jungermannia L.,
Lebermoosgattung aus der Familie der Jungermanniaceen (s. Lebermoose), sehr zahlreiche, über
die ganze Erde verbreitete Arten. Sie wachsen meist an feuchten Orten oder auf Baumstämmen, wo sie der Rinde dicht
anliegende grüne, braune oder rötliche Überzüge bilden. Die Stengel sind gewöhnlich reich verzweigt und tragen dicht
aneinander liegende schuppenförmige Blättchen. Die Sporogonien entwickeln sich meist aus den Stengelspitzen, seltener
stehen sie auf kleinen Ästchen nahe unterhalb des Stengelendes. Die Kapseln öffnen sich mit vier Klappen und enthalten
neben den Sporen zahlreiche Schleuderzellen oder Elateren. Eine der bei uns häufigsten ist
J. (Plagiochila) asplenioides L. (s. Tafel: Moose I,
Fig. 3).
Junges Belgien (La jeune Belgique), eine neue belg.
Schriftstellerschule, die sich nur dem Studium des Schönen widmet, die Politik aber als geisttötend und überflüssig
unbeachtet läßt. In der Zeitschrift «La jeune Belgique» (seit 1884) erschienen
bedeutende Werke, sowohl Poesie als Prosa.